Ankunft mit etwas Hoffnung im Gepäck

St Ingbert · Der sprunghafte Anstieg an Flüchtlingen beschäftigt das St. Ingberter Rathaus. Das Landesaufnahmegesetz verlangt es, eine Unterbringung kurzfristig möglich zu machen. Die Stadt hofft auch auf private Vermieter.

Von zwölfeinhalb Flüchtlingen im vergangenen Jahr spricht Birgit Schöndorf . Zwölfeinhalb? Tatsächlich ist aus dem halben Ankömmling in St. Ingbert im Februar ein neuer Erdenbürger geworden, der auf ein besseres Leben hoffen darf, als seine Eltern bislang hatten. Zwölfeinhalb - das klingt überschaubar. Auch wenn sich die Stadt damit schon um deutlich mehr Menschen, die kaum etwas anderes als eine vage Hoffnung als Gepäck haben, kümmern musste wie in den Jahren davor. Doch jüngst schnellt die Zahl nach oben, sind es 2014 bereits 35 Flüchtlingen, die in der Mittelstadt Unterschlupf gefunden haben. Birgit Schöndorf , im Rathaus für Sozialangelegenheiten zuständig, wirkt entspannt, auch wenn sie bis Jahresende mit insgesamt 60 bis 70 Flüchtlingen rechnet. Natürlich bedeute ein solcher Ansturm Arbeit. Aber wenn sie vom Schicksal der Leute höre, schäme sie sich zuweilen für jeden Gedanken an persönliche Überforderung.

Eritrea und Syrien sind die beiden Länder, deren Lebensbedingungen derzeit besonders viele Menschen die Flucht nach Europa ergreifen lässt. Ein Teil von ihnen schafft es nach Deutschland. Im Saarland, erläutert Schöndorf , landen die Menschen in der Regel im Aufnahmelager in Lebach. Von dort werden sie auf die Kommunen verteilt nach einem festgelegten Schlüssel. Die Kommunen sind gesetzlich dazu verpflichtet, den Asylsuchenden eine Unterkunft bereitzustellen, bis deren Status geklärt ist. Und das unter Umständen von jetzt auf gleich. Gerade aufgrund der Wellenbewegungen, die es im Zusammenhang mit Asyl immer wieder gebe, bedürfe es einer großen Flexibilität und einem guten Maß an Kreativität, um genau dann Platz zu haben, wenn er gebraucht wird.

Die Stadt St. Ingbert hat rund 70 Gebäude mit insgesamt 170 Wohnungen, sagt Stefan Eich von der Abteilung Gebäude und Liegenschaften. Zum allergrößten Teil dauerhaft vermietet. "Zum Glück sind derzeit ein paar Wohnungen frei", setzt er hinterher. Die Stadt bringt die Wohnungen wieder in einen bezugsfertigen Zustand. In der Blieskasteler Straße gibt es ein paar Unterkünfte, die regelmäßig als Übergangsquartier für Asylsuchende zur Verfügung stehen. In der Kaiserstraße lässt die Rathausabteilung derzeit Wohnraum herrichten.

Froh sei die Verwaltung aber auch, wenn Privatpersonen günstige Wohnungen zur Vermietung anböten, betont Eich. Die Syrer und Eritreer, die es momentan nach St. Ingbert verschlagen habe, seien "klasse Leute", sagt Schöndorf . Wenn sie privat untergebracht würden, bestehe Anspruch auf eine Erstausstattung mit Gebrauchtmöbeln. Neben der Rathausabteilung "Familie und Soziales" kümmert sich die Caritas mit einer Integrationslotsin um die Ankömmlinge - auch um die halben.

Zum Thema:

Hintergrund Die Zahl der Flüchtlinge, die St. Ingbert unterbringen muss, ist sprunghaft gestiegen. Wer Wohnraum frei hat, kann sich mit Birgit Schöndorf in Verbindung setzen, Tel. (0 68 94) 1 33 94. Bedarf besteht auch an Gebrauchträdern, abzugeben in der Caritas-Radwerkstatt, Montag bis Freitag, 9 bis 12.30 Uhr, Kirchengasse. mbe

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort