Ministerpräsidentin auf Sommertour im virtuellen Raum Assistenzsysteme schulen auch ZF-Mitarbeiter

St. Ingbert · Ministerpräsidentin Anke Rehlinger besuchte bei ihrer Sommertour auch die Software-Firma Artengis in St. Ingbert. Dort war zu erleben, wie moderne Programme Großbetrieben und Handwerkern helfen.

 Ministerpräsidentin Anke Rehlinger ist gerade im virtuellen Raum bei ZF und baut ein Getriebe zusammen. Michael Koch, Softwareentwickler bei Artengis, hilft ihr dabei.

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger ist gerade im virtuellen Raum bei ZF und baut ein Getriebe zusammen. Michael Koch, Softwareentwickler bei Artengis, hilft ihr dabei.

Foto: Peter Gaschott

Artengis heißt ein kleines Unternehmen in der Saarbrücker Straße 1-3 in St. Ingbert. Um zu erklären, was Artengis macht, brauchte Firmenchef Michael Schlicker eine gute Viertelstunde und gut vorbereitete Präsentationen. Trotzdem ist die Software, die Artengis entwickelt, der absolute Renner in ihrem Marktsegment. Das Unternehmen in der Mittelstadt war jetzt eine der Stationen auf der Sommertour der saarländischen Ministerpräsidentin Anke Rehlinger am vergangenen Donnerstag.

Immerhin beschäftigt Artengis in St. Ingbert und Birkenfeld 25 Mitarbeiter. Zu den Kunden gehören unter anderem der Heizungshersteller Vaillant und der Getriebeproduzent ZF. Fragt man Schlicker nach seinen Zielen, kommt scherzhaft die Antwort „irgendwann Google kaufen“. So weit wird es nicht kommen, aber Schlicker und sein Team sind auf einem sehr erfolgreichen Weg.

Schlickers Software hilft bei handwerklichen Tätigkeiten. Am Beispiel eines Heizungstechnikers erklärt er die Arbeitsweise. Auf seinem Tablet sieht der Techniker, der im Heizungskeller vor einer defekten Heizung steht, die einzelnen Elemente der Heizung. Er wird angeleitet, sein Messgerät an bestimmte Punkte anzuschließen. Bilder auf dem Tablet zeigen das Messgerät und dort zeigen sie genau, wo die Anschlusspunkte an der Heizung sind. Die Messwerte, die der Monteur dann abliest und eingibt, öffnen die nächsten Schritte. Sie leiten den Monteur durch alle möglichen Stationen bis zur Fehlerbehebung.

 Auf ihrer Sommertour besuchte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger auch das St. Ingberter Unternehmen Artengis. Firmenchef Michael Schlicker begrüßte sie. Foto: Peter Gaschott

Auf ihrer Sommertour besuchte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger auch das St. Ingberter Unternehmen Artengis. Firmenchef Michael Schlicker begrüßte sie. Foto: Peter Gaschott

Foto: Peter Gaschott

Um ein solches Programm zu erstellen, mussten Arbeitsschritte bis ins kleinste Detail aufgespalten werden. Alle erdenklichen Verhaltensweisen, Fehler und Missverständnisse müssen aufgenommen werden. Am Ende steht eine Anleitung, die es eigentlich jedem Laien ermöglichen würde, hochkomplexe Arbeitsvorgänge zu bewältigen. „Fachkompetenz sollte trotzdem vorhanden sein“, schränkt Schlicker ein.

Weiteres Anwendungsgebiet, hier am Beispiel ZF, ist die Einarbeitung neuer Mitarbeiter oder Ferienhelfer. Arbeitsplätze werden virtuell nachgebaut. Mit Datenbrille hält man sich in diesem virtuellen Raum auf. Auch die Arbeitsabläufe selbst werden originalgetreu im virtuellen Raum abgebildet. Der künftige Mitarbeiter greift Werkstücke, fügt sie zusammen, stellt sie in eine Presse, löst diese aus – wobei er mit den Fingern auch im virtuellen Raum wegbleiben muss, sonst löst der Schutzmechanismus aus und bricht den Vorgang ab. Das Programm sagt genau, wo Teile angefasst werden, wo sie herkommen, und wo sie nach der Bearbeitung abgelegt werden. Möglich ist es auch, dass Mitarbeiter an völlig unterschiedlichen Orten gemeinsam in einem virtuellen Raum arbeiten.

Firmenchef Michael Schlicker: „Wir sind darauf spezialisiert, Produkte und Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus innovativ miteinander zu verbinden. Damit können wir unsere Kunden sowohl bei der Konstruktion und Produktentwicklung als auch im Marketing und beim Technischen Kundendienst unterstützen.“ Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zögerte nicht, ebenfalls die Datenbrille aufzuziehen und unter Anleitung von Michael Koch ein ZF-Getriebe zusammenzubauen. „Jetzt kann ich dort als Ferienarbeiter anheuern“, freute sie sich.

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