Eine wirklich interessante Exkursion Zu den Quellen „Werzbacher“ Lebens

Oberwürzbach · Seit zehn Jahren bietet Alois Ohsiek in seinem Heimatort Oberwürzbach eine Führung zu den Bauwerken der Wasserversorgung an. Sieben von 31 Brunnen werden bei solch einer Tour angesteuert.

 Wasser ist an einem warmen Sommertag ein lohnendes Thema. Alois Ohsiek (Mitte) bietet seit zehn Jahren eine entsprechende Wanderung in Oberwürzbach an.

Wasser ist an einem warmen Sommertag ein lohnendes Thema. Alois Ohsiek (Mitte) bietet seit zehn Jahren eine entsprechende Wanderung in Oberwürzbach an.

Foto: Cornelia Jung

Glücklich kann sich schätzen, wer bei diesem sommerlichen Wetter seine Zeit am oder im Wasser verbringen kann. Bei um die 30 Grad im Schatten tendiert die Lust zur Bewegung bei Vielen gegen Null. Trotzdem kann eine Wanderung auch ganz erfrischend sein, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir haben uns trotz gleißender Sonne einer „Brunnenwanderung“ der besonderen Art in Oberwürzbach angeschlossen. Natur- und Landschaftsführer Alois Ohsiek nimmt uns und andere Interessenten mit auf einen Stadtteilrundgang zu markanten Orten der ehemaligen Wasserversorgung im Würzbachtal. Direkt oberhalb des Treffpunkts am Ortseingang von Reichenbrunn führt uns ein Weg in den Wald, am Lehrbienenstand vorbei und dann ein kurzes Stück „querwaldein“ an die erste Station des Weges, der in zwei Stunden an die Quellen von Würzbachs Wasser führen soll. Ohsiek hat den Schlüssel für eine im Unterholz, von oben vom Weg nicht einsehbare Brunnenstube mitgebracht, über deren Eingang die Jahreszahl 1931 steht. Genau in dieser Zeit war es, so erfahren wir, als die Wasserversorgung im Dorf revolutioniert wurde. Wurde diese vor 1930 durch verschiedene Ziehbrunnen gewährleistet, gab es danach eine zentrale Wasserleitung, die die einzelnen Haushalte in Oberwürzbach mit dem lebensnotwendigen Nass versorgte. Nach Reichenbrunn, das damals noch zu Ensheim gehörte, wurde 1932 eine Wasserleitung verlegt. Gespeist wurde sie durch Wasser aus der beim Rundgang besuchten Brunnenstube, das in Hochbehälter gepumpt und von dort mit Gefälle und dem entsprechenden Druck in die Häuser verteilt wurde. Noch heute versorgt diese Brunnenstube am Südhang des Betzentaler Berges, in der die Besucher der Spur des Wassers folgen und bei angenehmen Temperaturen in das Bergesinnere vordringen, den Dorfbrunnen in der Ortsmitte von Reichenbrunn. Dort führt die Wanderung mit Ohsiek ebenfalls vorbei. Am Brunnen angekommen, ist eine Dame skeptisch, ob man das Wasser trinken kann. Das Wasser in den Oberwürzbacher Brunnen darf nicht als Trinkwasser bezeichnet werden, da es dann regelmäßigen Prüfungen unterzogen werden müsste. Zum Trinken ist es aber aufgrund der Filtereigenschaften des Buntsandsteins, der im Untergrund ansteht, trotzdem hervorragend geeignet.

Es gibt Oberwürzbacher, die schwören auf mit Werzbacher Wasser gebrühten Kaffee oder Tee. „Es gibt Leute, die holen das Wasser sogar für ihre Aquarien“, weiß der ehemalige Grundschullehrer Ohsiek zu berichten. Na dann. Flink füllen die Teilnehmer der Exkursion ihre leeren Flaschen auf – eine Wohltat an diesem Tag, an dem man schon ohne große Bewegung schwitzt. Am Brunnen macht der 79-jährige Ohsiek einen kurzen Exkurs in die Heraldik. Er erklärt das Oberwürzbacher Wappen, das neben anderer Symbolik auch eine angedeutete Welle und ein Mühlrad zeigt, das für den Ortsteil Rittersmühle steht. „Wasser ist Leben“ war auch das Prüfungsthema Ohsieks, als er sich 2009 zum Landschafts- und Naturführer in der Biosphäre Bliesgau ausbilden ließ. Neben einigen anderen Führungen zu heimischen Bauernhöfen und einer Tour, die sich mit dem Leben der Arbeiter vor 100 Jahren befasst, ist „Wasser“ sein Thema geblieben. Dreimal jährlich führt er Einheimische und Touristen an die Quellen des Baches, an dem er selbst sein Zuhause hat. Er zeigt seinen Gästen noch eine weitere Brunnenstube, einen Brunnen an der Frohsinn-Wanderhütte, den Rothsolig-Brunnen, der erst 1983 gebaut wurde, den Martin-Sprengard-Brunnen oberhalb der Lourdes-Grotte und vermittelte ganz nebenbei noch zahlreiche Informationen zur Ortsgeschichte, zur Geologie und zur Beschaffenheit des Wassers.

Eine Ommersheimerin nahm teil, weil sie selbst ihr Wasser in Rittersmühle holt und ihr Mann wissen wollte, ob man es wirklich ohne Bedenken trinken kann. Sie wird die Wanderung wohl noch einmal machen, dann gemeinsam mit ihrem Partner. Eine St. Ingberterin war gekommen, weil sie einfach nur das Thema Wasser interessierte. Mit dabei waren auch drei Senioren aus Oberwürzbach, die ganz nebenbei einige Fakten zur Führung beisteuerten, weil wir „Sachen wissen, die andere nicht wissen“. Trotz guter Ortskenntnis konnten auch sie noch Neues entdecken. „Wir sind als Buben immer hier rumgestromert. Ich kenne die Ecken, aber ich war noch nie in so einer Brunnenstube“, sagte beispielsweise ein 80-Jähriger aus dem Ort.

Und ein Tipp: Wenn Sie vorhaben, sich mal mit Alois Ohsiek auf die Spuren des Wassers zu begeben: Bringen Sie etwas mehr Zeit mit, denn die ist bei dieser Führung so schnell vorbei wie das Wasser fließt.

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