Demo gegen Rechts Mit Kerzenlicht gegen rechte Tendenzen

St Ingbert · Das Bündnis „Bunt statt braun“ hatte auch in St. Ingbert zu einer symbolischen Aktion aufgerufen.

 Vor die Engelbertskirche trafen am Samstagnachmittag sich die Demonstranten.

Vor die Engelbertskirche trafen am Samstagnachmittag sich die Demonstranten.

Foto: Cornelia Jung

Viele sind nach zwei Jahren Corona-Pandemie genervt, irritiert oder auch „vom Glauben abgefallen“. Jeder hat eine Meinung zu den von der Regierung angeordneten Maßnahmen. Da wurde sachlich diskutiert, quer gedacht, im stillen Kämmerlein gelitten oder auf Facebook geschimpft. Kein Thema hat in den vergangenen Monaten die Menschen weltweit mehr beschäftigt als Corona. Und statt sich zu freuen, dass es einen Impfstoff gegen das Virus gibt, werden von einzelnen Verschwörungstheorien bemüht, und es wird protestiert. Auch in St. Ingbert finden Montagsspaziergänge statt, und es wird rege über den Umgang mit der Impfung gesprochen. Doch eine neue Qualität der Aussagen wurde erreicht, als an Stolpersteinen Zettel ausgelegt wurden, die die jetzige Situation mit jener im Dritten Reich vergleichen. Mit der Gleichsetzung der vermeintlichen Ausgrenzung von Sich-nicht-Impfen-lassen-Wollenden mit den Schicksalen jüdischer Menschen im Holocaust wurde eine Grenze überschritten.

Am Samstag gab es als Antwort auch auf solche „Entgleisungen“ landesweite Lichteraktionen des Bündnisses „Bunt statt braun“. Eine davon auch vor der Alten Kirche in St. Ingbert. Unter dem Motto „Mit Anstand und Abstand zusammenhalten gegen Corona“ sollte mit brennenden Kerzen ein Zeichen gegen Corona-Verschwörungsmythen oder Holocaust-Vergleiche bei Demos gegen die Corona-Maßnahmen gesetzt werden. „Corona belastet uns alle und behindert das soziale Leben. Aber der einzige Umgang damit ist der Dialog“, sagte Simon Ohl, einer der Initiatoren des Aktionsbündnisses. Die demokratischen Werte dürften bei allem Unmut nicht vergessen werden. Dafür brannten die Lichter vor der Engelbertskirche und auch „als Zeichen des Gedenkens an die Opfer von Corona“. Ein Miteinander im Austausch könne aber nur gelingen, wenn die „drei Botschaften“ nicht ignoriert würden. Da wäre einmal die Einsicht, dass Covid existiert. Außerdem verbiete sich ein Vergleich der Corona-Schutzmaßnahmen mit der Schoah, mit dem das durch faschistische Zwangsmaßnahmen hervorgerufene Opferleid relativiert werde. Und zum Dritten verlangten die Akteure, dass trotz kritischen Hinterfragens der Corona-Regeln eine klare Abgrenzung gegen Rechts erfolgen müsse.

Während der Aktion suchten auch vereinzelt Impfgegner das Gespräch mit den rund 20 Umstehenden. Hier ging es aber um den Austausch von unterschiedlichen Argumenten und nicht um das Bemühen von Parolen, die die Erlebnisse der Kriegsgeneration mit Füßen treten.

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