St.Ingbert setzt aufs Fahrrad St. Ingbert soll (fahrrad)mobiler werden

St. Ingbert · Zum 20. Mal gibt es die von der EU-Kommission ins Leben gerufene Europäische Mobilitätswoche (EMW), doch bisher ging die internationale Kampagne an St. Ingbert vorbei. Bis jetzt, denn ADFC, BUND und der Mobilitätsmanager bündelten ihr Engagement und bieten diverse Aktivitäten an.

 Sabine Bosslet-Schneider und Klaus Bosslet radeln eigentlich überall hin. Zum Einkauf geht es dann mit dem elektrounterstützten Lastenanhänger, fast so beladbar wie ein Auto-Kofferraum.

Sabine Bosslet-Schneider und Klaus Bosslet radeln eigentlich überall hin. Zum Einkauf geht es dann mit dem elektrounterstützten Lastenanhänger, fast so beladbar wie ein Auto-Kofferraum.

Foto: Cornelia Jung

Am vergangenen Samstag (18. September) gab es Aktivitäten in gebündelter Form. Im Mittelpunkt stand der Fahrradverkehr. So endete eine Sternfahrt mit herkömmlichen Drahteseln, E-Bikes und Lastenrädern aus Saarbrücken und Homburg vor der Stadthalle. Hier konnten sich die Zweiradfahrer austauschen, aber auch die Teilnehmer am Stadtradeln ihre Preise entgegennehmen. Wie Klaus und Sabine Bosslet, die sich in der Einzelwertung mit 1572 und 1625 Kilometern den zweiten Platz bei den Männern sowie ebenfalls den zweiten Platz bei den Frauen erfuhren.

Für das Ehepaar ist das Stadtradeln keine einmal jährlich stattfindende Aktion, sondern Alltag. Ob der tägliche Arbeitsweg nach Saarbrücken oder der Urlaub, dieses Jahr ging es einmal rund um die Bretagne, das Rad ist in jeder Lebenslage Begleiter der ersten Wahl. Sogar der Wochenendeinkauf wird so erledigt, Dank eines Anhängers mit E-Motor, der, wie Sarah Bosslet versichert, „so viel fasst wie der Kofferraum eines Autos“. Hätte es vor einigen Jahren schon eine Förderung für Lastenräder gegeben, dann hätte dies den Fuhrpark der Bosslets sicher bereichert. Doch damals waren sie einfach zu teuer. Ein reines E-Bike kommt den beiden vorerst nicht in die Garage, schließlich lieben sie die sportliche Herausforderung. Die größte steht für die Fahrradbegeisterten im kommenden Jahr an, wenn die St. Ingberter mit den Drahteseln 7500 Kilometer vom Nordkap bis nach Malta fahren. Für ihre Heimat wünschen sie sich, so wie die vielen anderen Akteure am Samstag auch, dass mehr für die Fahrradfahrer gemacht wird: „Schon der Weg vom Stadtpark hierher ist schwierig und man muss öfter auf den Fußweg ausweichen, was ja eigentlich verboten ist. Die Radstadt St. Ingbert ist ausbaufähig. Unsere Hoffnung ist auch der Mobilitätsmanager.“

Dieser war ebenfalls unter den Sternradlern und kennt die Knackpunkte, die es gerade von seinem Wohnort Kirkel auf die Arbeitsstelle im St. Ingberter Rathaus gibt. Seit Februar macht er auf das Radfahren aufmerksam, vernetzt die Akteure und arbeite viel mit Bewusstseinsmanagement. „Aktiv, sicher und gesund unterwegs“, das Thema der diesjährigen EMW soll keine Eintagsfliege werden, weshalb er die Strahlkraft und Dynamik dieser Woche für seine Arbeit nutzen wolle.

Etwas für Fahrradmobile in St.Ing-bert zu tun, sei auch bitter nötig, findet Joachim Hase vom ADFC Saar, der an dem Morgen aus der Landeshauptstadt angeradelt kam: „Für uns hat sich in St. Ingbert in den letzten drei Jahren nix verändert. Lediglich die Ampel an Wendlings Eck hat sich verschlechtert. Hier hat man Kosten zulasten der Sicherheit gespart.“ Der Traum sei eine intern als „Kaiserradweg“ bezeichnete Fahrradschnellstraße zwischen Homburg und Saarbrücken.

 St. Ingberts Mobilitätsmanager Dennis Becker hat in Sachen Fahrradverkehr noch einiges zu tun. Doch er ist optimistisch und gut vernetzt.

St. Ingberts Mobilitätsmanager Dennis Becker hat in Sachen Fahrradverkehr noch einiges zu tun. Doch er ist optimistisch und gut vernetzt.

Foto: Cornelia Jung

Nicht nur dafür kämpft auch der BUND, der in der Fußgängerzone an der Engelbertskirche einen Stand hatte. Laut Heike Sicurella müsse der Verkehrsraum fairer aufgeteilt werden. Es lagen Unterschriftenliste für Tempo 30 in Kirkel aus, das Modellprojekt werden könne. Autofahrer sollten dort auf die Bremse gehen, „denn auch Durchgangsstraßen sind Wohnstraßen“.

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