Achtung, Einbruch!

St. Ingbert · In St. Ingbert wird immer öfter eingebrochen. Davor warnt die Polizei. Allein in den vergangenen Monaten verschafften sich ein fünftel mehr Ganoven Zutritt zu Wohnungen als in den Jahren zuvor. Die Aufklärungsrate ist mit 15 Prozent eher mau. Deshalb hofft die Polizei auf die Mithilfe der Bürger - gerade was Prävention angeht.

 Ein Einbruch in die eigene Wohnung kann einen Schock verursachen. Foto: dpa

Ein Einbruch in die eigene Wohnung kann einen Schock verursachen. Foto: dpa

St. Ingbert. Es war ein eigentlich ganz normaler Wintertag in St. Ingbert, so gegen 17 Uhr. Die Dunkelheit war gerade über die Eichendorff- und Wiesenstraße hereingebrochen. Und schon bogen dunkle Gestalten mit ihrem Auto um die Ecke. Binnen zwei Stunden verschafften sich die Ganoven zutritt zu gleich drei Wohnungen, packen allerhand Schmuck und Bargeld ein und zogen in Windeseile und wieder ab. Und von den Tätern fehlte jede Spur. Das klingt erschreckend: Ja. Und es war doch sicher ein Einzelfall: "Nein, längst nicht mehr", warnt Peter Buhmann vom Kriminalitätsbeirat der Stadt. Allein in den ersten vier Monaten des Jahres stieg die Zahl der schweren Diebstähle um 22 Prozent. Und im Vorjahr waren bereits 76 Mal Einbrecher in der Mittelstadt am Werk. Das heißt: 76-mal Schocks, Stress und hilflose Wut. Denn, nachdem die Täter in Sekunden drinnen und binnen Minuten wieder draußen waren, vergehen oft Jahre, bis die Betroffenen die Tat verwunden haben. "Viele Einbruchsopfer leiden Jahre an den Folgen, fühlen sich nicht mehr sicher. Das ist fürchterlich", meint Buhmann.Tragisch ist: Die Täter, meist Osteuropäer, verschwinden spurlos. Weniger als jeder siebte Einbruch (15 Prozent) kann aufgeklärt werden. "Das sind Profis", meint Fred Kreutz vom Landesinstitut für Präventives Handeln. Die Diebe suchen sich die Häuser geschickt aus, überprüfen genau, ob sie von Außen entdeckt werden können, ob es Kameras oder Lichtschranken gibt, die sie enttarnen könnten. Auch spielen Fluchtwege eine große Rolle. Die Gefahr, Opfer eines Einbruchs zu werden, steige mit der Nähe zu Autobahnen, ergänzt Buhmann.

Erschreckend ist: Einbruchszeit ist eigentlich immer. Und oft wüssten die Menschen nicht mal, dass sie Opfer eines Einbruchs geworden sind. "Home-Checking" ist das Stichwort. Wie läuft das ab? Kreutz: "Zwei Ganoven klingeln an der Tür, verschaffen sich unter irgendeinem Vorwand Zugang zur Wohnung. Einer verwickelt den Bewohner in ein Gespräch, während sein Komplize mal kurz zur Toilette muss. Ein Vorwand: Unterwegs schnappt er sich Wertsachen oder auch mal den Autoschlüssel. Das merkt das Opfer gar nicht. Und die Diebe zischen wieder ab." Manchmal wollten Ganoven auch nur die Wohnung inspizieren, ob es sich lohnt, einzubrechen und ob es Alarmanlagen gibt.

Aber was können die Menschen tun, damit sie nicht in die traurige Einbruchsstatistik eingehen? Bürger müssen selbst aktiv werden und so das Einbruchsrisiko minimieren, raten die Experten. Beim Verlassen der Wohnung oder des Hauses sollten Fenster und Türen geschlossen werden. Die Türen sollten nicht nur in Schloss gezogen, sondern abgeschlossen werden. In einer leeren Wohnung solle ruhig Licht brennen, am besten mittels Zeitschaltuhr gesteuert. Nicht zu unterschätzen seien aufmerksame Nachbarn, die sofort die Polizei anrufen, wenn sie Verdächtiges wahrnehmen. "Die Polizei kommt lieber einmal zu oft, als dass sie das Nachsehen haben könnte", meint Ulli Meyer. Der Ortsvorsteher von St. Ingbert-Mitte sei selbst schon fast Opfer von Einbrechern geworden. "Das konnte eine Nachbarin verhindern." Sie bemerkte eine unbekannte Frau hinter Meyers Haus. Sie verscheuchte die Fremde und alarmierte die Ehefrau des Ortsvorstehers. Diese rief dann die Polizei. "Die Beamten rückten sofort aus und fuhren Patrouille in unserer Gegend." Kennzeichen verdächtiger Fahrzeuge notieren, Aussehen verdächtiger Personen merken, die Polizei anrufen - das sei der richtige Weg, sagt Experte Kreutz. Ein verlässlicher Nachbar sollte außerdem bei längerer Abwesenheit eines Wohnungsinhabers den Briefkasten leeren sowie Haus und Wohnung kontrollieren. Das LKA berate Menschen auch kostenlos, wie sie ihre Wohnung vor den Dieben sicherer machen können.

Auf einen Blick

Einbrecher treiben in St. Ingbert derzeit verstärkt ihr Unwesen. Damit die Täter kein leichtes Spiel haben, trommelt die Mittelstadt ihre Bürger zusammen - und zwar am Freitag, 1. Juni, um 15 Uhr im Schulungsraum des Feuerwehrgerätehauses. Das Thema: Wie sichert man sein Haus vor Einbrechern. Bei der Veranstaltung des Ortsrats Mitte und dem St. Ingberter Kriminalitätsbeirat haben Ostvorsteher Ulli Meyer und Peter Buhmann Experten-Hilfe gesichert. Gernot Müller, Landesinstitut für Präventives Handeln, René Gaspard, Landespolizeipräsidium, und Dieter Meissner als Sicherheitsberater sind mit an Bord. pbe

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