Abschied von einer klangvollen Rohrbacher Tradition

Rohrbach. An diesem Wochenende müssen sich die Rohrbacher von einem liebgewonnenen Stück Tradition verabschieden. Die Turmuhr der protestantischen Christuskirche wird am Samstag um Punkt zwölf Uhr stillgelegt. In der vergangenen Zeit scheint die Turmuhr ein Eigenleben entwickelt zu haben

 Die Turmuhr an der Protestantischen Christuskirche in Rohrbach wird an diesem Samstag ihren jahrelangen Dienst einstellen müssen. Foto: SZ

Die Turmuhr an der Protestantischen Christuskirche in Rohrbach wird an diesem Samstag ihren jahrelangen Dienst einstellen müssen. Foto: SZ

Rohrbach. An diesem Wochenende müssen sich die Rohrbacher von einem liebgewonnenen Stück Tradition verabschieden. Die Turmuhr der protestantischen Christuskirche wird am Samstag um Punkt zwölf Uhr stillgelegt. In der vergangenen Zeit scheint die Turmuhr ein Eigenleben entwickelt zu haben. Nicht nur, dass sie schlägt, wann sie möchte, auch die Zifferblätter an allen vier Turmseiten zeigen seltenst die gleiche Zeit an. Wie Pfarrer Alexander Beck erklärt, ist die fast 60 Jahre alte Uhr, eine der letzten noch funktionierenden mechanischen Uhren unserer Gegend, die 1953 nach dem Kirchenbrand von der Firma Siemens und Halske für 452 000 Francs eingebaut wurde, nicht mehr zu reparieren. Auch eine neue Turmuhr anzuschaffen, übersteigt die finanziellen Möglichkeiten der Pfarrei. Spricht man hier von einem Preis von ungefähr 6500 Euro, kann die Summe ohne Sponsoren nicht aufgebracht werden. "Die Gemeinde hat keine Rücklagen mehr", gibt Alexander Beck zu bedenken. "Wir müssen das Dach sanieren. Das hat Priorität. Dafür läuft derzeit schon eine Spendenaktion." Nur durch den Einsatz des Nothilfefonds des Dekanats Homburg, der 50 Prozent der 60000 Euro teuren Dachsanierung bezuschusst, ist es überhaupt möglich, über die Renovierung nachzudenken. "Der Rest muss über Kredite laufen. Für die Uhr ist kein Geld da." So hat das Presbyterium am vergangenen Mittwoch beschlossen, die Uhr stillzulegen. Presbyter Karl-Josef Theobald gibt zu bedenken: "Ohne die nötigen finanziellen Mittel wird zwar nicht die Zeit, jedoch die Uhr unserer Kirche in Rohrbach stehen bleiben." "Viele Bürger werden das Schlagen ihrer Kirchturmuhr vermissen", sagt Pfarrer Beck, "allerdings das korrekte Schlagen". Presbyterin Jutta Robert-Jacob erinnert sich: "Ich konnte früher von meinem Kinderzimmer aus auf die Turmuhr sehen. Ich hatte damals noch keine eigene Uhr und hab mich immer an der Turmuhr orientiert. Mir wird der Glockenschlag fehlen." Dem schließt sich auch Presbyter-Kollegin Hilde Engel an: "Ich wohne ganz in der Nähe. Da ist es immer schön, wenn man draußen am Arbeiten ist, dass man sich am Glockenschlag orientieren kann. Gut, mittlerweile muss man halt öfter nachschauen, wie spät es tatsächlich ist.." Auch Ortsvorsteher Hans Wagner bedauert, dass aufgrund der Sparmaßnahmen ein "liebgewonnenes und vertrautes Element nicht mehr schlagen wird." malAm Samstag, 29. Mai, zwölf Uhr, wird das Pendel angehalten und die Uhr stillgelegt. Wer dabei sein möchte, um 11.45 Uhr vor der Kirche einfinden.

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