Abschied von der Orgel

St Ingbert · Für Berthold Staut endet ein langer Lebensabschnitt. Über 72 Jahre lang hat er regelmäßig Gottesdienste an der Orgel begleitet. Doch jetzt ist Schluss. Nun wurde dem 84-Jährigen große Ehre zuteil.

 Der Einrichtungsleiter des Altenzentrums St. Barbara, Paul Lösch (Mitte), übergab im Beisein der Pfarrer Karl-Josef Lindemann und Andreas Sturm (v.r.) sowie Stauts Frau (li.) an den Organisten Berthold Staut nicht nur das Ehrenzeichen, sondern auch ein Erinnerungsfoto. Foto: Cornelia Jung

Der Einrichtungsleiter des Altenzentrums St. Barbara, Paul Lösch (Mitte), übergab im Beisein der Pfarrer Karl-Josef Lindemann und Andreas Sturm (v.r.) sowie Stauts Frau (li.) an den Organisten Berthold Staut nicht nur das Ehrenzeichen, sondern auch ein Erinnerungsfoto. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Am Tag vor Fronleichnam spielte Berthold Staut bei einem Gottesdienst noch im Altenzentrum St. Barbara die Orgel , doch mit dieser kleinen Feier wurde der 84-Jährige auch verabschiedet. Fast 20 Jahre hatte er in der Einrichtung ehrenamtlich gespielt, in dieser Zeit kamen so allein an diesem Ort 500 Gottesdienste zusammen, die er musikalisch begleitete. Man mag es kaum glauben, wenn seine Frau sagt, dass er seit 72 Jahren in die Tasten greift. "Er lebt eben für die Orgel ", brachte es Pfarrer Karl-Josef Lindemann auf den Punkt. Auch Pfarrer Andreas Sturm war zu der Verabschiedung ins Barbara-Heim gekommen: "Es ist unbezahlbar, dass es Menschen gibt, die die Orgel zur Ehre Gottes spielen. Das ist gut für den Gemeindegesang." Einrichtungsleiter Paul Lösch weiß das Engagement Stauts zu schätzen und habe sich viele Gedanken gemacht, wie man zeigen könne, dass man Berthold Staut für die lange Treue zum Haus dankbar sei. "Die Caritas hat für solche Ereignisse wunderbare Ehrenzeichen, mit denen man, wenn man sie ans Revers steckt, zeigen kann, dass man ein Freund der Caritas und der Menschen ist." Doch bei der Übergabe des Caritas-Ehrenzeichens in Silber ließ es Lösch nicht bewenden.

Er verschenkte auch ein gerahmtes Bild, das Staut in früheren Jahren bei seiner Passion zeigt - dem Orgelspiel. Im Namen der Einrichtung drückte er seine große Dankbarkeit für diesen Dienst aus, denn mit den Texten der Lieder erreiche man Herz und Kopf, aber mit der Musik die Seele.

Wie wichtig das für die Bewohner des Altenzentrums ist, sah man am Mittwoch. Zur Verabschiedung hatte sich Staut mit "Lobet und preiset ihr Völker den Herrn" ein dreistimmiges Lied gewünscht. "Ach du lieber Gott", entfuhr es einer Besucherin angesichts dieser Herausforderung. Die Bewohner übernahmen die erste und zweite Stimme, Lindemann, Sturm und Lösch die dritte. Wer so lange Zeit musikalischer Teil dieses Pflege- und Altenheims war, konnte gar nicht anders, als mit einem Ständchen verabschiedet zu werden. "Das kam aus vollem Herzen", so Pfarrer Lindemann, "auch wenn Sie jetzt gehen, aber, wenn Not am Mann ist, dürfen wir nochmal anrufen, oder?"

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