115 Mann im gefahrvollen Übungseinsatz

Saarpfalz-Kreis · Bei einer ersten, kreisübergreifenden Zusammenarbeit der Gefahrstoff-Bekämpfer aus dem Saarpfalz-Kreis und Neunkirchen lief noch nicht alles rund. Doch dafür übe man ja schließlich und bleibe hier dran, hieß das Fazit.

 Mit Material und Personal (im Hintergrund) absolvierten der Gefahrstoffzug Nord des Saarpfalz-Kreises und der Gefahrstoffzug Neunkirchen auf dem Gelände der Bexbacher Stadtwerke am Samstag ihre erste gemeinsame Übung. Foto: Thorsten Wolf

Mit Material und Personal (im Hintergrund) absolvierten der Gefahrstoffzug Nord des Saarpfalz-Kreises und der Gefahrstoffzug Neunkirchen auf dem Gelände der Bexbacher Stadtwerke am Samstag ihre erste gemeinsame Übung. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Man konnte als Unwissender schon einen Schreck bekommen angesichts dessen, was sich am Samstagnachmittag auf dem Gelände der Bexbacher Stadtwerke abgespielte: Eine schier unübersichtliche Zahl von Feuerwehr-Einsatzfahrzeugen, über 100 Feuerwehrleute, der Fernmeldezug des Katastrophenschutzes des Saarpfalz-Kreises und Aktive des Deutschen Roten Kreuzes rissen das Gelände aus dem "Wochenend-Schlaf". Glücklicherweise war es aber kein echter Einsatz, der hier für Aufsehen sorgte. Vielmehr stand eine waschechte Großübung auf dem Plan, ein Gefahrstoff-Unfall sollte bewältigt werden. Das Szenario barg dabei noch eine echte Besonderheit: Neben den Bexbacher Löschbezirken Bexbach-Mitte und Frankenholz sowie dem Gefahrstoffzug Nord des Saarpfalz-Kreises mit Kräften aus Bexbach, Homburg und Kirkel war auch der Gefahrstoffzug des Landkreises Neunkirchen im Übungseinsatz.

Für die Kulisse dieser ersten, kreisübergreifenden Zusammenarbeit der Gefahrstoff-Bekämpfer sorgten Jürgen Lapre, Löschbezirksführer von Bexbach-Mitte, und Oberbrandmeister Dominic Klein vom Löschbezirk Bexbach-Mitte als zukünftiger Fachberater Chemie im Gefahrstoffzug Nord. "Auf dem Gelände der Stadtwerke ist ein Stapler in einen stehenden Lkw gefahren. Der ist beladen mit unterschiedlichen Chemikalien. Die Ladung ist verrutscht, es gibt Lecks, die Stoffe reagieren hochriskant miteinander. Giftige Stoffe werden frei, es besteht Brandgefahr. Zudem drohen die Chemikalien in einen Kanal zu laufen und der Gabelstaplerfahrer wurde bei diesem Unfall verletzt", skizzierte Klein die Übungslage, die dann auch ein entsprechendes Vorgehen erfordere. "Der verletzte Fahrer wird durch die ersten Kräfte des Löschbezirks Bexbach-Mitte gerettet. Dann wird die Bereich abgesperrt, der Brandschutz wird gewährleistet und die Spezialkräfte des Gefahrstoffzug Nord des Saarpfalz-Kreises und des Gefahrstoffzugs Neunkirchen alarmiert."

So weit, so anspruchsvoll. Nach der Alarmierung entwickelte sich auf dem Gelände der Bexbacher Stadtwerke dann eine erstaunliche Eigendynamik. Wie gefordert, erledigte der Löschbezirk Bexbach-Mitte als Erster am Ort die Personenrettung und den Brandschutz, unterstützt von Löschbezirk Frankenholz, die für den ABC-Schutz der Kräfte von Bexbach-Mitte verantwortlich zeichnete. Danach rückten die Spezialisten der beiden Gefahrstoffzüge an, mit einem enormen Aufwand an Personal und Material. Dekontaminationspunkte wurden eingerichtet, Zelte aufgebaut, das vermeintliche Gefahrgut wurde klassifiziert, es wurde dessen Beseitigung vorbereitet, eingeleitet und erledigt - insgesamt 115 Feuerwehrleute waren im Übungseinsatz. Was schnell auch Laien im Kreis der Übungsbeobachter klar wurde: Das sah nicht nur nach viel aus, das war auch viel an Personal und Material. Und weil jeder der beiden Gefahrstoffzüge seinen Einsatzplan nach seinen Vorgaben umsetze, entstanden auch Dubletten. So gab es gleich zwei Dekontaminationspunkte, neben dem des Löschbezirks Frankenholz auch noch einen des Gefahrstoffzugs aus Neunkirchen. Das sahen auch die beiden Kreisbrandinspekteure aus dem Saarpfalz-Kreis und dem Kreis Neunkirchen, Uwe Wagner und Werner Thom. "Im Moment läuft es noch nicht so gut, wie wir uns das wünschen. Aber das haben wir auch erwartet. Deswegen üben wir ja", machte Wagner klar. "Man muss sich kennen lernen, man muss wissen, wer wie tickt. Man hat sowohl in Neunkirchen als auch im Saarpfalz-Kreis gewisse Automatismen." Die müsse man nun aufeinander abstimmen. "Und dann wird das auch besser." So habe man, wie Thom ergänzte, nun einen Schritt in die richtige Richtung gemacht "und wir werden das auch weiterhin verfolgen".

Zum Thema:

Der Gefahrstoffzug des Saarpfalz-Kreises besteht aus dem Teilbereich Nord (Kräfte der Feuerwehren aus Homburg, Bexbach, Kirkel und der Bosch-Werksfeuerwehr) und dem Teilbereich Süd (Kräfte der Feuerwehren Blieskastel, Gersheim, Mandelbachtal und St. Ingbert). Diese organisatorische Teilung ist nötig, um der gesetzlich vorgegebenen Hilfsfrist und den räumlichen Gegebenheiten im Saarpfalz-Kreis Rechnung zu tragen. Der Gefahrstoffzug kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Einsatzlage atomare, chemische oder biologische Stoffe als Bedrohung aufweist. Kommt es zum Einsatz, dann erfüllen die einzelnen Löschbezirke mit Teilen ihrer Kräfte innerhalb des Gefahrstoffzuges mit festgelegtem Personal und vorbestimmter Ausrüstung unterschiedliche und grundsätzlich definierte Aufgaben.

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