Kirrberg Die Malerei wurde Ruth Dahl in die Wiege gelegt

Kirrberg · Ein Besuch bei der Homburger Künstlerin, die ihr Atelier in ihrem Haus im Stadtteil Kirrberg hat. Eine Ausstellung ist noch im Juni geplant.

 Malerin Ruth Dahl in ihrem Garten, der ihr bisweilen auch als Atelier dient.

Malerin Ruth Dahl in ihrem Garten, der ihr bisweilen auch als Atelier dient.

Foto: Sebastian Dingler

Bei Ruth Dahl haben die Farben ein Zuhause. In dem Haus in Kirrberg, das sie mit ihrem Mann bewohnt, spürt man die Liebe zur Malerei: Das Haus ist voller Gemälde. Viele eigene und Bilder namhafter Künstler haben hier ihre Heimat. Im unteren Geschoss, einschließlich dem großem Garten, befindet sich ihr Atelier.

Das Interesse an der Malerei wurde Dahl in die Wiege gelegt: Ihr Vater war Kunstsammler, seiner Tochter konnte er die Begeisterung für die Kunst vermitteln. Das Gleiche schaffte Dahl gemeinsam mit ihrem Mann auch beim gemeinsamen Sohn. Er wurde Kunst- und Werklehrer mit Studium am anthroposophischen Zentrum, dem Goetheanum Dornach in der Schweiz. „Wir haben unseren Sohn in der Waldorfschule unterrichten lassen, weil uns unter anderem wichtig war, seine künstlerischen Fähigkeiten zu fördern. So kamen wir mit der Anthroposophie ganz tief in Berührung.“ Ruth Dahl ist stark von den Lehren Rudolf Steiners beeinflusst. Der Begründer der Anthroposophie habe auch gesagt, dass im Alter von 49 Jahren ein neuer Zeitabschnitt beginne, erzählt sie. In diesem Alter fängt sie mit der malerischen Ausbildungszeit an und belegt Kurse, unter anderem am Goetheanum, an der Alanus Hochschule in Bonn und an der Akademie für zeitgenössische Kunst am Bodensee. Jetzt empfängt sie die Liebhaber ihrer Malerei am liebsten bei sich zu Hause in der Kleinen Galerie.

Zu jeder Jahreszeit finden dort seit elf Jahren Ausstellungen statt. Oft werden dabei Gedichte malerisch umgesetzt, zum Beispiel von Rose Ausländer oder Mascha Kaléko. Ein Gedicht von Else Lasker-Schüler mit der ersten Zeile „Wenn du sprichst/wacht mein buntes Herz auf“ hat es Dahl besonders angetan: „Das bearbeite ich immer wieder, weil es so weit zu interpretieren ist, das Du, die Sprache und das bunte Herz.“

Samstags gibt es jetzt wieder die Möglichkeit, zwischen 15 und 18 Uhr die Bilder zu sehen. Die nächste Ausstellung, dieses Mal mit dem Titel „Die leuchtenden Farben und das Licht des Sommers“ findet von Freitag dem 19. Juni, bis Mittwoch, den 24. Juni, jeden Tag jeweils von 15 bis 18 Uhr statt. Wegen dieser besonderen Zeit bittet die Malerin darum, sich telefonisch anmelden. Ihre Philosophie des Malens lautet „innere Themen sichtbar machen“.

„Wenn ein Betrachter ein Bild anschaut und sagt: ‚Ja, das gefällt mir‘, dann sieht er immer etwas, was auch in ihm klingt. Etwas, das seinem Wesen entspricht. So kann er Eigenes im Fremden entdeckten.“ Seit Jahren leitet die Malerin eine Malgruppe. Sie könne allein am Stil erkennen, welcher Teilnehmer der Gruppe welches Bild gemalt hat, sagt sie. Wichtig ist ihr auch die Wirkung der Farben auf die Seele. „Blau richtet sich nach innen und vermittelt Ruhe, Weite und Tiefe. Grün steht für Hoffnung und Neubeginn, Rot für Energie, Willenskraft und Mut. Gelb für Licht, Wärme und Helligkeit.“ Außerdem gilt bei ihr: „Kunst soll etwas sein, was Freude bereitet. Dann wird es auch gut. Wenn man selbst eine Freude am Malen hat.“

Dahls Bilder sind auf optimistische Weise farbig. Sie zeigen in der Tat innere Zustände, die nicht immer in Worte zu fassen sind. Das können abstrakte Farbkombinationen sein oder auch ganz konkret wahrnehmbare Porträts. „Ich habe mich lange mit dem Ausdruck des Gesichtes beschäftigt: Etwa, wie schaut ein melancholisch gestimmter oder ein sanguinischer Mensch.“ So wichtig es sei, dass Maltechnik ihren Platz habe, umso wichtiger sei es, dass die Palette menschlicher Empfindungen wie Freude oder Melancholie, Einsamkeit und Gemeinschaft, Licht und Dunkelheit in einem Bild zu sehen sind.

Die Coronakrise hat Ruth Dahl nicht sehr beeinträchtigt, vielleicht sogar inspiriert: „Jetzt, in der Zeit der sozialen Distanz, habe ich mich mit den Themen Nähe und Distanz und dem Thema Demut beschäftigt. Ich selbst war dankbar, dass ich viel Zeit im Garten verbringen konnte. Die Reduktion kann für jemanden, der nicht mehr im Beruf ist, auch ein Gewinn sein.“

Neben der Malerei beherrscht Ruth Dahl auch ein Kunsthandwerk. Sie sammelt seit Jahren Perlen aus aller Welt und fertigt daraus außergewöhnliche Halsketten als Unikate. Mit ihrem Sinn für Farben und Formkombinationen gestaltet sie aus den mannigfachen kleinen Elementen immer wieder neue Schmuckstücke: „Kunst am Hals“ nennt sie das. Natürlich sind auch diese kleinen Kunstwerke bei einem Atelierbesuch zu sehen.

 Ein Bild der Malerin mit dem Titel „Grünkraft“. Foto: Sebastian Dingler

Ein Bild der Malerin mit dem Titel „Grünkraft“. Foto: Sebastian Dingler

Foto: Sebastian Dingler

Info: Kleine Galerie Ruth Dahl, Collingstraße 111 in Kirrberg, Telefonnummer (0 68 41) 6 81 86, Homepage: www.ruth-dahl.de.

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