Sammelfieber Die heiße Liebe zur „Ente“ rostet nicht

Bexbach · Es gibt kein Teil am legendären 2 CV, das Roland Reichert nicht schon mehrfach in der Hand gehabt hätte. Er baut die Fahrzeuge neu zusammen, pflegt sie und motzt sie liebevoll auf.

 58 PS hatte dieser 2CV aus dem Jahr 1953 - es ist ein Traction-Avant, der in Frankreich viel gefahren wurde.

58 PS hatte dieser 2CV aus dem Jahr 1953 - es ist ein Traction-Avant, der in Frankreich viel gefahren wurde.

Foto: Markus Hagen

In 2CV-Automobile der Marke Citroën, besser bekannt als „Ente“, hat sich der Bexbacher Roland Reichert seit über 50 Jahren verliebt. „Mein Vater hat 1963 einen 2CV gekauft. 12,5 PS hatte dieser Wagen damals“, erzählt der 63-jährige Liebhaber dieser Modellreihe von Citroën. Sechs Jahre später kaufte sein Vater einen größeren 2CV, weil inzwischen die Familie mit drei Kindern nicht mehr in dem ersten Wagen Platz fand.

Die Liebe zu 2CV ließ den technischen Zeichner bis heute nicht mehr los. Aus der Liebe und dem Interesse an diesen Wagen wurde mehr als nur eine Leidenschaft.

 Sammeln und Umbauen wurde zum großen Hobby von Roland Reichert. Inzwischen gehören ihm 15 fahrbereite 2CVs aus verschiedenen Zeitepochen, die er in vielen Stunden technisch aufbereitet und teilweise auch umgebaut hat.

Die zweite Leidenschaft von Roland Reichert und seinen Freunden vom 2CV-Oldtimerclub ist Karneval. ,,Auf vielen Umzügen im Saarland und auch schon in Frankreich, haben wir unsere Autos gezeigt.“ Es sind ungewöhnliche Umbauten, die ausgefahren und vorgeführt wurden und nach Corona-Zeiten auch wieder auf Oldtimerfahrten, wie zum Beispiel bei der Veranstaltung der Oldtimerfreunde Kirkel-Limbach, den Besuchern gezeigt werden.

So entstand im Februar 1998 die „Wild-Ente“, ein 2CV, auf dessen Fahrgestell eine angebrachte Hinterachse so angebaut wurde, dass das Fahrzeug im hinteren Teil erhöht ist. Die hintere Stoßstange thront 1,10 Meter über der Fahrbahnoberkante, wobei dann vorne allerdings nur noch wenige Zentimeter Bodenfreiheit übrig bleiben. 28 PS bringt der Original Zweizylinder-2CV-Boxermotor. Reichert: „Das aufwändige Flammendekor wurde in Eigenleistung entworfen und in mühevoller Kleinarbeit zugeschnitten und aufgeklebt.“ Zur Fastnacht 2002 wurde das Fahrzeug dann komplett zerlegt und wieder ganz neu aufgebaut.

 2001 entstand aus einem 2CV ein „Formel Ent’s“-Rennwagen. Zwei Zylinder und 28 PS stark wurde dieses Fahrzeug 2002 auf den Karnevalsumzügen in Kirkel, Wemmetsweiler und Friedrichsthal präsentiert und anschließend bei Ausstellungen in Luxemburg, Saarbrücken und Bildstock gezeigt. „Ein ganz besonderes Erlebnis hatte ich im September 2006, als ich mit 250 normalen Enten eine Runde mit diesem Fahrzeug auf dem Rennkurs in Spa-Franchorchamps drehen durfte.“ Die Streckenposten hätten damals nicht schlecht über diese umgebaute Ente als Formelfahrzeug gestaunt.

Im Fuhrpark von Reichert, der in einer großen Garage auf seinem Grundstück und in einer Halle bei seinem Arbeitgeber, dem Bexbacher Kraftwerk, untergebracht ist, findet man noch so manche Kuriosität, die in den letzten Jahrzehnten entstanden ist. So zum Beispiel ein 2CV, der zum Cabriolet umgebaut wurde. Mit zahlreichen Bierflaschen-Etiketten versehen, wurde das Fahrzeug sogar dem TÜV für die Straßenzulassung vorgestellt. Rund 1 000 000 Kilometer legte Reichert mit dem Wagen zurück, ehe ein „Tapetenwechsel“ auf dem Wagen stattfand. Im Juni 2000 wurde noch ein passender Anhänger dazu gebaut, der im Mai 2001 die TÜV-Abnahme bestand. 

 Im letzten Jahr wurde bei der Ausfahrt der Oldtimerfreunde Kirkel-Limbach von Roland Reichert der „Schmale Hans“ präsentiert. In der Schweiz hatte Reichert auf dem „9. Internationalen Ententreffen“ ein solches Fahrzeug gesehen. Nun machte er sich an die Arbeit, ein eigenes Fahrzeug so zu verkleinern. Die Breite des Autos wurde so verringert, dass auch dieser 2CV zu einem Blickfang der „Entenliebhaber und Fans“ wurde. Nach der Straßenzulassung im Mai 1999 fuhr Reichert bis 2013 rund 90 000 Kilometer.

Aus einem 2CV aus dem Baujahr 1969, den Reichert Anfang der 80er Jahre übernehmen konnte, entstand eine halbe Ente. „Er war eigentlich reif für den Schrotthandel, soviel Rost hatte der Wagen schon angesetzt.“ Viele Stunden Arbeit in seiner Werkstatt investierte Reichert, bis die Ente schließlich halbiert wieder als „Fahrzeug“ auf der Straße fahren konnte. „Zunächst hatte ich das Fahrzeug als halbe Ente bei einer Geschäftseröffnung für drei Monate gezeigt.“ Dann kam er auf die Idee, die halbe Karosserie auf ein Fahrgestell zu montieren und zu motorisieren: Der nächste kuriose 2CV war bereit.

 Reichert baut nicht nur um, bastelt an Motoren, Getrieben und weiteren technischen Ausrüstungsmerkmalen seiner 2CVs, sondern ist auch als Buchautor tätig. Klar, dass sich in seinen Büchern alles um 2CVs und „Fahrzeug-Enten“ dreht.

 Als ,,Schmaler Hans“ präsentiert Roland Reichert diesen 2CV mit 28 PS. Wie der Name schon sagt, ist es eine ungewöhnlich schmale Ente.

Als ,,Schmaler Hans“ präsentiert Roland Reichert diesen 2CV mit 28 PS. Wie der Name schon sagt, ist es eine ungewöhnlich schmale Ente.

Foto: Markus Hagen
 Noch viele Stunden Arbeit steckt in diesem 2CV Army Super, bis er von Roland Reichert fahrbereit auf der Straße gezeigt werden kann. Foto: Hagen

Noch viele Stunden Arbeit steckt in diesem 2CV Army Super, bis er von Roland Reichert fahrbereit auf der Straße gezeigt werden kann. Foto: Hagen

Foto: Markus Hagen

 Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. „Immer wieder bekomme ich alte 2CVs angeboten.“ In einem Schuppen hinter seinem Wohnhaus stehen zwei Oldtimer, teilweise zerlegt und in einem technisch schrottreifen Zustand. „Da steckt schon viel Arbeit drin, bis ich sie wieder hier herausfahren kann. Aber es macht immer noch viel Spaß, und ein gewisser Ehrgeiz steckt schon drin, bis ich wieder neue Ideen zu kuriosen Umbauten verwirklicht habe“, so der 63-jährige Entenliebhaber.

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