Die Rathäuser in unserer Region sind eingenommen (bis Aschermittwoch) Ruck, zuck waren sie aus dem Amt gejagt

Blieskastel/Ormesheim · Rathauserstürmungen in Blieskastel und Mandelbachtal: Angriffslustige Narren tragen den Sieg davon.

 Bernd Hertzler, der Bürgermeister und Baumeister, hat verspielt: Er muss den Narren den Rathausschlüssel übergeben. Das ist für ihn zwar schmerzlich, aber auch nicht zu verhindern. Bleibt die Arbeit im Rathaus halt mal liegen.

Bernd Hertzler, der Bürgermeister und Baumeister, hat verspielt: Er muss den Narren den Rathausschlüssel übergeben. Das ist für ihn zwar schmerzlich, aber auch nicht zu verhindern. Bleibt die Arbeit im Rathaus halt mal liegen.

Foto: Erich Schwarz

Schon früh war das Gerücht von Lautzkirchen nach Blieskastel und von dort ins Rathaus gewabert: Die närrischen Horden der Blieskasteler Karnevalsgesellschaft (BKG) hatten sich mit den nicht minder närrischen Weibern aus Lautzkirchen und Blieskastel zusammengerottet und planten einen Sturm aufs Schloofhaus von Bernd, dem Baumeister. Unter den falschen Tönen der Militärkapelle „Einstürzende Neubauten“, angeführt vom BKG-Feldherr Christian Pöbl und dem Stallbock, sowie bewaffnet mit einer Kanone, sollte der „Herr der Luftschlösser“ sturmreif geschossen werden. Unter dem Motto „Wir sind das Abrisskommando“ hatte der „König Ludwig von der Blies“ seine Bauruine zu verlassen und sich mit seinen Sesselforzern kampflos zu ergeben. Zunächst leisteten „Presslufthammer-Bernhard“ und sein Bautrupp zwar noch erbitterten Widerstand, obwohl sie alle „die Bux schon halwer voll“ hatten. Schließlich mussten sie aber doch auf die Bedingungen der närrischen  Aufständischen eingehen.Die Festhalle soll so schnell wie möglich für die nächsten Prunksitzungen  erbaut werden. Zur Finanzierung sollen alle zukünftigen Stadtratssitzungen in Webenheim  vor den Windrädern abgehalten werden, da dort „massenhaft heiße Luft produziert“ werde. Und da Bernd, der Baumeister, für das närrische Schlorum in der Festhalle 50 Liter Bier gespendet hatte, soll dieser „Haustrunk“ nun wöchentlich ausgegeben werden. Die aufgebrachte närrische Menge forderte zudem, die alte Umzugsstrecke für den Fastnachtsumzug von Lautzkirchen aus wiederzubeleben und statt „Franz inkognito“ wieder ein Altstadtfest mit Rockbühne und viel Bier und Schwenker zu veranstalten. Um die „China-Bud“ zu retten, solle der Bau der Umgehungsstraße sofort gestoppt werden. Nachdem Bernd, der Meister der Luftschlösser, und seine Vasallen keine Chance auf Verteidigung mehr sahen, drangen die närrischen Brigaden in die „Bauruine met nix dehinner“ ein und führten den Rathauschef ab. Aber bevor die närrische Horde zum Schlorum in die Festhalle weiterzog, besuchte man nach alter Tradition das Altersheim und ließ auch die Seniorinnen und Senioren am ausgelassenen Treiben teilhaben. „Nix wie druff“ – also bis am Sunnda zum Umzuuch.

Gerade einmal etwas mehr als 100 Tage war Maria Vermeulen im Amt – und dann schon wieder entmachtet: Die Narren aus dem gesamten Mandelbachtal hatten sich schon früh am Morgen zusammengerottet und teils unter dem Einfluss von reichlich angetrunkenem Mut beschlossen, mit Maria Vermeulen kurzen Prozess zu machen. Da half es auch nicht, dass die Rathaus-Chefin erst kurz im Mandelbachtaler Rathaus residierte: Die Narren kannten keine Gnade. Obwohl sich die Rathaus-Obernärrin schon im Vorfeld wohlweislich mit allerlei süßer Munition bewaffnet hatte und sich damit eine mutige Verteidigungsstrategie überlegt hatte, war der Widerstand schon von im Vorhinein zum Scheitern verurteilt. Da half es auch nicht, dass Vermeulen mit dem Vorsitzenden des Verkehrsvereins Mandelbachtal, Manfred Pfeiffer, über einen aufrechten Mitstreiter verfügte, der ebenfalls auf die Macht der Gutzjer setzen wollte. Vergebens!

Die närrischen Brigaden auf dem Theo-Carlen-Platz zeigten nicht die geringste Spur von Mitleid. Nach einer heftigen, und dennoch chancenlosen Gegenwehr und einem spannenden Rededuell mit den aufmüpfigen närrischen Massen musste Vermeulen kapitulieren. Aber sie tat es mehr oder weniger freiwillig und prophezeite den Narren: „Am Aschermittwoch werdet ihr froh sein, wenn ich wieder übernehme. Ich stürze mich jetzt auch in die Sause“. Nach erfolgter Rathauserstürmung durch diverse Garden, Tollitäten und weiteren liebreizenden närrischen Prinzessinnen und Prinzen erfolgte die Schlüsselübergabe der Bürgermeisterin an die Eroberer.

 Mehr oder weniger „freiwillig“ ließ sich Bürgermeisterin Maria Vermeulen zur großen Sause in den Saal Niederländer abführen.

Mehr oder weniger „freiwillig“ ließ sich Bürgermeisterin Maria Vermeulen zur großen Sause in den Saal Niederländer abführen.

Foto: Erich Schwarz

Der Chefin im Rathaus  zu Ormesheim blieb eine demütigendes Abführen im Käfig erspart, „freiwillig“ ging sie mit „Allee hopp“ und „Sack zu“ vom Theo-Carlen-Platz aus mit den Narren in den Saal Niederländer, wo  bunt gekleidete Gestalten ihren Triumph unter dem Motto „Märchenhaftes Mandelbachtal“ gebührend feierten.

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