Bergbaumuseum Bexbach Rasant unterwegs zur 20. Sohle

Bexbach · Zu Besuch im Bergbau-Museum in Bexbach: Wie moderne Technik hilft, das Bergbau-Erbe lebendig zu halten.

 Im Bergbaumuseum kann man einen Einblick in die Welt untertage erhalten.

Im Bergbaumuseum kann man einen Einblick in die Welt untertage erhalten.

Foto: Jennifer Klein

Acht Meter pro Sekunde ist ziemlich schnell. Zumindest, wenn es abwärts geht. Das ist jedenfalls der Eindruck, wenn man in der neuen „Schacht-Einfahrt-Simulationsanlage“ im Bergbaumuseum in Bexbach steht. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich eine Zusammenstellung verschiedener technischer Elemente, die dem Besucher ein Gefühl dafür vermitteln sollen, wie es ist – oder vielmehr war – untertage zu fahren, erklärt Wolfgang Imbsweiler, Vorsitzender des Vereins Saarländisches Bergbaumuseum.  Er hat selbst 54 Berufsjahre im Bergbau hinter sich, hat auf der Grube König Bergbau-Elektriker gelernt, und kam dann über mehrere berufliche Stationen an verschiedene Gruben-Standorte, zuletzt als Betriebsdirektor  Personal- und Sozialwesen an der Ruhr.

Gleich neben der Waschkaue, wo Uniformen und Ausrüstung der Bergleute hängen, mit dem Verlesepult, von wo die Arbeiter eingeteilt wurden, ist nun der neue Einstieg in die Welt untertage.

 Den Förderkorb aus Stahl und Draht ersetzt im Bergbaumuseum eine vergleichsweise komfortable „Kabine“. Rund 20 Personen haben hier Platz, die stehen dann ziemlich eng wie die Bergleute bei ihrer Schachteinfahrt eben auch. An Wänden und Decke sind große Bildschirme.

 Wolfgang Imbsweiler gibt das Signal zur „Einfahrt“.

Wolfgang Imbsweiler gibt das Signal zur „Einfahrt“.

Foto: Jennifer Klein

Zum Start schlägt Imbsweiler die Glocke: vier Mal – das heißt „Seilfahrt“, dann noch zwei Mal   - das Signal für „abwärts“. „Schotten dicht“ oder vielmehr Vorhang zu, heißt es dann, und sobald die Bildschirme zum Leben erwachen, ist man scheinbar von Bergleuten umgeben, Stimmengewirr mischt sich mit dem Rattern und Klappern des Förderkorbes. Die Geräuschkulisse jedenfalls ist ziemlich echt. Ebenso wie die Bilder auf den Bildschirmen, die eine Einfahrt in die Grube Ensdorf zeigen, berichtet Imbsweiler. Der Förderkorb ist auf der Fahrt auf die 20. Sohle, 1278 Meter unter der Erde. Ein Blick an die Decke zeigt: Das Viereck aus Licht, das die Schachtöffnung ist, wird immer kleiner und kleiner. Noch nicht ganz fertig ist der Rüttelboden, der das Erlebnis noch authentischer machen soll. Am Ende der „Fahrt“ gelangen die Besucher dann aus dem „Förderkorb“ direkt in den Zugang zum Besucherstollen des Bergbaumuseums, wo der Rundgang untertage fortgesetzt wird.

Auch auf den insgesamt sieben Ebenen des Turmes gibt es manche Neuerung und Modernisierung. Im Erdgeschoss sind Bilder des Industriemalers Walter Bernstein aus Schiffweiler ein neuer Blickfang; neu ist auch die Bestuhlung im Filmraum dort.

Auf drei Ebenen harren gerade noch Fernseher der Verkabelung. Gezeigt werden sollen dort Dokumentationen  zu verschiedenen Themenschwerpunkten  so wird der Alltag der Bergarbeiterfamilien geschildert, von Kinderbetreuung bis Feldarbeit, aber auch die technische Entwicklung. Auch zum Thema Sicherheit gibt es einen Film. Der aus einer Teststrecke stammt  „Als Sicherheitsmaßnahme hängen in den Stollen Wassertröge an der Decke. Gibt es,  wie im Film gezeigt, eine Gasstaubexplosion, dann reißt die Druckwelle die Wassertröge von der Decke. Der Wasservorhang, der so entsteht, löscht das Feuer der Explosion.   Das ist sehr beeindrucken zu sehen“, sagt Imbsweiler.

Über 50 000 Euro haben die Modernisierungsmaßnahmen gekostet, berichten Imbsweiler und Bernhard Maas, der sich als „guter Geist“ ums Museum kümmert. Den Löwenanteil von 40 000 Euro trägt die RAG Stiftung – Bedingung war, dass der Museumsverein 10 000 Euro als Eigenanteil beisteuert.

Diese Investition war zu stemmen, sagt Imbsweiler, auch weil die Besucherzahlen im vergangenen Jahr deutlich zugenommen hätten (auch am Tag unseres Besuches sind mehrere Gruppen zu Gast) – „wegen der benachbarten Gulliverwelt im Blumengarten“, ist sich Imbsweiler sicher. Vor einem Jahr war die Miniaturwelt mit Nachbildungen von Bauwerken aus aller Welt im Blumengarten eröffnet worden, dank des Engagements von Giuseppe Nardi von der Homburger Firma Naturwaren Theiss.

Die anfängliche Hoffnung, dass viele Gäste den Besuch der Gulliverwelt mit einem Abstecher in die Welt des Bergbaus verbinden, hat sich erfüllt.

Und wie der Blick aus der obersten Etage des Turmes, in immerhin 34 Metern Höhe, verrät, ist der Blumengarten bald noch um eine weitere Attraktion reicher: Auf dem Gelände zur Niederbexbacher Straße hin, wo derzeit kräftig gegraben und gebaggert wird, entsteht ein Weiher.

Dass die Investitionen sich lohnen, zeigt das Beispiel des schön gestalteten Spielplatzes, der sehr gut angenommen wird. Luftige Höhe und unterirdische Stollengänge, saarländisches Bergbau-Erbe und die große weite Welt, Blumenpracht (der Rhododendron ist derzeit ein wahres Blütenmeer in rot und pink) trifft Kohle und Stahl – der Blumengarten ist ein Ort der Kontraste. Und deshalb nie langweilig.

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