Pfarrwanderung zur Josefskapelle in Erfweiler-Ehlingen Ein Versprechen aus Kriegstagen wird wieder aktuell

Oberwürzbach · Einmal im Jahr pilgern Oberwürzbacher Gläubige aus ihrem Dorf nach Erfweiler-Ehlingen zur Josefskapelle.

 Die Josefskapelle in Erfweiler-Ehlingen ist das Ziel der Pfarrwanderung der Oberwürzbacher Gemeinde Heiliger Martin.

Die Josefskapelle in Erfweiler-Ehlingen ist das Ziel der Pfarrwanderung der Oberwürzbacher Gemeinde Heiliger Martin.

Foto: Thomas Simmet/ToMiSi

Der Morgen ist kalt und windig. Schon um 8.45 Uhr treffen sich am vergangenen Sonntag die Mitglieder der katholischen Gemeinde Heiliger Martin in Oberwürzbach. Die jährliche Pfarrwanderung steht an. Ursprünglich liefen Gläubige jedes Jahr am Josefstag, 19. März, von Oberwürzbach nach Erfweiler-Ehlingen an die Josefskapelle. Seit Jahrzehnten aber findet die Wanderung an einem Sonntag statt, damit jeder, der möchte, mitlaufen kann.

1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, gaben die Oberwürzbacher Gott ein Versprechen: Sollte das Dorf vor den Zerstörungen des Krieges verschont bleiben, würden sie jedes Jahr am Josefstag nach Erfweiler-Ehlingen pilgern. Ein solches Gelöbnis bringt mitten im Krieg vielen Menschen wieder Hoffnung. Das Dorf wurde im Zweiten Weltkrieg nicht weiter beschädigt, und so halten die Gemeindemitglieder noch heute, 77 Jahre später, an der Tradition fest und wandern an die Kapelle. Zwei Jahre musste die Wanderung wegen der Corona-Pandemie ausfallen, dieses Jahr fand sie wieder statt. Die Pfarrwanderung fand vor allem im Gedenken an den Krieg in der Ukraine statt. Gerade weil sie ihren Ursprung in Kriegszeiten fand, ist sie besonders in diesen Zeiten eine Wanderung für den Frieden.

An der Esels-Statue in Oberwürzbach treffen sich rund 15 Menschen, die den Weg von rund sieben Kilometern auf sich nehmen. Auch eine 84-jährige Frau ist fest entschlossen die gesamte Strecke zu schaffen. Zur Sicherheit begleitet das Deutsche Rote Kreuz Oberwürzbach die Pfarrwanderung.

 Nach der Wanderung findet ein Gottesdienst an der Josefskapelle statt. Der Musikverein Hochscheid-Reichenbrunn und der Kirchenchor Oberwürzbach begleiten den Gottesdienst musikalisch.

Nach der Wanderung findet ein Gottesdienst an der Josefskapelle statt. Der Musikverein Hochscheid-Reichenbrunn und der Kirchenchor Oberwürzbach begleiten den Gottesdienst musikalisch.

Foto: Thomas Simmet/ToMiSi

Nach einem kurzen Gebet und einer Meditation am Kreuz im Dorf beginnt die Wanderung. Die erste Hürde wartet bereits: der Fuhrweg. Das ist ein kleiner Anstieg, der aus dem Tal hinaus Richtung Ommersheim führt. Kurvig und recht steil geht es die Straße hinauf. „Es liegt so viel Müll am Straßenrand“, fällt einer Pilgerin auf. Für sie sei es vollkommen unverständlich, dass viele ihren Müll einfach in der Natur entsorgen. Auf der Strecke wird immer wieder für Gebete angehalten. Nachdem der Berg erklommen ist, ist der erste Rastpunkt erreicht. An der Römerstraße wird für ein Gebet angehalten. Die kurze Pause wird zur kurzen Erholung gebraucht und genutzt. Manche sehen bereits erschöpft aus. Dabei ist noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft.

Der nächste Abschnitt wird für die Wanderer leichter. Er führt sie quer durch Ommersheim. Vorbei an der Bäckerei Mohr, am Vereinslokal Spielmanns und gegenüber der Apotheke den Hüttenweg hinauf. Leichter Regen hat eingesetzt und der Wind wird immer stärker. Es ist nicht das beste Wetter zum Wandern. Immer wieder wird der Schirm ein- und ausgepackt. Trotzdem beschwert sich keiner über das Wetter. Oben, am Ortsrand angekommen, wartet das nächste und letzte Kreuz, an dem gebetet wird.

Das letzte Stück bis zur Kapelle zieht sich. Am Rand von Ommersheim haben die Wanderer zwei Wegmöglichkeiten. Entweder man folgt dem Straßenverlauf oder man läuft einen schmalen Weg querfeldein. Die Wanderer entscheiden sich für den Feldweg. Über eine Stunde sind sie jetzt unterwegs. Um die Josefskapelle zu erreichen geht es nun nur noch bergauf. „Für mich ist der letzte Teil am anstrengendsten“, sagt eine ältere Dame. Auch bei den Anderen sieht man den Schweiß auf der Stirn. Nachdem die Mitglieder der Gemeinde fast anderthalb Stunden unterwegs waren, schwindet bei manchen langsam die Kraft.

Gegen 10.45 Uhr erreichen die Wanderer endlich ihr Ziel: die Josefskapelle in Erfweiler-Ehlingen. Dort warten bereits die Musiker des Musikvereins Hochscheid-Reichenbrunn und der Kirchenchor Oberwürzbach. Sie begleiten den anschließenden Gottesdienst musikalisch. Einige Mitglieder der Gemeinde schaffen den Weg zu Fuß nicht mehr. Sie kommen direkt mit dem Auto zum Gottesdienst. Letztlich stehen dreißig bis vierzig Gläubige an der Kapelle. Manche Wanderer spielen nun noch mit dem Musikverein oder singen im Kirchenchor. Der Erfolg, den Weg gemeistert zu haben, sieht man ihnen deutlich an.

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