Heimatgeschichte Von Waisenhaus bis Tischerücken

Pfarrer i.R. Bernhard Bonkhoff hat einen Band „Gesammelte Aufsätze zur Kirchen- und Landesgeschichte von Pfalz und Elsass-Lothringen“ vorgelegt. Darin versammelt er allerlei denkwürdige und lesenswerte Begebenheiten.

 1759 gründete der Zweibrücker Herzog Christian IV. im ehemaligen französischen Garnisonslazarett das Homburger Waisenhaus, aus dem später die Hohenburgschule wurde – die Aufnahme stammt aus der Zeit um 1900.

1759 gründete der Zweibrücker Herzog Christian IV. im ehemaligen französischen Garnisonslazarett das Homburger Waisenhaus, aus dem später die Hohenburgschule wurde – die Aufnahme stammt aus der Zeit um 1900.

Foto: Martin Baus

Homburg 1330 Gramm schwer, über 700 Seiten mächtig, 34 reich bebilderte Beiträge zur Kirchen- und Theologiegeschichte: Als leichte Bettlektüre eignet sich das neue Buch sicherlich nicht, das Bernhard Bonkhoff jetzt vorgelegt hat. Gleichwohl aber ist das Kompendium eine Fundgrube für diejenigen, denen die regionale Historie am Herzen liegt.

„Kultur – Konfession – Region“ lautet denn auch der Titel des Buches, das im St. Ingberter Conte Verlag erschienen ist. So richtig neu ist freilich keiner der Aufsätze zwischen den kartonierten Buchdeckeln; vielmehr handelt sich um Themen, denen sich der Autor in einem Zeitraum von mehr als vier Jahrzehnten angenommen hat und die in vielen unterschiedlichen Zeitschriften veröffentlicht waren. Da sie teilweise an „entlegener Stelle“, wie es im Vorwort von Peter Wasem heißt, abgedruckt waren und entsprechend auch schwer aufzufinden, liegen diese Abhandlungen – teilweise überarbeitet - nun kompakt zusammengefasst in dem Band vor.

„Gesammelte Aufsätze zur Kirchen- und Landesgeschichte von Pfalz und Elsass-Lothringen“ ist der druckfrische Sammelband von Bernhard Bonkhoff untertitelt – womit der geographische Raum grob abgesteckt ist, mit dem sich seine Arbeiten befassen.

Mit „Pfalz“ ist jene Region gemeint, die heute das Territorium der der evangelischen Landeskirche der Pfalz mit Sitz in Speyer bildet – die 1816 gebildete und zum Königreich Bayern gehörende „Rheinpfalz“ inklusive des Saarpfalz-Kreises also. Und Elsass-Lothringen steht für das einstige „Reichsland“, das nach dem deutsch-französischen Krieg vom deutschen Kaiserreich annektiert worden war. Dazu gehörte neben dem Elsass aber nicht das gesamte Lothringen, sondern allein das Departement Moselle mit Metz als wichtigstem Ort.

Bonkhoff, am Homburger Marktplatz aufgewachsen und nach 35 Jahren als protestantischer Pfarrer im nahen Großbundenbach im Ruhestand dorthin wieder zurückgekehrt, befasste sich natürlich auch mit der Geschichte seiner Heimatstadt.

In seiner Aufsatz-Auslese beleuchtet er zum Beispiel eines der wichtigsten Ereignisse der Stadthistorie überhaupt: die Gründung des Waisenhauses samt zugehöriger Tuchmanufaktur nämlich. Nachdem Homburg 1755 dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken zugeordnet worden war (zuvor war es Bestandteil des Fürstentums Nassau-Saarbrücken), ließ dessen aufgeklärter Landesherr Christian IV. 1759 diese Einrichtung am nordöstlichen Rand der Stadt. im vormaligen französischen Garnisonslazarett, aufbauen. Diese Zweibrücker „Entwicklungshilfe“ hatte für den bis dahin recht unbedeutenden Ort nachhaltige Impulse in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht zur Folge.

Bonkhoff veröffentlicht in diesem Zusammenhang den originalen Text der Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1761, der sich im Besitz des protestantischen Dekanats Homburg befindet. Aus dem Waisenhaus wurde später übrigens die Hohenburgschule.

Der Biographie des Homburger Apothekers Karl Lotz (1823-1875), der sich dem zeitgenössischen Trend entsprechend gerne spiritistisch betätigte und 1855 ein Büchlein mit dem Titel „Das sogenannte Tischerücken oder der Verkehr mit Verstorbenen“ herausbrachte, ist ein weiteres Kapitel gewidmet. Der Grabstein von Lotz, der auch bayerischer Landtagsabgeordneter war, hat sich auf dem alten Homburger Friedhof erhalten.

Auch die Lebensgeschichte von „Abbé“ Pierre Salabert (1735-1808), seinerzeit einflussreicher Berater des Karlsberg-Schlossherrn Karl II. August und Besitzer eines barocken Palais im Bereich der heutigen Kirrberger Straße, zeichnet Bonkhoff nach. Dabei bedient er sich ausgiebig der Schilderungen von Johann Christian Mannlich, der die Liaison des katholischen Geistlichen mit Marianne von der Leyen nicht verschweigt. Sein Lebenswandel am Leyen-Hof brachte ihm den Titel des „Sultans von Blieskastel“ ein. Auch eine Charakterisierung des späteren bayerischen Königs Ludwig I. wird zitiert: Salabert sei ein irreligiöser, „liederlicher Abbé“ gewesen, geistliche Eigenschaften seien ihm nicht nachzurühmen.

Auch über Ludwig Neureuther (1774 - 1832), dessen künstlerisches Talent am Zweibrücker Hof in Jägersburg sowie auf dem Karlsberg in Kindheit und früher Jugend gefördert wurde, berichtet Bonkhoff. Der spätere Maler ist Vorfahr der heute weltberühmten Skifahrer. Schließlich finden sich in dem neuen Bonkhoff-Buch auch persönliche Erinnerungen des Verfassers an den Künstler Heinrich Cornelius Lau (1899-1998), der seiner Heimatstadt Homburg stets eng verbunden war.

Bernhard Bonkhoff beschließt diesen mit Homburger Motiven schön illustrierten Beitrag mit der kritischen Fragestellung, ob es denn der Stadt Homburg wohl jemals gelingen werde, ihm (Lau) „und anderen Homburger Künstlern ein dauerhaftes Denkmal in Form einer Kunsthalle und eines Museums zu setzen?“

Bernhard H. Bonkhoff: „Kultur –Konfession – Region, Gesammelte Aufsätze zur Kirchen- und Landesgeschichte von Pfalz und Elsass-Lothringen“, Conte Verlag St. Ingbert, Preis: 59 Euro.

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