Schiedsrichterwesen Ohne die alte Garde funktioniert es nicht

Beeden/Kirkel · Seit 47 Jahren pfeift Peter Koch Fußballspiele. In dieser Zeit hat er schöne, aber auch bedrückende Erfahrungen gemacht.

 Schiedsrichter Peter Koch steht auf dem Sportgelände seines Heimatvereins SV Beeden. Der Routinier pfeift seit fast einem halben Jahrhundert Fußballspiele. Und gilt dabei als unverzichtbar.

Schiedsrichter Peter Koch steht auf dem Sportgelände seines Heimatvereins SV Beeden. Der Routinier pfeift seit fast einem halben Jahrhundert Fußballspiele. Und gilt dabei als unverzichtbar.

Foto: Stefan Holzhauser

Seit fast einem halben Jahrhundert sorgt Peter Koch aus Beeden am Wochenende auf den saarländischen Sportplätzen für die Einhaltung der Fußballregeln. Der 72-Jährige ist einer der routiniertesten Schiedsrichter der Gruppe Homburg und pfeift heute für den SV Kirkel. Koch trat aber auch selbst gegen den Ball. Für seinen Heimatverein SV Beeden, in den er 1955 eingetreten war, spielte er in der Verbandsliga. Noch stärker war allerdings sein Bruder Heinz, der mittlerweile leider verstorben ist. Dieser spielte bis 1979 sogar in der 2. Bundesliga Süd für den FC Homburg. Von 1977 bis 1979 war er zudem Co-Trainer unter Uwe Klimaschefski.

Mit seinen beiden Brüdern verbachte Peter Koch unbeschwerte Jugendjahre beim SV Beeden, dem er bis ins Jahr 2000 die Treue hielt. Doch dann kam es zum Bruch. Es habe „Differenzen“ gegeben, so der 72-Jährige.

Im Alter von 25 Jahren wurde Peter Koch Schiedsrichter – und die Partien zu leiten wurde für ihn fortan wichtiger als selbst gegen den Ball zu treten. Als Spieler lief er für Beeden nur noch auf, wenn gerade kein Spiel anstand, bei dem er als Unparteiischer gefordert war. Der damalige Obmann Walter Eisel und dessen Lehrwart Manfred Bröde hätten ihn dazu überredet, das Spielertrikot gegen die Schiedsrichter-Kluft zu tauschen, erinnert sich Koch. Die Prüfung legte er in einer Beeder Gastwirtschaft ab. Bei einem Jugendspiel verdiente sich Koch seine ersten Sporen – und da er sich rasch bewährte, pfiff er nur vier Wochen später seine erste Partie bei den Aktiven. Und dies fortan teilweise vor mehreren tausend Zuschauern.

Obwohl Koch seit fünf Jahrzehnten für Ordnung auf dem Platz sorgt, blicke er auf „fast durchweg schöne Einsätze“ zurück. Zwei Ereignisse stechen aber doch negativ heraus. Bei einem AH-Spiel zwischen Bruchhof-Sanddorf und Altstadt vor etwa einem Jahr wurde er erstmals körperlich angegangen. „Zwei Spieler von Altstadt haben sich sehr negativ benommen und haben mich weggestoßen. Ansonsten hatte ich aber nie irgendwelche Probleme dieser Art“, berichtet Koch. Zudem hätte die Mannschaft aus Bruchhof sofort schützend eingegriffen. Und die Altstadter Verantwortlichen hätten sich „mehrmals entschuldigt“. „Die haben ja nichts dafür gekonnt. Und die Spieler wurden anschließend gesperrt.“

Neben diesem Erlebnis haben sich vor allem Begebenheiten ausgerechnet im Jugendbereich negativ in sein Gedächtnis gebrannt. Eines ganz besonders. „Bei einem E-Jugendspielhat eine Mutter ein kleines Kind mit einem Schimpfwort übelster Art angefeindet. Der Bub kam auf mich zu und fragte, was das Wort denn bedeute. Dann sind wir zusammen zu der Frau und ich habe sie gebeten, das dem jungen Mann selbst zu erklären. Sie hat kein Wort mehr gesagt, ist aufgestanden und weggegangen“, erzählt Koch und schüttelt den Kopf.

Sein Hobby als Schiedsrichter hält ihn „sowohl körperlich als auch geistig fit“. Er treffe auf jedem Sportplatz Menschen, mit denen er sich gut unterhalten könne. „Solange ich fit bin und meine Frau mitspielt, will ich weiterpfeifen“, sagt der 72-Jährige. Bedenken hat er in dieser Hinsicht nicht. Ehefrau Helga stehe voll und ganz hinter ihm, wofür er ihr „zu großem Dank“ verpflichtet sei.

Auch zahlreiche kuriose Geschichten hat Koch in den langen Jahren als Unparteiischer erlebt.  Einmal erreichte ihn der Hilferuf eines mittlerweile verstorbenen Kollegen. „Er pfiff damals in Ballweiler und ist wohl noch ein wenig im Sportheim geblieben. Eine halbe Stunde vor Mitternacht hat er mich angerufen. Er stehe in Ballweiler und würde den Schlüssel für sein Auto nicht finden. Bei seiner Frau habe ich dann den Ersatzschlüssel abgeholt“, erzählt Peter Koch und muss laut lachen. In Ballweiler hätte sich dann aber herausgestellt, dass der andere Schlüssel bereits im Schloss steckte. Kochs Einsatz war aber nicht umsonst. So habe sich sein Kollege nicht mehr selbst hinters Lenkrad setzen müssen. Der sei nämlich „nicht mehr ganz fahrtüchtig“ gewesen.

Den Spielbetrieb derzeit ruhen zu lassen, hält Koch für die richtige Entscheidung. Ärzte, die er kennt, hätten ihm erzählt, „was Corona alles mit uns anstellen kann“. Langweilig würde es ihm aber trotzdem nicht werden „denn ich habe daheim eigentlich immer etwas zu tun“.

Auch der Kreisschiedsrichter-Obmann Klaus Weber und der Homburger Obmann Daniel Schmitz loben Koch. Weber war sogar von ihm angelernt geworden. „Peter war schon immer top zuverlässig. Er hilft stets dort aus, wo er gerade gebraucht wird“, meint Weber. Und Schmitz ergänzt: „Peter ist noch einer der alten Garde. Ich kann ihn im Notfall auch noch am Sonntagvormittag um 8 Uhr anrufen. Und zwei Stunden später pfeift er dann ein B-Jugend-Spiel. Ohne solch erfahrene und zuverlässige Menschen würde der Spielbetrieb im Amateurbereich nicht funktionieren.“

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