Da die 50-Jährige genau wie die Sportlerinnen auch wegen Corona „nicht auf alles verzichten wollte, aber auch keine Treffen möglich sind“, bedient man sich den modernen Medien. In Jägersburg wird dabei mit Zoom Pro gearbeitet. Dieses System kann unter anderem Video- und Audiokonferenzen auf einer Plattform kombinieren. „Wir machen das bereits jetzt seit einigen Wochen. Und was soll ich sagen? Sehr viele Mädels sind mit Feuereifer dabei. Diese Trainingsform kann zwar unsere Zusammenkünfte in der Halle nicht ersetzen, ist aber auf jeden Fall besser als nichts. Am Anfang war ich mir richtig blöd dabei vorgekommen, ähnlich wie in der Halle vom Wohnzimmer aus in dieses ungewohnte Ding hineinzuplärren. Mittlerweile finde ich jedoch, dass dies zu Corona-Zeiten eine richtig gute Sache ist“, meint die Trainerin.

Das „ungewohnte Ding“ kann ein Handy sein, aber auch ein Tablet, Notebook oder beispielsweise Computer. Zu Beginn der Stunde schalten sich sämtliche Teilnehmerinnen vom System her frei und sind dann für alle sichtbar – wenn sie das wollen. „Am Anfang haben auch noch alle ihre Mikrofone an, so dass wir uns kurz gemeinsam austauschen können. Während der Übungen bin ich in der Regel alleine zu hören, während die anderen ihre Mikrofone stumm schalten. Zwischenfragen sind natürlich aber jederzeit erlaubt. Und nach der Stunde hören wir uns dann alle wieder gemeinsam“, erklärt Wagner.

Was bei dieser Übungsform besonders fehle, sei einerseits der persönliche Kontakt und andererseits die Möglichkeit, bessere Korrekturen anbringen zu können. Allerdings liegen laut der Trainerin auch die Vorteile klar auf der Hand. „Der Kontakt zwischen uns reißt so nicht komplett ab, die Mädels treiben trotz Corona ihren Sport und sie haben auch weiterhin feste Trainingszeiten. Wenn ich beispielsweise von meiner Krankenkasse einen Link zu einem Trainingsvideo zugeschickt bekomme, sage ich vielleicht, das schaue ich mir irgendwann einmal an und mache die Übungen vielleicht irgendwann nach. Bei uns gibt es aber zu festen Trainingszeiten quasi einen Gruppenzwang, um den inneren Schweinehund zu überwinden“, sagt die 50-Jährige.

Wann wieder gemeinsam in der Halle trainiert werden darf, weiß die Trainerin natürlich nicht. „Diesbezüglich sind wir von den Entscheidungen der Politik abhängig. Wichtig ist, dass wir nun möglichst alle gesund durch diese schwere Zeit hindurchkommen. Und ich muss sagen, dass auch unsere Älteren dieses ungewohnte Trainingssystem immer besser annehmen“, berichtet Wagner. So hat sie beim TV 09 Jägersburg auch davor montags von 19.15 bis 20.15 Uhr die Gruppe „Rückenfitness“ unter ihren Fittichen. Dabei würde es sich um ungefähr 20 Frauen und Männer im Alter zwischen 50 und 80 Jahren handeln.

„Nach dem Hinweis darauf, wie gut das System bei der anderen Gruppe funktioniert, haben wir es dort auch bereits zwei Mal ausprobiert. Von den 20 Teilnehmern zu Normalzeiten waren sechs bis acht dabei. Klar, dort muss sich auch noch die benötigte Technik durchsetzen. Die Kinder der Teilnehmer oder ich helfen dabei aber gerne. Und natürlich sind auch Tipps innerhalb der Teilnehmer gefragt“, berichtet die Trainerin vom Ehrgeiz der Älteren, ebenfalls die technischen Voraussetzungen zum Mitmachen zu erfüllen.

Wagner meint zudem abschließend: „Dieses System ist während der Pandemie ausschließlich zu empfehlen. Wer zu lange aussetzt, bekommt vielleicht immer mehr Schmerzen und wird unbeweglicher. Dem kann man hier entgegensteuern.“ Und „ganz wichtig“: Die beim Online-Unterricht fehlenden Hilfsmittel wie beispielsweise Stöcke, Hanteln oder auch Therabänder würden durch Besenstiele, Flaschen sowie Handtücher ersetzt. „Wir wissen uns schon zu helfen“, betont die Übungsleiterin. Ihre Kreativität wird „im gesamten Verein positiv wahrgenommen“. Und vielleicht zieht ja noch der ein oder andere Verein nach.