Flyer-Aktion Karte statt Knöllchen für Parksünder

Bexbach · Zugeparkte Gehwege oder Autofahrer, die sich rücksichtslos auf Behindertenparkplätze stellen – der Bexbacher Behindertenbeauftragte Steffen Brucker macht mit einer Flyer-Aktion auf das Problem aufmerksam.

 Mit diesen Flyern sollen Falschparker in Bexbach auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht werden.  Der Homburger Künstler Peter Hilzensauer zeichnete die Karikaturen.

Mit diesen Flyern sollen Falschparker in Bexbach auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht werden.  Der Homburger Künstler Peter Hilzensauer zeichnete die Karikaturen.

Foto: Jennifer Klein

Eigentlich ist Steffen Brucker ein gelassener Mensch. Aber wenn er sieht, wie wieder einmal am Einkaufsmarkt ein Autofahrer das Symbol für den Behindertenparkplatz geflissentlich ignoriert und sich einfach draufstellt, ohne Parkberechtigung, dann fasst er sich hin und wieder doch ein Herz und spricht die Leute einfach darauf an. „Ach, war ja nur für ein paar Minuten“, sagen die meisten. Und viele seien dann schon auch einsichtig, wenn man ihnen erklärt, dass der Parkplatz für Menschen mit Handicap reserviert ist. „Eigentlich müsste jeder froh darum sein, wenn er keinen Behindertenparkplatz braucht. Fünf Meter weiter zu laufen ist doch nicht so schlimm.“

Ob vor Ämtern, Arztpraxen oder Einkaufsmärkten, die Behindertenparkplätze würden ja nicht willkürlich ausgewiesen. „Insgesamt 4124 Mitbürger in Bexbach haben das gleiche Problem“, so Brucker – sie haben einen Behinderungsgrad von 20 bis 100 Prozent, rund die Hälfte hat einen Behinderungsgrad von über 50 Prozent.

Wenn Autos zum Beispiel den Gehweg zuparken, ist für Menschen mit Geh- oder Sehbehinderung und auch Personen mit Kinderwagen kein Durchkommen möglich. Sie müssen auf die Straße ausweichen und setzen sich so gefährlichen Situationen aus. Blockieren Fahrer ohne Berechtigung den Behindertenparkplatz, müssen behinderte Menschen längere Laufstrecken in Kauf nehmen.

Nun geht der Bexbacher Behindertenbeauftragte neue Wege, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Er ruft dazu auf, an Parksünder „Knöllchen“ der besonderen Art zu verteilen: Der Homburger Künstler Peter Hilzensauer zeichnete zwei Karikaturen, in denen die Thematik humorvoll aufgegriffen wird. Die Bilder im Postkartenformat werden kostenlos an Menschen mit Behinderung ausgegeben. „Wenn diese im Alltag durch falsch parkende Autofahrer in gefährliche Situationen geraten, können sie  eine solche Karte als Hinweis unter den Scheibenwischer des betreffenden Autos klemmen, in der Hoffnung der Autofahrer nimmt sich das zu Herzen und überdenkt künftig sein Parkverhalten“, so Brucker.

Das Kennzeichen für Behindertenparkplätze im öffentlichen Raum ist das Parkzeichen mit dem Rollstuhlfahrersymbol. Berechtigt zum Parken auf einem Behindertenparkplatz ist, wer einen blauen EU-Parkausweis hat, Voraussetzung dafür ist das Merkzeichen „aG“ (außergewöhnliche Gehbehinderung) oder „Bl“ (Blind) im Schwerbehinderten-Ausweis. Es sind Menschen, die sich „wegen der Schwere ihres Leidens dauernd nur mit fremder Hilfe oder nur mit großer Anstrengung außerhalb ihres Kraftfahrzeuges bewegen können“, heißt es in der bundesweit geltenden Straßenverkehrsordnung (StVO). Seit August 2019 wurde im Saarland der Personenkreis erweitert. So können unter bestimmten Voraussetzungen auch Menschen mit dem Merkzeichen G im Behinderten-Ausweis den Parkausweis beantragen, wenn zum Beispiel „ein Behinderungsgrad von wenigstens 80 vorliegt allein für Funktionsstörungen an den unteren Gliedmaßen und/ oder der Lendenwirbelsäule, soweit diese sich auf das Gehvermögen ausweiten“. Die Übersicht der Berechtigten findet man auf der Homepage des Landesamtes für Soziales.

Wer unberechtigt auf Behindertenparkplätzen parkt, kann sich ein Bußgeld von bis zu 55 Euro einhandeln, im Extremfall auch abgeschleppt werden. Mit den Karikaturen-„Knöllchen“ will Brucker das Problem ins Bewusstsein rufen, ohne dass es gleich zu einem Strafzettel kommt. Bisher sei die Resonanz auf die Aktion durchaus positiv gewesen, sagt Steffen Brucker, und ermutigt ausdrücklich alle behinderten Menschen, sich an dieser Aktion zu beteiligen und die Flyer rege zu nutzen.

 Der Behindertenparkplatz ist nicht für alle da. Das zweite Flyermotiv, entworfen vom Homburger Künstler Peter Hilzensauer.

Der Behindertenparkplatz ist nicht für alle da. Das zweite Flyermotiv, entworfen vom Homburger Künstler Peter Hilzensauer.

Foto: Stadt Bexbach

Die Flyer sind kostenlos in der Auslage in den beiden Rathäusern oder im Bürgerbüro der Stadt Bexbach am Aloys-Nesseler-Platz erhältlich. Weitere Infos und Kontakt zum Bexbacher Behindertenbeauftragten Steffen Brucker: Tel. (0 68 26) 15 56.

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