Wichtiger Einblick in Saar-Geschichte

Ormesheim · Die Ausstellung „Nie zu Hitler!“ im Ormesheimer Rathaus über die NS-Zeit läuft noch bis zum 19. Mai.

 Verkehrsvereins-Vorsitzender Manfred Pfeiffer, Ortsvorsteher Rainer Barth und Bürgermeister Gerd Tussing (hinten von links) mit Besuchern bei der Ausstellung im Rathaus in Ormesheim. Foto: Nicole Weinrank

Verkehrsvereins-Vorsitzender Manfred Pfeiffer, Ortsvorsteher Rainer Barth und Bürgermeister Gerd Tussing (hinten von links) mit Besuchern bei der Ausstellung im Rathaus in Ormesheim. Foto: Nicole Weinrank

Foto: Nicole Weinrank

Im Ormesheimer Rathaus am Theo-Carlen-Platz läuft noch bis zum 19. Mai die Ausstellung "Nie zu Hitler!", zu der der Verkehrsverein in Zusammenarbeit mit der Stiftung Demokratie Saarland (SDS) einlädt. Sie ruft auf 29 Infotafeln die Erinnerung an die größte Kundgebung gegen den Nationalsozialismus im Saargebiet am 26. August 1934 in Sulzbach wach. Damals hätten die Nationalsozialisten die saarländische Bevölkerung zu einer Großkundgebung für die Rückgliederung der Saar an Deutschland auf den Ehrenbreitstein in Koblenz eingeladen. Zehntausende Saarländer ließen sich mit Sonderzügen kostenlos nach Koblenz bringen, um der Kundgebung mit Adolf Hitler beizuwohnen. Am gleichen Tag rief die Status-quo-Bewegung im Saargebiet zu einer "großen Heerschau der antifaschistischen Front des Saargebietes in Sulzbach" auf, so Verkehrsvereins-Vorsitzender Manfred Pfeiffer. In der Saarbrücker Volksstimme vom 20. Juli 1934 hieß es in einem Aufruf: "Die zehntausenden Männer und Frauen des arbeitenden Volkes werden dort ihren unerschütterlichen Willen und ihre unwiderstehliche Kraft zur Niederwerfung der braunen Volksfeinde an der Saar demonstrieren. Von dort wird über das ganze Saargebiet der Schwur erschallen: Niemals zu Hitler!"

"Ehrenbreitstein - das heißt Freibrief für die Mörder Hitler, Göring und Goebbels zu neuen Mord- und Raubzügen gegen das deutsche Volk im Reich und an der Saar (...). Sulzbach - das ist Bekenntnis zur Freiheit!", zitierte Pfeiffer aus der Saarbrücker Volksstimme. Die antifaschistische Einheitsfront des Saargebietes, die sich Anfang Juli aus SPD und KPD zur Verhinderung der Rückgliederung des Saargebietes zu Hitlerdeutschland gebildet hatte, konnte zwischen 60 000 und 100 000 Menschen mobilisieren, erläuterte Pfeiffer bei der Ausstellungseröffnung. "Aus allen Teilen des Saargebietes kamen in Marschkolonnen, zu Fuß, mit dem Bus oder per Bahn, begleitet von Musikgruppen, Zehntausende in den Friedrich-Ebert-Hain in Sulzbach, einer Hochburg der Arbeiterbewegung im Saarrevier. Neben dem saarländischen KPD-Vorsitzenden Fritz Pfordt und dem Chef der Saar-Sozialdemokraten, Max Braun, sprach mit Pater Hugolinus Dörr auch ein katholischer Geistlicher, was große Aufmerksamkeit hervorrief und ihm von der nationalsozialistischen Deutschen Front heftige Angriffe einbrachte", so Pfeiffer.

Die Begeisterung, die die Sulzbacher Kundgebung bei den Teilnehmern erzeugte, habe aber nicht lange angehalten. Der Druck der von den Nazis finanzierten "Deutschen Front" auf die Rückgliederungsgegner sei immer gewaltiger geworden. "Obwohl den Saarländern in der Sulzbacher Kundgebung und auch in den folgenden Auseinandersetzungen im Vorfeld der Saarabstimmung drastisch vor Augen geführt worden war, wie menschenverachtend die Diktatur des Dritten Reiches agiert hat, stimmten letztlich am 13. Januar 1935 90,8 Prozent der Saarländer für den Anschluss an Nazideutschland", bilanzierte Manfred Pfeiffer. Trotz dieser Entwicklung stellt er fest: "Die Kundgebung am 26. August 1934 in Sulzbach war in den Jahren 1933-1935 die größte antifaschistische Kundgebung auf deutschem Boden. Mut und eine demokratische Grundeinstellung vieler Saarländerinnen und Saarländer haben damals dem Ausland das andere deutsche Gesicht gezeigt".

Bürgermeister Gerd Tussing zeigte sich von der Ausstellung und ihrem Thema angetan und bewegt. Er freue sich, dass es dem Verkehrsverein Mandelbachtal ein weiteres Mal gelungen sei, eine spannende Ausstellung über ein interessantes historisches Ereignis ins Mandelbachtaler Rathaus zu holen. Auch die jetzige Ausstellung werde wohl wieder für viel Gesprächsstoff sorgen.

Zu der Ausstellung ist ein 84-seitiges Begleitbuch erschienen, das für drei Euro im Rathaus erworben werden kann. Besucht werden kann die Ausstellung bis 19. Mai, während der Öffnungszeiten des Rathauses. Der Eintritt ist frei.

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