Wenn Oma lieber Kartoffelsalat will

Ormesheim · Mit der Hochzeit kann das so eine Sache sein: Die Besucher im ausverkauften Saal Niederländer konnten sich bei der KTV-Komödie schnell ein Bild davon machen. Wenn Oma etwa die künftige Schwiegermutter für die Kellnerin im italienischen Restaurant hält.

 Szene aus der Komödie „Das rosarote Pizzainferno“ des Kultur- und Theatervereins (KTV) Ormesheim: Pamela Paschke (Sarah Bauer) und ihr Ex-Verlobter Benno (Timo Uhrig). Foto: Jörg Martin

Szene aus der Komödie „Das rosarote Pizzainferno“ des Kultur- und Theatervereins (KTV) Ormesheim: Pamela Paschke (Sarah Bauer) und ihr Ex-Verlobter Benno (Timo Uhrig). Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Wenn man eine Hochzeit plant, liegen schnell die Nerven blank. Neben den eigenen Emotionen spielen oft auch die der Eltern und Schwiegereltern eine große Rolle. Davon konnte sich am vergangenen Wochenende auch das Theaterpublikum im ausverkauften Saal Niederländer ein Bild machen. Dorthin hatte der Kultur- und Theaterverein (KTV) Ormesheim eingeladen.

Der KTV zeigte "Das rosarote Pizzainferno". Eine Komödie in drei Akten von Ute Scheik (Regie: Silvia Bohr, Souffleuse: Jutta Bohn und Maske: Martina Molter). Bohr eroberte direkt zu Beginn die Herzen der Zuschauer, indem sie die Rolle der tattrigen Oma Johanna in Perfektion verinnerlichte. "Was soll ich do? Isch will de Tatort gugge", fragte sie dann auch gleich Gerda Paschke (Eileen Scholtes), als die beiden Paolos (Massimo Uhrig) italienisches Lokal betreten.

Gerda ist da eher fürs Banale: "Mutter, das ist ein italiensicher Wein, der kommt aus Italien". Johannas Enkelin, Pamela Paschke (Sarah Bauer), stellt ihr den künftigen Bräutigam, Dr. Heinz-Rüdiger Weingarten (Michael Klein), vor. "Wer issen das? Kennisch net!", ist Omas Ausspruch, der sich als Running Gag entwickelt. Und sie will deutschen Kartoffelsalat , denn sie isst nicht bei Italienern. "Die klaue alle gar", glaubt sie. Die Großmutter hält auch, sehr zur Erheiterung des Publikums, die künftige Schwiegermutter ihrer Enkelin, Hildegard Weingarten (Nicole Weinrank), für die Kellnerin; was diese irgendwann selbst sagt. Die hat ganz andere Sorgen. Hat sie doch eine andere Frau für Söhnchen Heinz-Rüdiger vorgesehen. Standesgemäß ist ja diese Pamela keinesfalls. Sie engagiert den tuntigen Innenarchitekten Klaus Cornelsen (Axel Schweizer), der die Pizzeria-Location am liebsten abreißen würde. Der Mann, der einen auf Lagerfeld macht, scheint in seiner Rolle richtig aufzugehen und will am liebsten einen schwarzen Schwan auf dem Tisch haben, der Wasser spuckt. Die Braut hingegen liebt den Kitsch: Rosarot und Wölkchen will sie stattdessen. Das dies zu Konflikten führt, ist logisch. Doch Vater Dr. Heinz-Günter Weingarten (Mike Braun), ein Psychologe, kann einem mit seinem "Wir sind im Dialog"-Gequatsche liebevoll den letzten Nerv rauben. Brautmutter Gerda nimmt nun alles in die Hand.

Und - es geht schief. Ob der abgehalfterte Musiker Mike (Patrick Staub), die demotivierte Kellnerin (Tasja Kempf) oder der Werbeslogans ratternde Metzger Gröllmann (Alexander Niederländer): Standesgemäß ist anders. Die Gäste sagen auffällig ab.

Doch Rüdis Chef, Prof. Dr. Ackermann (Marco Santomero), kommt trotzdem. Auch Trauzeugin Carmen Krause (Sarah Gier) schockt "Madame Edepetede" Hildegard Weingarten. So ganz wird man den Eindruck nicht los, dass da jemand kräftig seine Finger im Spiel gehabt haben könnte, um die Hochzeit platzen zu lassen.

Hildegard hat nämlich statt Entsetzen irgendwann eine diebische Freude im Gesicht. Auch dann, als Pamelas Ex-Verlobter Benno (Timo Uhrig) auf der Bildfläche erscheint. Und dann wird auch noch die vermeintliche Strippenzieherin Hildegard von Erika Schuster (Mirjam Diehl) enttarnt. Sie war einmal ein einfaches Mädchen, das nichts anbrennen ließ. Bähm! - das saß. Von wegen standesgemäß. Eher neureich.

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