Tradition in Heckendalheim Wenn die Hähne um die Wette krähen
Heckendalheim · In Heckendalheim ging es wieder darum, welche der 32 Tiere am häufigsten mit Kikeriki auf sich aufmerksam machten. Doch auch ganz stille Gesellen mussten sich nicht als Verlierer fühlen.
Sonntag gegen 10.30 Uhr. Auf dem neuen Dorfplatz in der Ortsmitte von Heckendalheim herrscht – trotz heißer Temperaturen von fast 30 Grad – rege Betriebsamkeit. Rundherum parken Autos. Teilweise mit Kennzeichen aus anderen Landkreisen. Am Rande des Platzes befinden sich, im Schatten der Bäume, Käfige mit Tieren. In der Mitte sind Bänke und Tische sowie dahinter Essens-/Getränke-Stände platziert.
Kein Zweifel: Das offene Hähnewettkrähen des Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV) Heckendalheim, eine feste Größe auf dem örtlichen Kalender, findet wieder statt. „Corona hat auch bei uns Spuren hinterlassen. Wir mussten zwei Jahre pausieren. Einige Mitglieder sind deshalb leider nicht mehr dabei“, berichtet RZGV-Vorsitzender Günter Dreckmann unserer Zeitung. Dafür habe aber die Pandemie letzten Endes auch etwas Gutes gehabt. Da viele Menschen sich während der Lockdowns Hühner angeschafft haben, fanden gut zehn Neue den Weg zum Verein. Mittlerweile besteht dieser nun aus 56 Mitgliedern.
„Ein richtig gutes, schönes Publikum“, sagte der Vereins-Chef freudig über den guten Besuch. Auch das Wettkrähen der Hähne scheint über die Ortsgrenzen von Heckendalheim hinaus Interesse zu finden. Zwar war die Anzahl der eingesetzten Tiere mit 32 dieses Mal noch im Rahmen. Dafür gab es Teilnehmer aus Ensheim, Zweibrücken, Rohrbach, Altstadt, St. Wendel und Ottweiler. Auch Familie Falk aus Ottweiler ist sozusagen neu auf das Huhn beziehungsweise auf den Hahn gekommen und hat von der Veranstaltung zufällig aus der Presse erfahren. „Wir sind mit Zorro hier“, erklärt uns Vater Christian. Das Tier der Sorte Seidenhuhn ist erst eineinhalb Jahre alt und der ganze Stolz der Familie, vor allem aber von Tochter Lotte. „Normalerweise kräht er bis zu 40 Mal ununterbrochen. Heute aber gar nicht“, gibt sich Christian Falk ratlos. In seinem Gehege zu Hause ist er normalerweise alles andere als zurückhaltend. Heute sitzt er etwas verhalten in der Box mit der Nummer 19. Die beiden Nachbarn links und rechts schaut er etwas irritiert an. Vermutlich ist er von der Größe seiner Kollegen verunsichert.
Dann geht alles auf einmal recht zügig. Mit einer halbstündigen Verzögerung gibt Günter Dreckmann um 11 Uhr den Startruf an die Helfer. Diese sitzen auf Bänken vor den Käfigen und haben Holzbretter mit Blättern vor sich sowie einen Stift in der Hand. Jeder beobachtet drei Tiere und macht Striche auf die Liste, wenn das Tier kräht. Die Hähne verhalten sich derweil unterschiedlich: Die einen steigern sich ins Kikeriki regelrecht hinein und andere schauen, als würden sie sich über die zahlreichen Zuschauer wundern. Offenbar sorgt das für eine gewisse Sprachlosigkeit. Eine gute halbe Stunde später gibt Dreckmann das Stopp-Zeichen. Die Auswertung kann beginnen. Bald ist klar: Hahn „Zorro“ aus Ottweiler krähte einmal. Er gehört damit nicht zu den 14 Tieren, die als „nachbarschaftsfreundlichster Hahn“ ausgezeichnet werden, da sie im Beobachtungszeitraum völlig still blieben.