Vierjahreszeiten mit Vollblutmusiker

Gräfinthal · Dass sein Auftritt dem Publikum im Gräfinthal gefallen hat, lässt sich leicht ablesen: Drei Zugaben musste der Vollblutmusiker liefern, ehe ihn die Musikfans von der Bühne ließen. Zu hören gab es Stücke von seinem neuen Album.

 Michael Marx auf der Bühne des Hauses Wulfinghoff in Gräfinthal. Foto: Jörg Martin

Michael Marx auf der Bühne des Hauses Wulfinghoff in Gräfinthal. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Der Herr Marx trägt jetzt Bart. Das macht ihn reifer. Das überrascht Sie nicht, weil Sie ihn nur so kennen? Gemeint ist aber nicht der längst verblichene Protagonist der Arbeiterbewegung. Vielmehr geht es um Michael Marx. Der Musiker aus Neunkirchen-Hangard ist - im Gegensatz zum Namensvetter - nicht völlig ergraut, wie man am Freitagabend im Gräfinthaler Haus Wulfinghoff sehen konnte. Nur ein bisschen die Gesichtsbehaarung. Das ist auch ok. Wird der Gitarrist, Komponist und Sänger doch in den nächsten Tagen 60 Jahre alt.

Bei der dritten Ausgabe der "Gräfinthaler Vierjahreszeiten" für 2015 passte das Soloprogramm wie die Faust aufs Auge. "Herbst " war angesagt, und zu dieser Jahreszeit tendiert Marx altersmäßig. Blickt man aber auf die zahlreichen Eigenkompositionen des Vollblutmusikers, so konnte man an diesem Abend eher glauben, der Mann befindet sich mitten im musikalischen Frühling . "Ihr werdet es nicht bereuen", hat er vor dem Start Leuten in der ersten Reihe zugerufen.

Da war was dran. Die Veranstaltung des Verkehrsvereins Mandelbachtal und der Gemeinde war an diesem Abend überschaubar besucht. Es muss ja nicht immer Masse sein. Qualität ist wichtiger. So hatte der Musiker etliches von seiner neuen CD "Aller guten Dinge" im Gepäck. Und mit diesen drei Begriffen spielte er. Sowohl mit den Texten, als auch auf einer seiner beiden Gitarren. Und das den ganzen Abend über im Stehen.

Eine Gitarre ist achtsaitig. Er habe sie nach zehn Jahren wieder in Betrieb genommen, gestand er mit einem Grinsen. "Am Ende des Weges" stand bei Marx am Anfang. Das instrumentale Stück ist auch das erste auf dem neuen Tonträger. Schnell wird eines klar: Der Mann mag Sting .

Sting auf marx'sche Art

Da wird etwa "Fragile" auf die marx'sche Art und Weise interpretiert, so, dass es irgendwie wie eine Mischung aus Rod Stewart und Joe Cocker klingt. Oder es klingt nach gutem Whisky, wenn er "Shape of my heart" intoniert.

Michael Marx mag die Hektik nicht. So hat er "Stille Zeit" als Gegenpol zur Hektik im Musikbusiness geschrieben. Oder er widmet seiner Frau Petra, mit der er seit 33 Jahren verheiratet ist, eben mal den "Evening Song". Oder "A Late Wedding Song" dem Hochzeitstag der Eltern, weil er ein altes Foto von ihnen fand. Doch es gibt auch Abstecher. Etwa "And I Love Her" aus dem Hause Lennon-Mc Cartney. Auch ein selbstkomponiertes Stück an die andalusische Stadt Cádiz als Erinnerung an den Urlaub. Oder er offenbart, dass in "Panta Rhei" (Alles fließt) seine Seele drin stecke. Dabei kommt der Titel alles andere als sentimental, sondern dynamisch daher. Mit "Schneller, höher, weiter" sorgte er für Begeisterung und erteilte dem Drang, im Alter unbedingt das Sportabzeichen machen zu wollen, eine schmunzelnde Absage. Dann lieber "Eight Strings On The Dancefloor". Kraftvoller geht es nicht.

Es brauchte immerhin drei Zugaben, ehe Michael Marx geschafft von der Bühne gehen durfte.

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