Man kann in Mandelbachtal den Urlaub zu Hause genießen Dort, wo gemütliche Stille zu Hause ist

Exklusiv | Mandelbachtal · Eine Tour durch die Ortschaften in Mandelbachtal. Beim Urlaub zu Hause gibt es hier viel zu entdecken.

 Vor der Kirche St.Mauritius in Erfweiler-Ehlingen wurden Reste römischer Besiedlung gefunden.

Vor der Kirche St.Mauritius in Erfweiler-Ehlingen wurden Reste römischer Besiedlung gefunden.

Foto: BeckerBredel

„Urlaub zu Hause“ wurde lange nur belächelt. Jetzt jedoch wird die Heimat von vielen Leuten wegen der besonderen Umstände, die durch die Corona-Pandemie immer noch herrschen, ganz neu entdeckt. Fahrradläden verzeichnen Rekordumsätze, Wanderwege werden mit Hingabe erkundet und in sozialen Netzwerken fleißig illustriert und gepostet. „Schau mal, wo ich am Wochenende war“, rufen einem die Hobbyfotografen quasi entgegen, die plötzlich eine neue Sicht der lange vernachlässigen Sehenswürdigkeiten vor der eigenen Haustür präsentieren.

Wir haben vor einigen Wochen, als noch viele Menschen zu Hause waren, die Gersheimer Region erkundet (wir berichteten) und sind nun im Mandelbachtal unterwegs gewesen, wo vieles Ruhe und Beständigkeit ausstrahlt. Die Naturbühne in Gräfinthal beispielsweise ist in Zwangspause, Campingplätze füllen sich erst allmählich wieder. Aber gerade dieses bisschen Verschlafene hat auch einen ganz besonderen Reiz für den Besucher. Viele Wiesen sind noch nicht gemäht, die Blumen entfalten ihre volle Pracht, das hohe Gras wiegt sich im Wind. Schmetterlinge flattern im sanften Wind, prächtige Libellen entdeckt man am Wegesrand, vor allem rund um den Mandelbach. Zwischen Habkirchen und Bebelsheim führt er relativ viel Wasser, die Pfade am Ufer sind dicht bewachsen, der Bärlauch aber längst wieder weg.

Wer sich in Mandelbachtal auf Entdeckungstour begibt, findet in allen Ortsteilen interessante Wegepunkte. In Ormesheim lädt der Kneipp-Rundwanderweg zu einer Tour ein, der nahe Aussichtsturm bietet ein Panorama bis in die Vogesen. In Gräfinthal, das nun wirklich kein Geheimtipp ist, hat die Gastronomie wieder geöffnet.

Wer weiterfährt, sollte zwischen Bliesmengen-Bolchen und Habkirchen das Höllengässchen erkunden, auffällig beschildert liegt der Eingang an der Landstraße – kurz bevor man von Bliesmengen kommend Habkirchen erreicht linksseits der Straße am Hang. Und der ist eine Reise wert, denn auf den Wiesenterrassen findet man die einheimischen Orchideen sehr leicht. Hier oben über dem Ufer der Blies hat man zudem eine tolle Sicht auf die französischen Grenzgemeinden und den Fluss.

Auf unserer Tour durch die Gemeinde machten wir auch in Wittersheim Station und schmökerten in der Bushaltestelle, die zur öffentlichen und kostenlosen Bibliothek geworden ist. Wer hier auf den Bus wartet, knöpft sich die alten Bände vor, die hier abgegeben wurden. Eine hübsche Idee – und so einfach umzusetzen. Gegenüber plätschert der Wendelinusbrunnen, der Heilige hat etwas Blaues auf seinem Kopf. Es ist ein Saarstein, ein bemalter Kiesel, den jemand hier abgelegt hat. Auch an anderen Stellen auf unserer Tour haben wir Saarsteine gefunden, sie sind inzwischen immer wieder Farbtupfer am Wegesrand. Man kann sie mitnehmen und ihnen einen neuen Ablageort bescheren oder sich einfach an ihnen erfreuen.

In Erfweiler-Ehlingen reizt die Ortsmitte, der Römerturm aus dem 12. Jahrhundert ist vermutlich der Rest eines ehemals befestigten Hauses, heute ist er Teil der Pfarrkirche. Spaziert man an ihr vorbei, lohnt sich der Kreuzweg mit seinen liebevoll gestalteten Stationen zum Leidensweg Christi.

 Das Bücherregal in Wittersheim ist in einer Bushaltestelle untergebracht.

Das Bücherregal in Wittersheim ist in einer Bushaltestelle untergebracht.

Foto: BeckerBredel
 Der Mandelbach zwischen Bebelsheim und Habkirchen.

Der Mandelbach zwischen Bebelsheim und Habkirchen.

Foto: BeckerBredel
 Der ansprechende Dorfplatz in Heckendalheim.

Der ansprechende Dorfplatz in Heckendalheim.

Foto: BeckerBredel

In Ommersheim entdecken wir die Höhenwege rund um die Bauernhöfe, wo man zum Beispiel am Milchhäuschen Bioprodukte aus der Region im Vorbeigehen kaufen kann. In Heckendalheim erkunden wir den Dorfplatz, den 40 ehrenamtlich engagierte Menschen aus dem Ort liebevoll gestaltet haben. Am Brunnen sitzt eine Frau aus Bronze, sie hat eine Milchkanne in der Hand. Dieses Mädel soll früher in der Nähe gewohnt haben, es verkörpert den ländlichen Lebensstil. Das Wasser kommt aus einer Quelle, es fließt ganzjährig und ist kristallklar. Anwohner sagen, dass man es trinken kann. Aber auch wenn man das vorsichtshalber nicht tut, erfrischend ist es allemal. So wie das gesamte Mandelbachtal.

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