Wehmut nach Abriss in Bliesmengen-Bolchen Ein Traditionsgasthaus geht in die Knie

Bliesmengen-Bolchen · Gebäude in der Bliestalstraße wurde abgerissen. Eine Baulücke wird es aber nicht geben.

 Das Gasthaus „Zum Sportplatz“ in Bliesmengen-Bolchen.

Das Gasthaus „Zum Sportplatz“ in Bliesmengen-Bolchen.

Foto: Alex Stephan

Das frühere Gasthaus „Zum Sportplatz“ in Bliesmengen-Bolchen ist seit wenigen Tagen Geschichte. Das Gebäude in der Bliestalstraße, indem sich bis vor etwa zwei Jahren noch ein Döner-Laden und ein Bistro befanden, ist abgerissen. Die Geschichte des Hauses geht bis aufs Jahr 1786 zurück, erzählt Klaus Nagel unserer Zeitung. Der Dorfhistoriker weiß, dass es mit dem ehemaligen Schwesternhaus daneben eng verbunden war. Nach diversen Um- und Anbauten sowie Besitzerwechseln gelangte es 1943 in den Besitz der Familie Ochs. Oskar Ochs machte das Gasthaus indirekt zum „Sportheim“, da es auf dem Sportplatz dahinter damals noch keine Gastronomie gab. Ochs selbst war auch lange Jahre Vorsitzender des örtlichen Sportvereins. Wir hatten versucht, mit dem heutigen Besitzer zu sprechen, was allerdings nicht gelang. Deshalb haben wir mit dem Stadionsprecher des SV Bliesmengen-Bolchen (SVB) gesprochen. „Das Haus ist nach dem Krieg zum Stammlokal der Fußballer geworden. Hier spielte sich, was den SVB betraf, so gut wie alles ab“, erinnerte sich Günther Klingler. Ob Vorstandssitzungen, Mannschaftsbesprechungen, sogar die Aufstellung der Fußballer sei am Stammtisch im Gasthaus gemacht worden. Und die Nicht-Sportler fanden sich etwa zum Skat oder zum Doppelkopf im Gasthaus ein. Legendär war der Frühschoppen, zu dem die „Menger“ nach dem Hochamt gingen. Die damalige Kirche St. Petrus in Ketten, die heute als Friedhofskapelle der Gemeinde Mandelbachtal genutzt wird, befindet sich genau gegenüber und war damals noch in Betrieb.

 Und dann kam der Abriss der Traditionsgaststätte.

Und dann kam der Abriss der Traditionsgaststätte.

Foto: Alex Stephan

Bekannt war das Gebäude auch wegen seiner Saal-Veranstaltungen. Hier wurde mehr als zünftig Fastnacht gefeiert – mit Kappensitzungen und Maskenbällen. Das änderte sich 1980, als die Bliestalhalle in Betrieb genommen wurde. Hier wurden auch von Leo Ochs 1980 die Blaskapelle „Musikfreunde Mandelbachtal“, die später zu den „Mandelbachtaler Musikanten“ wurde, gegründet. „Es war wirklich ein Treffpunkt für Jung und Alt. Mit dem Gasthaus Ochs geht eine schöne und lange Ära zu Ende“, blickt Günther Klingler durchaus wehmütig zurück. Auch der Ortsvorsteher kann sich, obwohl noch recht jung, gut an die Blütezeit des Lokals erinnern. „Das Gasthaus war das Sportheim, Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens“, weiß Timm Braun, der in der Straße quasi groß geworden ist. Es sei bei den vielen Zaungästen, die den Start der Abrissarbeiten verfolgten und vom Haus quasi Abschied nahmen, einiges an Wehmut unterwegs gewesen. Auch der ein oder andere habe Tränen vergossen, sagt der Ortsvorsteher. Die Bausubstanz sei sehr schlecht gewesen. Vieles am Haus, wie etwa die Decken, sei marode gewesen und auch nicht mehr sicher. Somit sei ein Abriss quasi unvermeidlich gewesen, habe ihm der Eigentümer erzählt, berichtet Timm Braun. Gerhard Ochs hatte vor, ein Stück Geschichte von „Menge“ erhalten zu wollen und habe versucht, den Abriss zu vermeiden. Doch nach Prüfung durch einen Architekten habe kein Weg mehr am Abriss vorbeigeführt. Ein Wermutstropfen bleibt: Der Saal, dessen Bausubstanz im Vergleich zum Haupthaus besser sei, bleibe bestehen. Auch nach dem Abriss wird es keine Baulücke geben. Ein Neubau mit voraussichtlich drei Wohnungen soll an dieser Stelle entstehen.

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