Umfrage in St. Ingbert Ein befürchteter Notbremsen-Tourismus blieb aus

St Ingbert · In St. Ingbert ging’s etwas lockerer zu als in Nachbarkreisen: Das machte die Innenstadt aber nicht zum Anziehungspunkt.

 Von den vermuteten zusätzlichen Besuchern aus den Nachbarlandkreisen war am Samstagvormittag in St. Ingbert wenig zu spüren.

Von den vermuteten zusätzlichen Besuchern aus den Nachbarlandkreisen war am Samstagvormittag in St. Ingbert wenig zu spüren.

Foto: Jörg Martin

Seit diesem Samstag ist in Deutschland das neue Infektionsschutzgesetz in Kraft, die sogenannte „Bundesnotbremse“. Eine Folge ist, dass in den saarländischen Landkreisen je nach Inzidenzwert mehr oder weniger erlaubt ist. Konkret galten im Saarpfalz-Kreis noch andere Regeln für den Einzelhandel und die Gastronomie als im benachbarten Regionalverband Saarbrücken und im Landkreis Neunkirchen. Aber zog es deshalb Menschen aus den Regionen, wo es strenger zugeht, dorthin, wo noch ein bisschen mehr erlaubt ist? Die SZ hat sich in St. Ingbert umgesehen und umgehört, ob vermehrt Besucher aus dem Umland anzutreffen waren.

Bei unserer nicht repräsentativen Umfrage gab es dafür eher weniger Hinweise. „Ich verstehe es bald nicht mehr. Diese ganzen Regelungen sind sehr kompliziert. Entweder man macht alles, also wirklich alles, für eine gewisse Zeit dicht oder man lässt alles offen. Das hier ist total verrückt. Dieses Hin und her ist nicht richtig“, kommentierte Giovanni Buffone die Situation. Der Mann aus Dudweiler, welches als Saarbrücker Stadtteil zum Regionalverband Saarbrücken zählt, besuchte St. Ingbert aber nicht wegen der aktuellen Situation. Er komme sowieso immer für Besorgungen nach St. Ingbert berichtet der ursprünglich aus Italien stammende Mann.

„Irgendwie ist gar nicht absehbar, was wann gilt. Und diese Unterschiede zwischen den Kreisen sind doch völlig unsinnig. Das Ganze ist mehr als schwierig“, findet Angela Gräber. Auch die Frau aus Spiesen-Elversberg ist heute nicht eigens aus der St. Ingberter Nachbargemeinde des Landkreises Neunkirchen hierhergekommen. Sie geht regelmäßig samstags auf den St. Ingberter Markt und musste noch Besorgungen in der Stadt machen. „Wir haben eine neue Leine für den Hund gekauft. Aber wir sind sowieso immer zum Einkaufen hier“, sagt Sandra Jene. Sie und ihr Mann Roland sind in St. Ingbert bekannt wie der buchstäbliche bunte Hund, da sie früher viele Jahre die Lokale „Die Schmidd“ und die Niederwürzbacher „Petriklause“ betrieben haben. Die Jenes kommen ebenfalls aus Spiesen-Elversberg. „Wenn die Leute aus Landkreisen mit hohen Zahlen hierherkommen, steigen hier auch die Zahlen“, befürchtet Roland Jene. „Hoffentlich kommt es nicht zum Tourismus, wenn etwa Leute aus Trier sagen ‚Komm’, lass uns heute mal in St. Ingbert einkaufen‘“, befürchtet Sandra Jene.

 Wenn Sandra und Roland Jene aus Spiesen-Elversberg einkaufen, dann ist St. Ingbert das Ziel.

Wenn Sandra und Roland Jene aus Spiesen-Elversberg einkaufen, dann ist St. Ingbert das Ziel.

Foto: Jörg Martin

Der Betrieb in der Fußgängerzone war am Samstagvormittag noch überschaubar. Im Vergleich zum samstäglichen Einkaufstrubel der Vor-Corona-Zeit ist in der Innenstadt ohnehin weniger los. Man hätte aber beim Blick in die Cafés und Straßen fast den Eindruck gewinnen können, die Leute wollten etwas nachholen und gleichzeitig genießen, ehe es vielleicht schon bald in den kommenden Tagen nicht mehr geht. „Ich will nur einen Kaffee trinken, während das Auto in Sulzbach in der Werkstatt ist. Den negativen Test hatte ich sowieso gestern schon dafür gemacht“, erklärt Carlo Lo Guidice aus Friedrichsthal.

Der Mann aus dem Regionalverband Saarbrücken stellt aber gleich klar, dass er sich nur wegen der Reparatur testen ließ. Nur zum Kaffee trinken in St. Ingbert hätte er den Test sicher nicht gemacht. Aber in Sulzbach ohne Außengastronomie zu warten, hätte keinen Sinn gemacht.

„Ich verstehe das Ganze hier in Deutschland nicht. Die Pandemie ist längst vorbei, wird mit künstlichen Zahlen am Leben gehalten, weil Wahlkampf ist. Komischerweise ist das Virus in Luxemburg und Österreich wohl ein völlig anderes: Da wirkt gerade alles gelockert“, sagt Harald Kronauer. Der Mann aus Klarenthal war mit seiner Mutter, die in Rentrisch lebt, dabei, Besorgungen in der Kaiserstraße zu erledigen und steht der „Notbremse“ recht kritisch gegenüber.

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