Frischemarkt in Ormesheim Steht der Frischemarkt vor dem Aus?

Ormesheim · Schlechte Nachrichten für die Nahversorgung in Ormesheim: Wegen nachlassender Umsätze denkt Betreiber Jörg Hilt ernsthaft über eine Schließung nach.

 Mitten im Dorfzentrum, viele Parkplätze vor der Tür, und doch zu wenige Kunden – der Frischemarkt in Ormesheim ist in Gefahr.

Mitten im Dorfzentrum, viele Parkplätze vor der Tür, und doch zu wenige Kunden – der Frischemarkt in Ormesheim ist in Gefahr.

Foto: Peter Gaschott

Eine Ananas für einen Euro. Drei leckere Berliner für wenig mehr. Frischfleisch und herzhafte Wurst zu ganz normalen Preisen. Der Frischemarkt in Ormesheim bietet eigentlich alles, was man so braucht. Und viel, viel mehr. Eigentlich. Denn Jörg Hilt, der den Markt betreibt, denkt ans Aufgeben.

Vor zehn Jahren hat der Lebensmittelkaufmann Jörg Hilt den Frischemarkt in Ormesheim eröffnet. Viele Parkplätze vor der Tür, ein Sortiment, das kaum Wünsche offenlässt, 550 Quadratmeter Ladenfläche. Hilt war damals noch Chef vieler ähnlicher Märkte. Über hundert Mitarbeiter hatte er damals. Ormesheim hatte es ihm angetan: „Ich wusste, als das Angebot zur Übernahme kam, dass das kein leichtes Projekt werden würde. Aber Ormesheim ist so groß, dass ein Markt laufen müsste, und so klein, dass wohl kaum ein Konkurrent sich hier auf einen für alle Beteiligten ruinösen Wettbewerb einlassen würde.“

Der Markt lief auch recht gut an. Insgesamt zehn Beschäftigte sind mittlerweile hier in Lohn und Brot. Dann kam Corona, und für den Markt brachte das am Anfang einen Aufschwung. Als überall gehamstert wurde, da war in Ormesheim die Welt noch in Ordnung, alles war reichlich vorhanden. Die Leute wollten nicht mehr weit fahren, sie kauften vor Ort. Das brachte dem Markt viele Kunden.

Als dann mit dem Sommer des vergangenen Jahres relative Normalität kam, gingen die Zahlen des Marktes wieder nach unten. Jörg Hilt berichtet, dass kaum Kunden aus der anfänglichen Corona-Zeit dem Laden treu blieben. „Die Leute fahren wieder, obwohl sie bei uns unterm Strich günstiger einkaufen könnten“, sagt er unserer Zeitung. Er beobachtet, dass Kunden aus Bliesmengen-Bolchen nach Ormesheim fahren, ebenso Kunden aus Heckendalheim und gar aus Ensheim. „Bloß die Ormesheimer, die kommen kaum hierher, die fahren weg.“

Umso glücklicher ist er über seine Stammkundschaft aus dem Ort. Da beschafft er auch mal Ware, die mit seinem Sortiment eigentlich überhaupt nichts zu tun hat. „Da verdiene ich nichts dran, aber wenn ältere Leute etwas brauchen, was sie ansonsten im Ort nicht bekommen, dann bringe ich es aus dem Großmarkt mit“, erzählt er.

Die Ernüchterung für Hilt kam in den vergangenen Monaten: „Die Umsätze werden nicht mehr. Aber die Kosten für Energie gehen gewaltig nach oben. Wie soll ich das bezahlen?“ Im vergangenen Jahr hat er noch eine neue Kühltheke für die Metzgerei gekauft. 25 000 Euro hat die gekostet, Geld, das ihm heute fehlt, in einer Zeit, in der jeder Cent zählt. Er macht sich um sich selbst wenig Sorgen. 54 ist er jetzt, und im Handelsgeschäft so integriert, dass er keine Zukunftsängste hat. „Aber die zehn Beschäftigten, die ich habe, denen bin ich ja irgendwo verpflichtet“, sagt er uns. Wobei sich für ihn in den vergangenen Jahren die Situation grundlegend geändert hat. Während er früher überall im Saarland mit Standorten vertreten war, kam dann ein kapitaler Rückschlag. Hilt: „Nach einem Herzinfarkt habe ich mich von allem getrennt, außer vom Markt in Ormesheim. Hier wollte ich ruhig und konzentriert in die Zukunft arbeiten.“ Heute rechnet er vor, dass er im Monat knapp siebenhundert Liter Sprit verfährt. Die kosten heute fast doppelt so viel wie zu guten Zeiten. Die Stromkosten gehen massiv in die Höhe. Er spricht über den Mindestlohn. Ist gar nicht so abgeneigt, denn Hilt sagt, wer gut arbeitet, soll auch gutes Geld bekommen. Er rechnet dann aber vor, dass die Mindestlohnerhöhung bedeutet, dass die geringfügig Beschäftigten mit einem Schlag eine Lohnerhöhung von zwanzig Prozent bekommen. Und er fragt: „Haben dann meine langjährigen Mitarbeiter, die oft seit zehn Jahren bei mir sind, nicht auch ein Recht auf eine deutliche Lohnerhöhung?“ Kosten, die er nicht weitergeben kann. Glücklich ist er, dass sein Vermieter fair bleibt. Wobei er zu bedenken gibt, dass, sollte Hilt hier aufhören, wohl kaum ein anderer Markt die Räume ginge. „Da wird allenfalls ein Döner-Imbiss einziehen, mit mehr kann man nicht mehr rechnen“, sagt er bitter.

 Jörg Hilt führt seit zehn Jahren den Frischemarkt in Ormesheim. Schlechte Umsatzzahlen stellen die Zukunft des Marktes infrage.

Jörg Hilt führt seit zehn Jahren den Frischemarkt in Ormesheim. Schlechte Umsatzzahlen stellen die Zukunft des Marktes infrage.

Foto: Peter Gaschott

Hilt will jetzt die Entwicklung der kommenden Wochen genau beobachten. Wenn sich nichts zum Besseren wendet, will er seinen Mietvertrag zum 30. Juni kündigen. Das würde bedeuten, dass er im Mai schließen muss. Doch insgeheim hofft er immer noch, dass die Ormesheimer entdecken, dass ein gut sortierter Markt im Dorfzentrum eine Menge Lebensqualität für jeden Einzelnen und einen großen Gewinn für die Infrastruktur im Dorf selbst bringt. Und, ist dieser Markt einmal verschwunden, wird, so ist sich Hilt sicher, kein anderer mehr nach Ormesheim kommen.

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