Diese Leute bringen Streithähne wieder friedlich zusammen Dringend gesucht: ein Friedensstifter für Ommersheim

Ommersheim · Nachdem der bisherige Amtsinhaber aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten ist, wird für Ommersheim ein neuer Schiedsmann oder eine neue Schiedsfrau gesucht. Wir haben den Heckendalheimer Kollegen interviewt, umherauszufinden, wie die Idealbesetzung aussehen könnte.

 Werner Stopp ist der Schiedsmann von Heckendalheim. Er und der noch zu wählende Kollege oder die Kollegin für Ommersheim vertreten sich gegenseitig bei Abwesenheit.

Werner Stopp ist der Schiedsmann von Heckendalheim. Er und der noch zu wählende Kollege oder die Kollegin für Ommersheim vertreten sich gegenseitig bei Abwesenheit.

Foto: Jörg Martin

„Wir im Mandelbachtal vertreten uns gegenseitig“, sagt Werner Stopp. Der 75-Jährige ist bereits seit 23 Jahren in der Funktion. Die Person sollte kein aktives Parteimitglied sein, gut zuhören können, im Ort respektiert werden, kein Unbekannter sein und nicht im Ort isoliert leben.

Ersteres Kriterium trifft auf ihn inzwischen nicht mehr ganz zu: Er ist seit einer Weile für die Freie Wählergemeinschaft im Ortsrat. Doch Stopp trennt die beiden Ehrenämter streng. Das nimmt man ihm auch ab. „Diskretion ist wichtig. Zutrauen spielt eine Rolle. Jemand, der mit den Füßen fest im Leben steht, sollte es sein“, beschreibt der Schiedsmann den idealen Kandidaten. Nicht zuletzt sollte man Einfühlungsvermögen, Geschick in Sachen Gesprächsführung und Kompromissbereitschaft haben. Herz und Bauchgefühl würden eher eine Rolle spielen als Paragrafen.

Man werde auch nicht alleine gelassen. Die Kollegen unterstützten sich etwa durch vertrauliche Fallbesprechung. Misserfolge, die man nicht persönlich nehmen dürfe, gehen aber auch nicht spurlos an einem vorbei. Ein dickes Fell wäre sicher kein Nachteil. Am Ende sorgen zufriedene Gesichter oder, wenn sich die Parteien unaufgefordert die Hand geben (wie das bis vor wenigen Monaten noch üblich war), für Genugtuung.

Das Amt gibt es seit 150 Jahren. Die Preußen führten es ein, um die Gerichte zu entlasten. Diese Situation ist heute wieder so. Werner Stopp mag den Ausdruck Schiedsmann nicht so gerne und fände die Bezeichnung „Schlichter“ weitaus treffender. Er würde ja nicht „scheiden“, so der Heckendalheimer. Mediator wäre noch besser. Das Amtsgericht schickt etwa jemanden, der von übler Nachrede betroffen ist zuerst zum Schiedsmann, wo er einen Antrag stellen und die Kosten (meist bis zu 50 Euro) zahlen muss. Das Verfahren beginnt und es kommt zu einem vom Schiedsmann anberaumten Termin. Stopp versucht dann zwischen den Parteien zu vermitteln. Oft denkt er dann, dass jeder der Beteiligten recht hat. „Bei mir ist keiner Verlierer, keiner Gewinner“, erklärt er seine Maxime. Bei Gericht gebe es Verlierer, denn da würde Recht gesprochen. Der Schiedsmann hingegen strebe einen Vergleich an. „Ich bin der Friedensstifter“, ist sich Stopp, der auch kirchlich engagiert ist, sicher. Die Hemmschwellen würden heutzutage geringer, Nachbarschaftsstreitigkeiten treten vermehrt auf, wohingegen Strafsachen zurückgehen, beschreibt er die aktuelle Lage. Die Gründe sieht der Schlichter in der zurückgehenden Toleranz der Gesellschaft und vor allem in der Gewaltdarstellung im Fernsehen. Und jeder glaubt, recht zu haben und spricht nicht mit dem Anderen. Etwa fünf bis sechs Fälle pro Jahr landen bei ihm. Er sei aber kein Rechtsberater und das Strafgesetzbuch für ihn nicht relevant. Vielmehr stellt die saarländische Schiedsordnung Grundlage seines Handelns dar. „Man kann nichts falsch machen“, versichert der frühere Ingenieur für Elektrotechnik.

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