Bliesmengen-Bolchen Respekt vor Anliegen in „Menger Arena“

Bliesmengen-Bolchen · „Treffen. Informieren. Mitreden.“: Saar-Ministerpräsident Tobias Hans hatte zum „Saarland Dialog“ in die Bliestalhalle eingeladen.

Ministerpräsident Tobias Hans sprach beim Saarland-Dialog in der Bliestalhalle von Bliesmengen-Bolchen mit den Bürgern.

Ministerpräsident Tobias Hans sprach beim Saarland-Dialog in der Bliestalhalle von Bliesmengen-Bolchen mit den Bürgern.

Foto: Jörg Martin

Kai Azizi hatte beim Besuch von Saar-Ministerpräsident Tobias Hans in der Bliestalhalle in Bliesmengen-Bolchen die Lacher auf seiner Seite. Der Lehrer aus Bliesmengen-Bolchen nutzte den Saarland-Dialog – eine Veranstaltung, bei der die Bürger mit dem Ministerpräsidenten ins Gespräch kommen können –, um ein Familienproblem anzusprechen. Seine Frau Jasmin, ebenfalls Pädagogin, ist ursprünglich in Baden-Württemberg verbeamtet und sucht seit zwei Jahren im Saarland erfolglos eine Stelle. Azizi bemängelte die Bürokratie und einen Mangel an Flexibilität beim Ministerium. Denn die Gymnasiallehrerin wäre auch bereit, an einer Grundschule zu unterrichten. Wie es denn sein könne, dass hier Lehrermangel herrsche und die Latein-Studienrätin keine Stelle bekommt, fragte der Ehemann auf seine bekannt humorvolle Art den Landeschef. „Das ist ein ganz spezieller Fall. Mir fällt dazu keine Lösung ein“, bedauerte Tobias Hans (CDU) offen. Das Beamtenrecht verhindere die Möglichkeit eines Wechsels etwa an eine Grundschule wegen der niedrigeren Besoldung, so der Kabinettschef. Er wolle aber im Ministerium nachhören.

Diese Zusicherung machte Hans bei fast jedem Anliegen an diesem Abend. Rund 150 Besucher waren laut Veranstalter, auf Tribünen sitzend, erschienen, um unter dem Motto „Treffen.Informieren.Mitreden“ den Ministerpräsidenten einmal live zu erleben, seine Sichtweisen zu verschiedenen Themen zu hören oder, um ihr Anliegen vorzutragen. Hans, staatsmännisch im blauen Anzug gekleidet, ging wie ein Wirbelwind auf dem eigens in hellblau verlegten Boden in der Mitte der „Menger Arena“ auf und ab, ohne jedoch dabei Hektik zu versprühen. Vielleicht lag das an der sachlich-beruhigenden Art von Moderatorin Verena Sierra. Der Münchwieser Unionspolitiker machte es sich nicht leicht: Statt die Fragen einfach knapp zu beantworten, zollte er Respekt für das Anliegen, ließ erkennen, dass er die Sorgen im Land bei etlichen Fragestellungen kennt und wurde dabei nicht langatmig. „Wir haben die Schnauze voll“, meinte Dirk Wilhelm. Der Berufsfeuerwehrmann forderte die Übernahme des Tarifabschlusses im Öffentlichen Dienst auch für Beamte. „Ich schließe mich Ihnen an“, sagte Hans, bat aber um Verständnis, dass dies nur stufenweise versetzt erfolgen könne. Aber, man wolle dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Eine erneute Prüfung sichert der Landesvater auch Karsten Schwahn zu. Der Mann aus Bliesmengen-Bolchen und seine Familie waren zweimal von der Starkregenkatastrophe im Sommer 2018 betroffen. Das Haus der Familie ist seither unbewohnbar; man befindet sich immer noch in der Notunterkunft in Bliesransbach. Die Landesregierung entschädigte jedoch nur einmal; obwohl das Unwetter zweimal kam.

Hans sicherte zu, den Fall zu prüfen. Die gleiche Zusage erhielt auch Günther Dincher, da sein Entschädigungsantrag beim Unwetter 2018 abgelehnt wurde. Auch Feuerwehrchef Manuel Fillgraff reklamierte eine zugesagte Veranstaltung der beteiligten Hilfskräfte beim Unwetter des letzten Jahres. Nicht weiterhelfen konnte der Ministerpräsident der Kita-Leiterin Heike Müller. Das Förderprogramm für bilinguale Erzieher sei schlecht objektiv zu regeln und erfolge deshalb nach dem Windhund-Prinzip. Er könne aber beide Seiten verstehen. Ergebnisoffen müsse man mit dem Rechtsverfahren zum Grubenwasser umgehen, so Tobias Hans. „Die RAG hat einen Rechtsanspruch“, antwortete er Johannes Hartmann, der ihn „Wie regeln wir das?“ gefragt hatte. „Das ist die schwierigste Frage, die ich je gestellt bekam“, meinte Hans zu Dominik Walter. „Wo sehen Sie unsere Jugend in zehn Jahren?“, hatte der Walsheimer den Regierungschef gefragt. Meister und Akademiker müssten gleichgesetzt werden, so Hans, der den Baggerfahrer aufforderte, seinen Sohn von seinem Beruf zu überzeugen. Alle Besucher konnten sich im Anschluss davon überzeugen, wie die Zeichnerin die Veranstaltung auf einer Wand umgesetzt hatte.

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