Nach 20 Jahren war ein Stabwechsel fällig

Wittersheim · Mit dem traditionellen Weihnachtskonzert des Musikvereins Wittersheim-Bebelsheim hat sich nach 20 Jahren der Dirigent Reinhold Ernst verabschiedet (die SZ berichtete). Der Verein wird aber immer ein Stück Heimat für den Berufsmusiker und gelernten Hornisten bleiben.

 Reinhold Ernst vor seinem selbstgebauten Schrank und seinem selbsthergestellten Notenständer. Foto: Jörg Martin

Reinhold Ernst vor seinem selbstgebauten Schrank und seinem selbsthergestellten Notenständer. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

Es ist ruhig und besinnlich zwischen den Jahren im Mandelbachtaler Ortsteil. Das trifft irgendwie auch auf den ehemaligen Orchesterchef zu. "Der Prozess fängt jetzt erst an. Es fällt mir doch schwer", gesteht der Mann, der zwei Jahrzehnte dem Musikverein ein Gesicht gab. Eigentlich hatte er die Zäsur schon früher geplant. "Es ist meine Überzeugung, alle zehn Jahre sollte ein neuer Dirigent her", meint Ernst.

2005 hat er dann doch nochmal weitergemacht. Nicht, ohne 2012 nochmal an das Jubiläum 2015 hinzuweisen. Nein, es habe keinen Ärger gegeben, betont der Hornist. Für ihn ist der Verein nicht nur die Runde der Musiker, sondern ein Stück Heimat . Hier hat der 57-Jährige vor 45 Jahren seine ersten Gehversuche mit dem Horn unternommen. Sein Lehrer war gleichzeitig der Dirigent: Emanuel Zierhut. Von ihm übernahm Ernst nach dessen 26-jähriger Amtszeit das Orchester. Er war es auch, der ihm den Weg als Berufsmusiker zeigte und somit die Grundlage für seine heutige Existenz schuf.

Hornist Reinhold Ernst wurde nach dem Studium Mitglied im Orchester des Saarländischen Staatstheaters. Zierhut hatte er damals bereits aushilfsweise einmal vertreten. "Der könnte es doch machen, den fragen wir", hätten die Aktiven sich gesagt. Und spontan sagte er auch zu. Das Weihnachtskonzert 1996 war der erste große Auftritt von Ernst. "Natürlich hatte ich keine Erfahrung", blickt er zurück und grinst dabei.

Bis auf einen Chorleiterkurs in der Schule und das entsprechende Nebenfach während des Studiums. Der Mann lebt und ist begeistert von der Blasmusik. Obwohl er das ein oder andere vom Vorgänger übernahm, hat er auch eigene Wegemarken gesetzt, die sich durchgesetzt haben. "Intonation ist bei einem Laienorchester eine Sache für sich", betont der Ehemann und Vater von zwei Kindern. Irgendwie sei die Zeit fürs Proben nie ausreichend gewesen. Und doch ist er stolz darauf, etwa im Frühjahr 2012 ein gemeinsames Konzert mit dem Polizeimusikkorps durchgeführt zu haben, welches in der Festhalle für eine besondere Atmosphäre sorgte und sehr gut besucht war. Oper, Operette, alte Schlager, Musicals, Filmmusiken und so manches anspruchsvolle Stück: Das war die Mischung, die ankam. Nur im Notfall habe er Aushilfen eingebunden.

Ansonsten habe man sich meist am Rande der Spielfähigkeit bewegt. Und da wird der Mann, der viele Stücke arrangierte und bei Konzerten selbst moderierte, nachdenklich. Dass es kein Schülerorchester mehr gibt, tue ihm weh. Die Schulzeitverkürzung an den Gymnasien habe den Kindern Zeit geraubt, bedauert Ernst.

Er selbst hat nun mehr Zeit für seine Leidenschaften: Klettern und Wandern in den Bergen und Möbelbau. Und dann schließt sich der Kreis wieder: Auch Julian Sbarcea, der dritte Dirigent des Orchesters, ist Hornist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort