Saarvoir Chanter Musikalischer Lichtblick im November-Grau

HOmburg/Gräfinthal · Das Ensemble Saarvoir Chanter begeisterte in Gräfinthal mit einem gefühlvollen und virtuos vorgetragenen Konzertprogramm

 Das Saarbrücker Vokalensemble Saarvoir Chanter trat im Gräfinthaler Haus Wulfinghoff auf.

Das Saarbrücker Vokalensemble Saarvoir Chanter trat im Gräfinthaler Haus Wulfinghoff auf.

Foto: Jörg Martin

In einer Zeit, in der sich Gesangvereine auflösen und Chöre akuter Nachwuchsmangel droht, fällt das Saarbrücker Vokalensemble Saar Saarvoir Chanter auf. So dürfte es auch den meisten Besuchern am Freitagabend im Gräfinthaler Haus Wulfinghoff gegangen sein. Dort waren die elf Sänger im Rahmen von „Gräfinthaler Vierjahreszeiten“, der des Verkehrsvereins Mandelbachtal aufgetreten. Gerade einmal fünf Tage nachdem sie sich beim 10. Landeschorwettbewerb auf dem Saarbrücker Halberg in der Kategorie H1 (Vokalensembles) mit „sehr gut“ für den Bundeschorwettbewerb im kommenden Mai in Freiburg qualifiziert haben.

„Singen können“, so die freie Übersetzung des Ensemblenamens, den Beweis trat die Truppe ausreichend an. Und das mit einem recht hohen Anspruch. „Wir wollen zu einer Reise durch das Leben einladen“, hatte Sopranistin Susanne Mayer zu Beginn in den Abend eingeleitet. Und da spielte die Liebe, ähnlich wie beim ersten Mandelbachtaler Auftritt im Frühjahr 2016, eine nicht unwesentliche Rolle. Bis es sie gibt, ist man zuerst einmal Single. Das hat nicht nur Vorteile. Denn „Küssen kann man nicht alleine“ sang einst Max Raabe. Saarvoir Chanter gaben bei diesem Klassiker bereits alles und sorgten beim Publikum für großen Spaß. Eine Stimmung, die schnell mit den Sängern korrespondierte. Wie etwa bei „Heut‘ ist der Tag“. Dem Lied, welches von der humorvollen Suche nach Mrs. und Mr. Right handelt. Hier schien es bereits kaum eine Steigerung zwischen den kraftvollen, hohen Frauenstimmen und dem weichen Timbre der Herren zu geben. Und zwischendrin immer wieder: Kurze Passagen und Variationen von „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ und „In einem kühlen Grunde“. Wann hat man diesen Klassiker so völlig entstaubt von einem jungen Chor so klar hören dürfen?

Das Gleiche galt auch für „Ein Vogel wollte Hochzeit machen“. Nicht kitschig, nicht kindlich und flott mehrstimmig interpretiert. Übrigens: Es sind 15 Vogelstimmen.

Auch einen Teil der Wettbewerbstücke hatten die Sänger in Gräfinthal dabei. Oft kommt es vor, dass Ensemblemitglieder zum Instrument greifen: Susanne Mayer (Querflöte), Elisa Meisberger (Geige), Mauro Barbierato (Klavier), Corinna Simon (Gitarre) und Ludwig Kleber (Kontrabass). Dies meist bei Titeln, die ernster sind, bei denen man sich nach Frieden sehnt und sich die Sänger auch nicht hinsichtlich Laut- und Klangstärke zurückhalten. Wozu auch? Dann werden Stimmungen mit Fingerspitzengefühl gewechselt. Vom Tod wie beim irischen Traditional „Oh Danny Boy“, dem französischen „La guerre“ (für das der Applaus lange und recht warmherzig war) bis zu Rosen im Serail im Mondlicht, bei denen alleine bei der Ankündigung schon ein „Mhhhhhhh….“ durch die Reihen ging. Da passt auch das Singen in skandinavischen und romanischen Sprachen mehr als gut dazu. „Nun aber genug mit der Melancholie“, meinte eine Sängerin am Ende und stimmte mit den anderen „Veronika, der Lenz ist da“ an. Ein Lichtblick in diesem düsteren, nassen und dunklen Herbst.

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