Starkregen in Mandelbachtal Mandelbachtal geht Starkregen-Probleme an

Bliesmengen-Bolchen · Besonders die unmittelbaren Anrainer der Blies sind betroffen. Zunächst strebt die Gemeinde die Erstellung eines Katasters an, das alle gefährdeten Areale erfasst.

 Im Garten von Klaus Litzenburger (von links) stand schon oft genug die Blies. Bei einem Ortstermin sahen sich Ingenieur Achim Schwarz, Ortsvorsteher Timm Braun und Bürgermeisterin Maria Vermeulen die Wassersituation in Bliesmengen-Bolchen an.

Im Garten von Klaus Litzenburger (von links) stand schon oft genug die Blies. Bei einem Ortstermin sahen sich Ingenieur Achim Schwarz, Ortsvorsteher Timm Braun und Bürgermeisterin Maria Vermeulen die Wassersituation in Bliesmengen-Bolchen an.

Foto: Peter Gaschott

Acht, neun Meter aufgewühlte Wasserfläche am Ende des Gartens. Ein Holzsteg führt einen guten Meter ins Wasser. Auf dem Trockenen liegt ein Kanu, ein überdachter Freisitz zeugt davon, dass der Garten von Klaus Litzenburger einen hohen Freizeitwert hat. Und doch, so recht glücklich ist er derzeit nicht. Das hat vielerlei Ursachen. Nicht zuletzt, dass die Wasserfläche am Ende des Gartens die Blies ist, die normalerweise erheblich schmäler und friedlicher ist, als sie sich dieser Tage zeigte.

Aber es ist nicht die Blies allein, die Probleme macht. Bürgermeisterin Maria Vermeulen und Ingenieur Achim Schwarz hörten Klaus Litzenburger mit großem Interesse zu. Es regnet wie aus Eimern. Der Bliesgau droht abzusaufen. Auf dem satten Kalkboden versickert nichts. Die Entwässerungsgräben entlang der Landstraßen stehen voll mit dreckig braunem Wasser. Diese Farbe hat auch die Blies. Sechzig bis achtzig Zentimeter ist sie höher als sonst, zu einem reißenden Strom ist sie angeschwollen. Baumstämme, Wurzelwerk, Äste schwimmen obenauf, verhaken sich bei jeder Gelegenheit und verschlimmern die Lage weiter. Bei Klaus Litzenburger, der in der Bliestalstraße in Bliesmengen-Bolchen wohnt, ist vor einiger Zeit schon ein Baum umgestürzt, er liegt jetzt quer in der Blies. Bislang fand sich noch niemand, der sich traute, den Baum aus dem Fluss herauszuziehen.

Trotz des Starkregens dieser Woche blieben die Deckel auf den Kanalbauwerken. Das war nicht immer so. Bei den früheren Starkregen schossen sie hoch, Wasser und Abwasser, eben alles, was in einem lebendigen Dorf so anfällt, ergoss sich in die Gärten entlang der Blies. Weitaus massivere Schäden haben diese früheren Starkregen verursacht, bis hin zur katastrophalen Überflutung des Weilers Gräfinthal. So weit ist es in dieser Woche glücklicherweise nicht gekommen.

Doch Bürgermeisterin Maria Vermeulen sagt unserer Zeitung, dass man gemeindeweit Vorsorge trifft gegen Gefahren, die Starkregen bringen. Ein Starkregenkataster wird erstellt, es erfasst alle gefährdeten Areale Mandelbachtals. In einigen Bereichen, so entlang der Bliesransbacher Straße, wird in Kürze schon mit Bauarbeiten begonnen, um die Kanalsituation zu verbessern. In der Bliestalstraße war die Bürgermeisterin jetzt unterwegs, um gemeinsam mit dem beauftragten Ingenieur für Siedlungswasserwirtschaft die Probleme aufzulisten, die die Anwohner sehen. Mit dabei Ortsvorsteher Timm Braun, der ein waches Auge auf die Hochwassersituation in Bliesmengen-Bolchen hat.

Es sind mehrere Dinge, die hier zusammentreffen. In den Wohngebieten hat die Gemeinde Kanalsysteme gebaut. Teilweise als Trennsystem. Das bedeutet, dass Regenwasser und Hausabwässer getrennt abgeleitet werden. Problem dabei: Im Bereich der Bliestalstraße fließen beide Rohre zusammen in den Sammler des Entsorgungsverbandes Saar (EVS). Der mündet in ein unterirdisches Sammelbecken, von wo aus die Abwässer über eine Druckleitung weggepumpt werden. Zunächst bis zum Ortsausgang in Richtung Bliesransbach. Dort ist eine weitere Pumpstation. Die Druckleitung geht weiter, quert die Blies und mündet eine Strecke weiter in die Saargemünder Kläranlage.

Nun funktioniert dieses System bei normalem Wetter einigermaßen gut. Sieht man davon ab, dass die Abwässer auch bei langem trockenem Wetter regelrecht zum Himmel stinken und den Bliesanrainern auch im Sommer oft genug die Freude an ihren Gärten nehmen.

Bei Starkregen hingegen ist der EVS-Sammler überlastet. Er läuft über, und die Abwässer „gelangen in die Vorflut“, so umschreiben Abwasserleute blumig, dass die Hausabwässer wie die durch den Starkregen verursachte Flutwelle in die Blies überschwappen. Dass man die Kanaldeckel im unteren Bereich dieses Systems zugeschraubt hat, bringt dabei mit sich, dass die höher liegenden Deckel herausgerissen werden, und dass sich dort Wassermassen ins Freie ergießen.

Achim Schwarz sieht eine Menge Arbeit auf sich, die Gemeinde und den EVS zukommen. „Ich sehe mir momentan alle Problemstellen an, dann werde ich Vorschläge machen, wie man wirksam gegensteuern kann. Das wird darauf hinauslaufen, dass Kanäle vergrößert werden müssen“, sagt der Entwässerungsfachmann. Rätsel gibt ihm auf, dass bei trockenem Wetter Geruchsbelästigung im Umfeld der Kanalbauwerke auftritt. Das müsse man näher untersuchen.

 Idylle mit Gefahrenpotenzial: Die Gärten entlang der Blies in Bliesmengen-Bolchen sind normalerweise ein Ort der Erholung. Bei Starkregen allerdings schwillt die Blies an, und auch aus den Kanälen strömt Wasser in die Gärten.

Idylle mit Gefahrenpotenzial: Die Gärten entlang der Blies in Bliesmengen-Bolchen sind normalerweise ein Ort der Erholung. Bei Starkregen allerdings schwillt die Blies an, und auch aus den Kanälen strömt Wasser in die Gärten.

Foto: Peter Gaschott

Klaus Litzenburger beobachtet mit Gleichmut die Blies. Auch beim Jahrhunderthochwasser sei sie nicht bis ans Haus gekommen, nur bis an den Rand der Terrasse. Es sei eine sehr schöne Wohnlage hier, wenn nicht gerade Hochwasser herrscht, bestätigt Litzenburger. Und wenn die Vorsorgemaßnahmen greifen, die die Gemeinde jetzt mit Nachdruck angeht, könne man hier wie an vielen weiteren Stellen in Mandelbachtal auch bei starkem Regen ein wenig ruhiger schlafen, so die Bürgermeisterin.

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