Konzert in Ormesheim Eine Naturgewalt im giftgrünen Kleid

Ormesheim · Die irische Musikerin Lisa Canny war im Rahmen der „Mandelbachtaler Vierjahreszeiten“ im Saal Niederländer in Ormesheim zu Gast.

 Lisa Canny begeisterte mit ihrer Band auf der Bühne des Saales Niederländer in Ormesheim.

Lisa Canny begeisterte mit ihrer Band auf der Bühne des Saales Niederländer in Ormesheim.

Foto: Manfred Pfeiffer

Rund 200 Personen waren in den Festsaal Ormesheim gekommen, die unter Einhaltung der inzwischen wieder gelockerten Corona-Regeln gespannt auf den Auftritt von Lisa Canny und ihrer Band warteten. Kaum einer von ihnen konnte sich aber so richtig vorstellen, was ihm in den nächsten zweieinhalb Stunden bevorstand, da die Künstlerin vorher noch nie im Saarland war und sie in Deutschland eher noch wenig bekannt ist. Aber sie war auf Einladung des Verkehrsvereins Mandelbachtal im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Mandelbachtaler Vierjahreszeiten“ in Ormesheim zu Gast, und das ist für viele Musikfreunde inzwischen ein echtes Zeichen für gute Qualität.

Und Lisa Canny kam dann auch gleich wie eine Naturgewalt auf die Bühne, im giftgrünen Kleid und mit wallender rothaariger Mähne. Die siebenfache Gewinnerin des „All-Ireland-Championship“ mit Harfe und Banjo stellte eindrucksvoll unter Beweis, warum sie völlig zu Recht all diese Titel gewonnen hat. Beginnend mit einer instrumentalen Version des alten irischen Liedes „Mo Ghra Thu“ auf der Harfe, zeigte sie mit Temperament und dann wieder gefühlvoll ihre Virtuosität. Unterstützt wurde sie von Sean O‘Mara an Gitarre und Keyboard, Todd Doyle am Schlagzeug und Niall Hughes am Bass. Man spürte die Spielfreude der Band, und dass die Chemie auf der Bühne einfach stimmte.

Stücke aus ihrer neuen CD „Disgrace“ wechselten mit bekannten Liedern ihrer ersten CD „Freedom“, immer wieder unterbrochen von traditionellen Liedern aus der irischen Folklore im neuen Gewand.

Das Publikum ging begeistert mit und bedachte die Band mit teils frenetischem Beifall, was diese dann noch zu viel größeren Anstrengungen anspornte.

„Während des Lockdowns habe ich auch wieder angefangen, auf der Gitarre zu komponieren, und ich würde gerne wissen, ob es Euch gefällt“, verriet Lisa auf Englisch. Sie zeigte, dass sie auch dieses Instrument perfekt beherrscht, und trug ein getragenes Lied vor. Und die Neukomposition gefiel, wie man an den Reaktionen unschwer ablesen konnte, als mit 400 Händen rhythmisch geklatscht wurde. Die Lacher hatte Lisa Canny auf ihrer Seite, als sie einige Sätze auf Deutsch sagte. „Ich lerne noch, beim nächsten Mal werden es mehr Sätze sein“, fügte sie an.

Die Künstlerin scheint derzeit definitiv auf der Überholspur zu sein. 28 Konzerte spielt die Band in diesem Jahr auf ihrer Deutschland-Tournee innerhalb von fünf Wochen, wobei der Auftritt in Mandelbachtal der einzige und überhaupt erste im Saarland war. Ein strammes Programm, doch ein Blick auf ihre Tourcard zeigt bei vielen der noch ausstehenden Auftritten bereits „Ausverkauft“ an, ein Zeichen, dass man ihr Talent und die Qualität ihrer Musik auch in Deutschland inzwischen erkannt hat.

Immer wieder wirbelte die Irin über die Bühne, ihr Temperament riss alle mit, sowohl die Musiker auf der Bühne als auch das Publikum.

Viel zu schnell schien die erste Hälfte des Konzerts schon vorbei, als Lisa charmant die „Pinkelpause“ ankündigte. In dieser konnten sich die zahlreichen Besucher dann beim Thekenteam des TuS Ormesheim, der an dem Abend mithalf, mit kühlen Getränken eindecken. Ein Renner waren die eigens beschafften irischen Biere, die ebenfalls stilgerecht angeboten wurden. Indes plauderte Lisa Canny am dicht bedrängten Verkaufsstand angeregt mit den Besuchern und signierte ihre stark nachgefragten CDs.

Nach der Pause zog sie an der Harfe noch einmal alle Register ihres Könnens. Danach wirbelte sie wieder wie ein Derwisch mit dem Banjo über die Bühne und gönnte dem Publikum keine Atempause. Spätestens bei dem Stück „Donal‘s calves and jewish reels“ wurde jedem klar, was Lisa am Banjo zu leisten imstande war. Ein Lied, das jedem in die Beine fuhr und bei dem, wie sie anschließend anmerkte, „man hinterher das Gefühl hat, dass einem die Hand abfällt“. Auch Manfred Pfeiffer, der Vorsitzende des Verkehrsvereins Mandelbachtal, zeigte sich sichtlich erfreut: „Ich kannte Lisa Cannys Qualität, aber was sie heute hier live abliefert nimmt einem fast den Atem!“

Mit „Raggle Taggle Gypsy“, einem weiteren Stück, bei dem sie mit ihrem Banjo über die Bühne tobte, beschloss Lisa Canny die Vorführung. Doch als die Rufe nach einer Zugabe und der Applaus nicht enden wollte und mit „Standing Ovations“ lautstark eingefordert wurde, kehrte die Band nochmal auf die Bühne zurück. Mit „Snakeskin“ und „Sweet Dreams“ von den „Eurythmics“ endete dann ein furioses Konzert.

Das bestätigten auch zahlreiche Zuhörer nach dem Konzert. „Ich weiß nicht, was Weltklasse ist, aber für mich war das Weltklasse. Unglaublich toll!“ war beispielsweise Jürgen Zinke aus Erfweiler-Ehlingen regelrecht aus dem Häusschen. Und auch Stefan Vogelgesang aus Ensheim war voll des Lobes: „Großartiges Konzert und großes Lob an den Verkehrsverein, das war ein Volltreffer!“

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