Lebensraum für Menschen lassen

Bebelsheim. Zum Thema Natura 2000 im Bebelsheimer Ortsrat machte Fabian Wuillemet (CDU) dem Ärger über die geplanten Bewirtschaftungsverbote mit den Worten Luft: "Da stimme ich nur zu, wenn die Bundesstraße 423 zur einspurigen Biosphärenstraße wird, auf der nur Pferdefuhrwerke zugelassen sind"

Bebelsheim. Zum Thema Natura 2000 im Bebelsheimer Ortsrat machte Fabian Wuillemet (CDU) dem Ärger über die geplanten Bewirtschaftungsverbote mit den Worten Luft: "Da stimme ich nur zu, wenn die Bundesstraße 423 zur einspurigen Biosphärenstraße wird, auf der nur Pferdefuhrwerke zugelassen sind". Silvia Becker (SPD) kommentierte "Die Vorschriften zur Maht sind wirtschaftlich der helle Wahnsinn". Und Ortsvorsteher Werner Untersteller (CDU) fragte "Wo bleibt der Menschen-Lebensraum?". Gerade vor dem Hintergrund Wirtschaftskrise und Gentechnik könnten die Menschen wieder zunehmend Interesse bekommen, selber anzupflanzen, und das wäre nach der Unterschutzstellung der Gebiete unmöglich. Der Ortsrat kritisierte, dass die Flächen schon Anfang 2000 an die EU gemeldet wurden, ohne dass der Rat zuvor gehört worden sei. Dazu erklärte Joachim Gerstner, Vertreter des Umweltministeriums, in einer kurz darauf folgenden weiteren Sitzung des Ortsrats, dass Deutschland wegen einer Verpflichtung gegenüber der EU Anfang 2000 passende Flächen melden musste. Eine Beteiligung der Öffentlichkeit sei dabei nicht vorgesehen gewesen. Mit dem Ausweisen von Natura 2000-Schutzgebieten sei eine europaweite Verbundstruktur zum Erhalt der Artenvielfalt beabsichtigt. Die EU habe dafür zusätzlich zu den zunächst gemeldeten Bereichen, gezielt weitere Flächen angefordert. "Aus Naturschutzsicht sind die Muschelkalkhänge bei Bebelsheim und Wittersheim eines der interessantesten Gebiete im Saarland. Bestimmte Falter gibt es zum Beispiel nur noch hier", betonte Gerstner. Der gute Zustand der Flächen müsse jetzt auf Grundlage des Saarländischen Naturschutzgesetzes gesichert werden. Dazu finde derzeit die öffentliche Anhörung statt. "Die Quittung für unsere naturnahe Bewirtschaftung sind die Vorschriften", ärgerte sich Ortsvorsteher Untersteller. Gerstner hielt entgegen, dass die Vorschriften oft ähnlich der jetzigen Nutzung seien. "Die Mahttermine sind in der Regel so, wie das Mähen bisher praktiziert wurde", sagte Gerstner. Für das Bewirtschaften werde es einen Managementplan geben. Letztlich sprachen sich die Ratsmitglieder für die geplanten Natura 2000-Flächen westlich von Bebelsheim und entlang des Mandelbachs aus. Jedoch soll zu deren Schutz nur das so genannte Verschlechterungsverbot Anwendung finden. Darüber hinaus vorgesehene Bewirtschaftungsverbote sollen nicht zur Anwendung kommen. Der Ortsrat möchte zudem, dass die südlich von Bebelsheim gelegene Fläche Richtung Habkirchen nicht in die Ausweisung des Natura 2000-Gebiets einbezogen wird.

HintergrundBei Natura 2000 handelt es sich um das Umsetzen von zwei Richtlinien der Europäischen Union (EU), erklärte Astrid Wagner, Sachbearbeiterin der Gemeindeverwaltung. Geschützt werden sollen Lebensräume von Pflanzen und Tieren (FFH-Richtlinie) und seltene Vogelarten (Vogelschutzrichtlinie). Als Beispiel zu Verboten, die mit dem Schutz der Flächen einhergehen sollen, nannte Wagner, dass die Maht in Anzahl und Zeitraum je nach Fläche klar geregelt werde. Die Vorgaben seien ähnlich wie in einem Naturschutzgebiet, jedoch deutlich detaillierter. roel

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