Gräfinthaler Vierjahreszeiten Wenn Lieder nur zum Beiwerk taugen

Gräfinthal · Anlässlich der Mandelbachtaler Vierjahreszeiten gab es in Gräfinthal Mundart-Comedy mit Langhals und Dickkopp.

 Das Duo Langhals (Jürgen Brill, links) und Dickkopp (Uli Schu, rechts) traten im Gräfinthaler Haus Wulfinghoff auf.

Das Duo Langhals (Jürgen Brill, links) und Dickkopp (Uli Schu, rechts) traten im Gräfinthaler Haus Wulfinghoff auf.

Foto: Jörg Martin

Wenn das Marpinger Mundart-Comedy-Duo „Langhals und Dickkopp“ auftritt, ist es nicht ungewöhnlich, dass man in den 25 Jahren des Bühnenjubiläums von Jürgen Brill (Langhals, Keyboard und Klarinette) und Uli Schu (Dickkopp, Gitarre) die eine oder andere Nummer mal gehört hat. Auch am vergangenen Freitag blieb das bei der Herbst-Auflage der Mandelbachtaler Vierjahreszeiten nicht aus.

Vor fast ausverkauftem Haus Wulfinghoff gab es jedoch eine Art „Best of“ zu hören. Das Programm, das immer wieder beim Live-Auftritt variiert, lebt nicht nur vom Lied selbst. Vielmehr ist es das „domme Gesprääsch zwesche derr Lieder“. Und diese Konversationen haben immer einen Punkt gemeinsam: Die Handlungen basieren auf real existierenden Personen urbanen Lebens in der „Metropole des St. Wendeler Lands-Mäbbinge“ Was da so alles los ist… Etwa „Uff da Gemähn“ oder im Landratsamt. Dort schaffe nämlich „Alle Sorte Mänsche“.

Klingt banal, ist auch so, hat aber dennoch neue Erkenntnisse, wenn es gesangs-musikalisch präsentiert wird. Köstlich, wenn Dickkopp die Neueröffnung des Supermarktes thematisiert und dabei die vermeintlich neue Käsesorte „Oohnnschebeau“ („Angebot“ Französisch ausgesprochen) einer Seniorin aufs Korn nimmt. Da bleibt kein Auge trocken. Genau wie bei der Beerdigung und der Grabrede auf einen verstorbenen Rammler. Dem huldigen die Beiden, als sei ein Staatsoberhaupt verschieden. Dabei traf ihn nur die Pfanne. „Super“, rief spontan ein Mann in Reihe 2. Gut, das sind keine Großstadtthemen wie in Berlin. Aber das hat Charme, Witz und konterkariert das dörfliche Leben. Genau wie die Gesundheitsreform vor Jahren. Die führte dazu, dass Dickkopp eine eigene Praxis eröffnete.

„Mir ziehe acht Zähn mit der Axt“, frohlockte Uli Schuh rückblickend auf die Zeit der Praxisgebühr. Jürgen Brill hat da derzeit ganz andere Sorgen. Die Köter im Wald, die ihm vom Laufen abhalten. Seit er den Tiger von Siegfried und Roy hat, herrscht da wieder freie Bahn im Marpinger Härtelwald. Langhals hält dafür lieber eine Hassrede auf alles, was ihn aufregt: Männer, die sich umarmen, etwa. 80-Jährige, die eine 20 Prozent-Steigung mit 40 Kilometer pro Stunde mit dem E-Bike hochfahren. Oder die Autokorrektur beim Handy. Und das Publikum? Das ruft ihm bei jedem Punkt „Ach, resch disch doch ned zu uff“ zu. „So geht’s ma besser“, zeigte sich Brill hinterher erleichtert und offenbarte mit „Mei Lebensziel“ nachdenkliche Einblicke in die gar zarte Künstlerseele.

Zurück zur neuen saarländischen Grillverordnung, die besagt, dass das Feuer mindestens 25 Meter vom Haus entfernt sein muss. Egal, wenn man dafür in den Nachbargarten zum Schwenken muss. Denn der Eigentümer dort ist Landtagsabgeordneter und hat ja mitgestimmt. „Das meiste, was wir heute Abend gespielt haben, kannten wir selbst nicht“, meinte Langhals zwischen zwei Zugaben launisch. Eine davon, „Sandra – total verkritzelt“, handelt von einem misslungenen Tattoo, bei dem der Macher, ein Legastheniker, 48 Fehler bei vier Zeilen Gedicht „zauberte“.

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