Erfweiler-Ehlingen Kläranlage wird im Sommer fertig
Mandelbachtal · Endspurt der Arbeiten an der neuen EVS-Einrichtung für die Orte Erfweiler-Ehlingen und Aßweiler. Sie kann einiges.
„Ende August werden wir einen Tag der offenen Tür machen, das markiert dann auch das Ende der Baustelle zur neuen Kläranlage Erfweiler-Ehlingen“, so Marianne Lehmann vom Entsorgungsverband Saar (EVS). Seit Oktober 2019 wird hier gebaut, eigentlich an einer recht abgelegenen Stelle, wo kaum jemand wahrnimmt, was eigentlich passiert. Wäre da nicht die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Bundesstraße 423, die von der Einfahrt zu einer größeren Baustelle kündet.
Thomas Uckschies leitet beim EVS den Geschäftsbereich Bau und Sanierung. Er kennt die Kläranlagen im Saarland wie kaum ein anderer. Die Anlage in Erfweiler-Ehlingen erklärt er im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Seit zweieinhalb Jahren wird hier gebaut, von der B423 aus sind nur riesige Berge von Sand, Kies und Schotter zu sehen. Von den eigentlichen Arbeiten sieht man erst dann etwas, wenn man den Feldweg noch einige Meter weiter fährt. Dann allerdings wird sehr schnell klar, dass hier eine komplett neue Anlage entstanden ist, die die Abwässer von 3800 Menschen klären kann.
Früher gab es hier eine Teichkläranlage. Zwei belüftete Teiche reinigten die Abwässer aus Erfweiler-Ehlingen. Heute sind die Anforderungen an die Klärtechnik allerdings ein gutes Stück strenger. Die Teiche konnten nicht mehr zukunftssicher die Schmutzfracht vom Mandelbach fernhalten. Der EVS beschloss, für mehr als sechs Millionen Euro die Anlage zu sanieren – was in diesem Fall einem Neubau gleichkommt. Das Problem dabei: die neue Anlage entstand im laufenden Betrieb. Die Abwässer aus Erfweiler-Ehlingen wurden zu jedem Zeitpunkt der Bauphase geklärt, anfangs noch in den beiden Teichen, seit Juni des vergangenen Jahres bereits in der neuen Anlage. Denn die ist im Wesentlichen bereits fertig. Den Normalbetrieb meistert sie schon im Alltag. Probleme gäbe es dann, wenn Starkregen kommt. Die neue Kläranlage hält nämlich im fertigen Zustand ein Becken vor, in dem 330 Kubikmeter Wasser bei Starkregen aufgefangen werden können.
Das System, das dahinter steckt, ist relativ einfach. Im Normalbetrieb laufen die Abwässer aus Erfweiler-Ehlingen durch ein Rohr in ein Auffangbecken. Aus diesem Becken werden sie über eine riesige Schnecke hochgepumpt in das eigentliche Klärbecken. Zuerst werden Fremdkörper ausgesiebt, dann erreicht das Wasser das sogenannte Belebungsbecken. Mehr als vier Meter tief ist es, und dort setzt sich der Schlamm des Abwassers am Boden ab. Das soll er aber nicht, deshalb wird regelmäßig Luft vom Boden her eingeblasen. Der Schlamm wird verwirbelt, und die Bakterien, die in diesem Becken die Hauptarbeit übernehmen, haben leichtes Spiel. In der Mitte dieses Beckens gibt es dann noch ein sieben Meter tiefes Nachklärbecken. Was dort herausfließt, hat die Qualität, die der Mandelbach problemlos aufnehmen kann. Anders sieht es bei Starkregen aus. Dann kommt das Wasser in einer solchen Menge in der Kläranlage an, dass es in ein zweites Rohr überschwappt. Dann kann sich das große Becken zur Regenwasserbehandlung füllen. Damit kann man die Spitzenmengen eines Starkregens auffangen und anschließend kontinuierlich klären und ableiten. So wird verhindert, dass der Mandelbach bei starkem Regen schon sehr früh mit Schmutzwasser belastet wird.
Viel Technik steckt in einer modernen Kläranlage. Uckschies geht auf die Fremdstoffe ein, die Abwasser enthält. Das sind Nitrate, das sind aber auch Phosphate. Derzeit wird der Schlamm in einem Stapelbehälter gesammelt. Vorher schon wurde Eisen-3-Chlorid in kleinen Dosen zugesetzt, um die Phosphate aus dem Schlamm zu isolieren. Der Schlamm wird in einem 266 Kubikmeter großen Behälter gelagert. Etwa 60 Tage braucht es, bis der Behälter voll ist. Er wird dann abgefahren und auf der Anlage Velsen verbrannt. Marianne Lehmann blickt in die Zukunft und prognostiziert, dass in nicht allzu ferner Zeit das Phosphat zurückgewonnen werden kann. Dazu braucht man dann aber eine separate, ganz spezielle Verbrennungsanlage.
Die Arbeiter, die sich auf der Baustelle aufhalten, verlegen derzeit Verbundsteine, sie modellieren das Gelände, nehmen Restarbeiten vor. Das wird noch eine Weile aufhalten. Aber Ende August soll die Anlage der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dann wird es noch ein, höchstens zwei Jahre dauern, bis auch die Abwässer aus Aßweiler hier geklärt werden. Danach wird die Teichkläranlage in Aßweiler stillgelegt und rückgebaut.
Die neue Anlage stellt, so Uckschies, den neuesten Stand der Technik dar: „Wir sind jetzt bei allen maßgeblichen Parametern wesentlich besser als die Anforderungen, die an Kläranlagen gestellt werden.“ Dreißig Jahre ist die voraussichtliche Laufzeit einer derartigen Kläranlage, „wenn sich nicht gesetzliche Vorgaben massiv ändern“, so Uckschies. Die Anlage wird völlig autonom arbeiten. Sie wird ferngesteuert und fernüberwacht aus der Kläranlage in Bliesdalheim. Automatische Probenehmer sorgen für eine kontinuierliche Überwachung der Klärung. Eine Alarmanlage wacht rund um die Uhr über das gesamte Gelände.
Mit der Fertigstellung der Kläranlage wird im Sommer auch die Geschwindigkeitsbegrenzung im Bereich der Baustelleneinfahrt auf der B423 entfallen.