Kein Erbarmen mit der Verwaltung

Ormesheim · Wacker bis zum Schluss hielt sich Mandelbachtals Bürgermeister Gerd Tussing. Doch am Ende übergab er doch den Narren die Herrschaft.

 Nach der Kapitulation von Bürgermeister Gerd Tussing (4. von links), klatschten und sangen im Ormesheimer Rathaus Prinz Dominik I. und Prinzessin Sophie I. von den Ommersheimer Sackschissern (rechts daneben) und die Vertreter der Mandelbachtaler Karnevalsvereine. Foto: Fredi Brabänder

Nach der Kapitulation von Bürgermeister Gerd Tussing (4. von links), klatschten und sangen im Ormesheimer Rathaus Prinz Dominik I. und Prinzessin Sophie I. von den Ommersheimer Sackschissern (rechts daneben) und die Vertreter der Mandelbachtaler Karnevalsvereine. Foto: Fredi Brabänder

Foto: Fredi Brabänder

Das hatte sich Mandelbachtals Bürgermeister Gerd Tussing fein ausgedacht: Als Graf Dracula verkleidet und mit einem Dolch im Gewande erwartete er gestern um 11.11 Uhr die Mandelbachtaler Narrenschar, die - wie immer am Fetten Donnerstag - Einlass ins Ormesheimer Rathaus am Theo-Carlen-Platz begehrte, um die Macht zu übernehmen. Doch die bestens organisierten Faasebooze aus der gesamten Gemeinde, an ihrer Spitze Bertram Nagel vom Karnevalverein Bebelsheim und Stefan Nieser von den Ommersheimer Sackschissern einschließlich dem Prinzenpaar Sophie I. und Dominik I, ließen sich nicht abschrecken und sendeten eine erste verbale Salve ab: "Es widder an da Zeit, de Wahnsinn zu beende, die Herrschaft liegt ab heit in fähigere Hände", verkündete Nagel selbstbewusst. Doch der Verwaltungschef konterte: "Ihr Narrepack, was wolle ihr eichentlich hier, von uns gib's fa euch do unne keen Bier. Misse drauße warte im Sturm, das Rathaus isch für eich unerreichbar höher als jeder Turm. Ne ganze Armee an Kinner dabei, misse viel Angst han vor mir, weil ich bin stark wie zwei", so Tussing.

Doch die Narren ließen sich nicht beirren, schließlich lautete das Motto gestern Morgen "Superhelden - ob Superman, Batman, Spiderwoman oder Flash-Gordon: Jeder hat das Zeug zum Helden". Und die Narren spotteten gar, dass Tussings Warnung so lahm ist wie "dein Rathaus arm ist". Dem Verwaltungschef wurde vorgeworfen, hohe Kosten zu verursachen und einem aufgeblähten Beamtenapparat vorzustehen. "Und dann noch eier Platzbedarf in eirer Verwaltung, ich hann gelernt, man spricht funn artgerechter Haltung", hieß es sarkastisch. Doch Tussing gab sich noch gelassen, kam plötzlich auf die Mitleidstour: "Isch das de Dank defier, dass ich besucht han die Kappensitzungen von eich alle vier? Mit meinem Weib alle Narrenabende bis se End mitgemacht, an der Seniorensitzung fürs Publikum sogar de Purzelbam gemacht. Mit viel Schwung üwer drei Vambe, mei Lewe riskiert, dafier dunn ner mich jetzt noch strofe, bin total briskiert." Doch schließlich musste der Verwaltungschef dann doch kapitulieren, nachdem die Narren erkannt hatten, dass Graf Dracula eher einen aufgeblasenen Superman vorgaukelte: "Gerd, du stehschd do owwe wie uff enem stolze Ross. Jahrein, jahraus spielschde de große Boss. Dodebei haschde schon widder de Rathaus-Schlissel parat leie und dusch uns ah ball die weiß Fahn widder zeihe." Uns so kam es dann auch. Um 11.25 Uhr war die Schlacht bereits geschlagen, und die großen und kleinen Narren aus Bliesmengen-Bolchen, Bebelsheim, Ommersheim und Ormesheim stürmten das Rathaus. Da blieb Tussing nur noch ein letzter Spruch: "Jetzt überrenne se mich, un mei ganzes Gevolk lässt mich dabei im Stich. Alleh hopp, die machen jetzt den Sack dreimol zu. Dann hole halt de Schlissel, dann han ich mal drei Da ruh", kapitulierte der entzauberte Dracula.

Und dann gab's kein Halten mehr. Die Faasebooze, darunter wieder viele Kinder, stürmten die Treppe zum Sitzungssaal hoch, wo Musiker Andreas Eckstein aus der Landeshauptstadt Saarbrücken bereits die ersten Fastnachtslieder anstimmte. Von Zwist war plötzlich dann keine Spur mehr, und Mandelbachtals Bürgermeister Gerd Tussing übergab den Rathausschlüssel an das Ommersheimer Prinzenpaar Sophie I. und Dominik I.. Bis in den frühen Abend wurde dann geschunkelt, gesungen und gelacht.

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Umzug an Rosenmontag Der einzige Fastnachtsumzug in der Gemeinde Mandelbachtal startet am kommenden Rosenmontag unter der Regie der Sackschisser um 14.11 Uhr in der Pfaffentalstraße. Von dort aus geht es weiter über die Straße Am Liedersberg, die Oberwürzbacher Straße überquerend, in die Hofstraße. Über die Saar-Pfalz-Straße führt die Umzugsstrecke dann in Richtung Ortsmitte und wieder zurück in die Oberwürzbacher Straße. Ab der Gabelung zur Hofstraße dreht der Zug eine zweite Runde, ehe er dann in der Pfaffentalstraße wieder am Ausgangspunkt endet.

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