Naturbühne Gräfinthal Musik und Theaterspiel beeindruckten

Homburg/Gräfinthal · Das „Intensiv Theater“ interpretierte die Rockoper „Jesus Christ Superstar“ auf der Naturbühne Gräfinthal.

 Pontius Pilatus (Sebastian Weber) kannte auch in Gräfinthal bei Jesus (Dennis Klein) keine Gnade.

Pontius Pilatus (Sebastian Weber) kannte auch in Gräfinthal bei Jesus (Dennis Klein) keine Gnade.

Foto: Stefan Bohlander

Das war so hochklassig, da wollte sich so manch einer gar nicht mehr auf den Weg nach Hause machen: „Wir haben Wolldecken, wir können noch bleiben“, sagte eine Besucherin nach der Aufführung von „Jesus Christ Superstar“ am Samstagabend. Ein anderer ließ auf dem Weg von der Naturbühne Gräfinthal zurück zum Parkplatz verlauten: „War das net scheen?“ Etwas pathetischer und im Rahmen des Stückes passend verbalisiert erklärte Tim Ganter am Ende: „Es ist ein Wunder geschehen“. Denn entgegen aller Wettervorhersagen regnete es während der Aufführung kein einziges Mal, wie der Geschäftsführer des „Intensiv Theaters“ glücklich ausführte. Vier Teammitglieder mit fünf verschiedenen Apps habe man im Vorfeld befragt. Das Saarbrücker Ensemble zeigte die Rockoper als Gastspiel auf der wunderschönen Anlage in Mandelbachtal.

Die erste Open-Air-Aufführung des Intensiv Theaters sei ein voller Erfolg, den man dem kompletten Team zu verdanken habe, wie die künstlerische Direktorin Jenny Theobald hinzufügte. Und das Ensemble zeigte eine eindrucksvolle Darbietung, die trotz der hinlänglich bekannten Geschichte keine Sekunde Langeweile aufkommen ließ. Dennis Klein als Jesus gab während der etwas mehr als zwei Stunden Spielzeit alles, was die Rolle ihm abverlangte. Er sang sich sanft in die Arme von Maria Magdalena (Mirijam Kohr), schrie sich rockig-hysterisch den ihm zu viel werdenden Chor der Leprakranken vom Hals und sank am Ende blutüberströmt zu Boden, seiner Kreuzigung ausgeliefert. Martin Herrmann entpuppte sich als Publikumsliebling. Als Judas sang er in „Blood Money“ (Blutgeld) zwar noch „Ich will euer Blutgeld nicht“. Das hielt ihn aber dennoch nicht vom Verrat ab. Schön in Szene gesetzt war „Judas‘ Death“ (Tod des Judas). Da zogen ihn die jenseitigen Hände in einen Tunneleingang in der hübschen Kulisse der Naturbühne. Passenderweise startet das Lied funky-groovig und endet in einer Art sakralem Chor. Einen herrlich widerlich aufspielenden Despot zeigte Sebastian Weber, der als Pontius Pilatus „39 Lashes“ (39 Peitschenhiebe) auf Jesus niederprasseln ließ. Generell zeigten sich die Darsteller stimmlich glänzend aufgelegt und meisterten auch die schwierigsten Passagen sowohl gesanglich als auch sprachlich - aufgeführt wurde in der englischen Originalsprache - in der Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice.

Auch die Band brillierte bei sämtlichen Stücken. Egal, ob bei „Simon Zealotes“ (Simon Zelotes) Fanfaren für einen Einzug benötigt wurden, ob die Akustikgitarre sanft zu „I Don‘t Know How to Love Him“ (Wie soll ich ihn nur lieben) klampfen musste oder ob sich am Ende bei „Superstar“ orchestrale und pop-rockige Klänge vermischten.

Zusätzlich zum Intensiv-Ensemble war übrigens noch ein Projekt-Chor gegründet worden. 40 Saarländerinnen und Saarländern wurden per sozialem Netzwerk, über den Chorverband und per Medien geworben. Es waren ausschließlich Amateure und ehemalige Gäste des „Intensiv Theaters“, die Lust darauf hatten, einmal mit auf der Bühne zu stehen.

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