Aus unseer Serie: Naturdenkmäler in unserer Region Dieser uralte Birnbaum steht alljährlich in voller Blüte

Wittersheim · Die Serie über die Naturdenkmäler in der Region hat uns zahlreiche Leserzuschriften beschert, für die wir uns herzlich bedanken. Helmut Kihl, langjähriger Ortsvorsteher von Wittersheim, wies uns bei einem Ortstermin auf einen 200 Jahre alten Birnbaum hin, der nicht in die Denkmalliste eingetragen ist, aber trotzdem eine interessante Geschichte hat.

 Helmut Kihl steht an dem Birnbaum in Wittersheim. Er ist 200 Jahre alt, aber nicht in die Denkmalliste eingetragen. Eine interessante Geschichte ist mit dem Baum verbunden.

Helmut Kihl steht an dem Birnbaum in Wittersheim. Er ist 200 Jahre alt, aber nicht in die Denkmalliste eingetragen. Eine interessante Geschichte ist mit dem Baum verbunden.

Foto: BeckerBredel

Der Birnbaum steht hinter den Häusern der Ortsdurchfahrt im Garten des Restaurants „Le Bistro“ und gehört Andrea Merkel. Zwischen 1800 und 1850 sei er gepflanzt worden, meint Kihl und hält ihn für einen der schönsten Bäume im Ort. „Früher gehörte das Anwesen der Familie Nikolaus Rödel. Diese waren schon immer eine Obstbauern-Familie und die Söhne Ottmar und Otto waren bis Anfang 2000 noch selbst aktive Obstbauern“, berichtet Kihl.

Die Rödels hätten die Märkte der Umgebung beliefert und an Haus Lochfeld eine Plantage betrieben. Auch ein weiterer Sohn sei Obsthändler gewesen und habe im Landkreis Saarlouis einen weiteren Obsthandel betrieben. Der Birnbaum im Garten des Bistros sei insofern auch ein Denkmal an eine Bauernfamilie, die in der Region über Jahrzehnte gewirkt habe. „Die Familie Rödel hat in Bezug auf die Nutzung, Pflanzung und Veredelung von Obstbäumen in Wittersheim maßgeblich beigetragen“, so Kihl. Das heutige Landschaftsbild des Bliesgaus mit seinen Streuobstwiesen habe solche Familien als Wegbereiter gebraucht.

Der alte Birnbaum stehe jedes Jahr in voller Blüte und trage wohlschmeckende Früchte. Leider habe Wittersheim keine Baumschutzsatzung, denn die sei im Ortsrat in den 80ern diskutiert aber nie verabschiedet worden. Der älteste Baum im Ort sei eine 300 Jahre alte Eiche an der Mühle Hamm gewesen, die nach einem Astbruch gefällt worden sei. Nach Ansicht Kihls geschah das damals übereilt, denn den Baum habe man leider nicht zu retten versucht. Eine Baumschutzsatzung, die es in vielen Orten gebe, könne so etwas verhindern und sei auch heute noch diskussionswürdig. „Der Baum an der Mühle Hamm war als Friedenseiche in Wien registriert und wäre ein Anwärter für die Denkmalliste gewesen“, so Kihl, der den Verlust der Eiche heute noch bedauert. Naturdenkmäler seien dafür die Winterlinden an Haus Lochfeld, wo auch die älteste Mispel des Saarlandes steht (wir berichteten).

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