Heimatfreunde Heimatfreunde stellten Broschüre vor

Bebelsheim · Die Evakuierung und die ersten Kriegsmonate in Bebelsheim und Umgebung sind Thema des 56-seitigen Werkes.

 Bei der Präsentation der neuen Broschüre der Heimatfreunde Bebelsheim: (von links) Franziska Keller (Präsentation), Arno Soffel (Autor), Hans Thiel (Titelblatt-Gestaltung), Patricia Uth (stellvertretende Vereinsvorsitzende), Kathrin Untersteller (Autorin), Bertram Nagel (Bebelsheimer Ortsvorsteher) sowie Jeanette Stopp (Autorin).

Bei der Präsentation der neuen Broschüre der Heimatfreunde Bebelsheim: (von links) Franziska Keller (Präsentation), Arno Soffel (Autor), Hans Thiel (Titelblatt-Gestaltung), Patricia Uth (stellvertretende Vereinsvorsitzende), Kathrin Untersteller (Autorin), Bertram Nagel (Bebelsheimer Ortsvorsteher) sowie Jeanette Stopp (Autorin).

Foto: Holger Dincher

Viele waren gekommen, um der Präsentation der neuesten Veröffentlichung der Bebelsheimer Heimatfreunde beizuwohnen. Die stellvertretende Vereinsvorsitzende Patricia Uth begrüßte in ihrer Ansprache besonders das Autorentrio Jeanette Stopp, Kathrin Untersteller und Arno Soffel. Eine Fotoausstellung mit rund 40 ausgewählten Exponaten gab den rund 100 Besuchern die Gelegenheit in die Zeit vor genau 80 Jahren zurückzublicken, in eine Zeit des Grauens. Die Evakuierung und die ersten Kriegsmonate waren Thema der Ausstellung und auch der 56seitigen Broschüre, die im Rahmen der „Bebelsheimer Geschichte“ aufgelegt wurde. Drei Autoren arbeiteten an der Veröffentlichung. „Heute auf den Tag genau vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg mit der ersten Evakuierung, was wir zum Anlass genommen haben, eine Schrift aufzulegen, die sich mit dieser Thematik beschäftigt. Der Untertitel der Veröffentlichung trägt die Bezeichnung „Der Zweite Weltkrieg - im saarländisch-lothringischen Grenzraum: Evakuierung und die ersten Kriegsmonate“, betonte Patricia Uth und zeigte sich stolz, dass die Recherchen zur Veröffentlichung vor allem infolge des umfangreich vorhandenen Datenmaterials aus dem Vereinsarchiv durchgeführt werden konnten.

Nicht weniger stolz sind die Heimatfreunde darauf, dass die Idee zur Auflage dieser Schrift aus einer Facharbeit geboren wurde, die die beiden Gymnasiastinnen Kathrin Untersteller aus Bebelsheim und Jeanette Stopp aus Ommersheim vor neun Jahren zusammengestellt hatten. Die Präsentation der Schrift erfolgte durch Vorstandsmitglied Franziska Keller, die zuerst die Autoren und Mitwirkenden (unter anderem Hans Thiel, der das Titelblatt gestaltete) vorstellte, bevor sie über den Inhalt referierte: „Jeanette Stopp und Kathrin Untersteller beschreiben die Entwicklung des Zweiten Weltkrieges und geben auf diese Art einen Überblick über die angespannte politische Lage. Für den zweiten Teil bediente sich die Redaktion einer Zusammenstellung, die Arno Soffel schon vor einigen Jahren dem Verein zur Verfügung gestellt hat.

Arno Soffel bringt in erster Linie Erlebnisberichte von Zeitzeugen zu Papier wie zum Beispiel die Vermerke des damaligen Pfarrers Martin Ruthig, der in der Pfarrchronik über den Beginn des Krieges sehr emotionale Worte gefunden hatte,“ betonte Franziska Keller. Sowieso seien in erster Linie die detaillierten Zeitzeugenberichte, die in Interviews vor über 25 Jahren aufgezeichnet wurden, eine besonders wertvolle Quelle für die Ausarbeitung der Veröffentlichung gewesen. Einige Kostproben dieser Erzählungen machten auf den Inhalt der Broschüre aufmerksam, was von den Zuhörern mit Spannung und auch mit Ehrfurcht wahrgenommen wurde. Ein Zitat des seinerzeit 14-jährigen Bernhard Nagel, verdeutlicht die Lage im Dorf, die Angst vor dem Krieg und vor der Ungewissheit: „Durch Bekanntmachung des Gemeindedieners Gottlieb Schneider wurde die Bevölkerung aufgefordert, sich mit Frauen und Kindern am 1. September im Schulhof einzufinden. Mit dem Allernotwendigsten - Hemd, Strümpfe und Unterhosen - ausgerüstet, eingewickelt in eine Schlafdecke, zugeschnürt mit Kordel als Tragebeutel, gingen meine Mutter, mein Bruder Benno und ich zur Sammelstelle. Der Schulhof war gefüllt mit Frauen und Kindern und einigen Männern. Die einzelnen Familien haben sich zusammengeschlossen, wie auch die unsrige.“ Bewegte Worte und wahre Begebenheiten. „Hört und liest man diese Erzählungen, so beindrucken diese ganz besonders, weil man weiß, es sind weder Märchen noch irgendwelche Erzählungen und auch keine Nachrichten, die aus fernen Ländern über das Fernsehgerät in unsere Wohnzimmer gelangen; es sind Erlebnisse, die unsere Eltern, Groß- und Urgroßeltern hautnah miterlebt haben“, so schildert es Autor Arno Soffel.

Auch der neue Bebelsheimer Ortsvorsteher Bertram Nagel zeigte sich sehr bewegt: „Unsere Generationen können sich glücklich schätzen, dass wir diese schlimmen Zeiten nicht miterleben mussten; aber es weilen auch hier und heute noch Mitbürgerinnen und Mitbürger unter uns, die dies von sich nicht behaupten können und durch diese schlimmen Jahre geprägt wurden.“ Nagel lobte daher die Heimatfreunde für ihr Engagement: „Durch derartige Ausstellungen, wie wir sie heute hier bestaunen dürfen und durch die akribische Ausarbeitung von Veröffentlichungen leisten die Heimatfreunde einen sehr wertvollen Beitrag gegen das Vergessen dieser unglaublich grausamen Kriegsereignisse.“

Die Broschüre kann für 6,50 Euro bei den Heimatfreunden Bebelsheim erworben werden.

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