Frau Welt hat ihre Probleme

Heckendalheim · Der Aufführungsort des ungewöhnlichen Theaterstücks war das Portal der Pfarrkirche St. Josef. Mit der Darbietung wurden Spenden für das Gotteshaus gesammelt. Das Mysterienspiel stammt aus der Feder des Heckendalheimers Peter Stolz.

 „Welttheader“ am Samstagabend in Heckendalheim: Die Mitglieder der irdischen Welt, vorne die Welt (Edeltraud Ruffing) und ganz links eine der vier Stimmen. Foto: Jörg Martin

„Welttheader“ am Samstagabend in Heckendalheim: Die Mitglieder der irdischen Welt, vorne die Welt (Edeltraud Ruffing) und ganz links eine der vier Stimmen. Foto: Jörg Martin

Foto: Jörg Martin

"Die Welt in 45 Minuten" - das wäre eine gute Umschreibung für das Theaterstück am Samstagabend in Heckendalheim gewesen. Die Spielgruppe des Heimat- und Kulturvereines hatte sich wegen des großen Erfolges dazu entschlossen, ihr vor einem Jahr uraufgeführtes Stück "Dalemer Kleenes Welttheader" zu wiederholen. Spielort war auch dieses Mal das Portal der Pfarrkirche St. Josef.

Und dies hatte auch Symbolcharakter. Galt es doch mit der Aufführung Spenden für den Innenanstrich des Gotteshauses zu sammeln. Das Ganze ist ein Mysterienspiel des Heckendalheimers Peter Stolz. Der kulturelle Tausendsassa ist in "Dalem" für die Inszenierung etlicher Theaterstücke bekannt. Im aktuellen Werk der Truppe hat sich Stolz am "Jedermann" und an "Das Salzburger Große Welttheater" orientiert und das Ganze neu inszeniert. Das sind zunächst die vier Stimmen (Cornelia Stopp, Helga Wagner, Astrid Pöppe und Julia Mohr). Ganz in Weiß beschreiben sie die Entstehung von Zeit, Raum und Materie. Die Welt (Edeltraud Ruffing) wird mit der Aufgabe betraut, eine Bühne für das Leben der Menschen aufzubauen. Die tut sich mit allem irgendwie schwer. "Wer binn dann isch?", fragte sie wie alle irdischen Wesen auf Plattdeutsch reimend, während alle Überirdischen auf Hochdeutsch sprechen. Doch da drängt sich der Verneiner als Advokat (Hans Berger) auf, hat aber auch keine Chance. Irgendwie schafft es die Welt, alle Rollen so zu besetzen, dass jeder Inhaber sich voll mit seiner Funktion identifizieren kann:

Der König (Horst Hoffmann), ein Reicher (Manfred Dier), die Schönheit (Elisabeth Vogelgesang), die Wissenschaft (Eva Pittendörfer) und die Kräuterfrau (Monika Cebulla): einzig und allein der Bettler (Tobias Kiefer) ziert sich. "Kumm jetzt, hall die Welt nid uff", meckert diese. Die Schönheit, so was von sich überzeugt, schnappt sich gleich den König, der enge Bande mit den Finanzen pflegt. Der Verneiner klagt die vermeintlich gefährliche Kräuterfrau als Hexe an, damit diese durch Entscheid des Königs auf dem Scheiterhaufen endet. Der hält sich für gerecht. Doch auch der Bettler muckt auf, indem er auf die Armut hinweist. Und wieder nimmt der Verneiner Einfluss, in dem er den Bettler zur Revolution aufruft. Opportunismus pur. Auch hier zeigt der König Härte, schlägt den Aufstand blutig nieder, verpfändet aber sein Schwert an den Reichen. Der umgarnt die Schönheit, die zwischenzeitlich alt, grau und faltig ist. Doch alle werden vom Abrufer (Peter Stolz) ins Jenseits geschickt. Die Welt wird entlassen. Zwei Büttel (Jörn Irle und Steffen Mohr) sowie vier Winde (Michelle Alles, Emilia Hartz sowie Anna und Lisa Solz) verstärkten das Ensemble.

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