Heimatfreunde Bebelsheim Der Erntedank hat im Bliesgau Tradition

Bebelsheim · An diesem Wochenende wird in vielen Dörfern des Bliestals gefeiert. Eine Broschüre der Heimatfreunde Bebelsheim erinnert daran und an andere althergebrachte Sitten und Gebäuche.

 Erntedank wurde früher in Bebelsheim zünftig gefeiert; bis in die Nachkriegsjahre sogar mit Traktorumzügen und Fußgruppen. Unser Foto zeigt den Umzug im Jahr 1936.

Erntedank wurde früher in Bebelsheim zünftig gefeiert; bis in die Nachkriegsjahre sogar mit Traktorumzügen und Fußgruppen. Unser Foto zeigt den Umzug im Jahr 1936.

Foto: Archiv Heimatfreunde

(red) Auch die von den Bebelsheimer Heimatfreunden für dieses Jahr geplanten Veranstaltungen fielen der Pandemie zum Opfer. Die Lockerungen erlauben nun in kleinerem Rahmen die Präsentation der neu ausgearbeiteten Schrift der „Bebelsheimer Geschichte“. Der Verein plant anlässlich des Erntedankfestes am kommenden Sonntag, 3. Oktober, die Vorstellung des mittlerweile neunten Bandes der Bebelsheimer Geschichte, die sich dem einstigen als auch dem heute noch gelebten Brauchtum widmet. Der Vorsitzende der Heimatfreunde, Herbert Hartz, erläutert dazu: „Gegliedert ist die Schrift nach Sitten und Gebräuchen aus dem Familienleben und Brauchtum zu öffentlichen Anlässen (beispielsweise von Neujahr, Dreikönig, Fastnacht, Bannbegehung, Ostern, Hexennacht, Fronleichnam, bis zur Sonnwendfeier, Kräuterweihe, Kirchweih, Hausschlachtungen und die Herbst- und Winterbräuche zur Advents- und Weihnachtszeit). Einige Bräuche, die weit zurückdatieren (zum Teil bis in die Keltenzeit), haben sich bis heute erhalten, wenn auch in etwas abgewandelter Form. Die Einschätzung, ob der Kern (also das frühere Brauchtum) oder die im Laufe der Jahre vorgenommenen Abwandlungen besser gefallen, überlassen wir den Lesern.“

Das im Laufe der letzten drei Jahrzehnte zusammengetragene Datenmaterial hat der Chronist des Vereins, Arno Soffel, in eine 72-seitige Broschüre gepackt. Ihm zur Seite standen Günther Haag, Helga Hepp, Angelika Rauch, Patricia Uth und Theo Winzent. „Hierbei waren vor allem die Aufzeichnungen von Josef Bleif, Lothar Fischer, Willi Herter, Ignatius Merz, Bernhard Nagel und Katharina Simon als auch die Notizen der jeweiligen Ortspfarrer in der Pfarrchronik und die von Lehrer Zettler Ende des 19. Jahrhunderts in der Schulchronik vermerkten Einträge sehr dienlich“, betont der Autor der Veröffentlichung. Die Aufzeichnungen verdanken ihren Ursprung also persönlichen Beobachtungen der Bebelsheimer Pfarrer und Lehrer sowie älterer Bürgerinnen und Bürger, die, aus welchen Gründen auch immer, gewisse Handhabungen und Gepflogenheiten aufgezeichnet und/oder mündlich überliefert haben. Die Schrift informiert über Brauchtum im familiären und dörflichen Umfeld, wie zum Beispiel bei der Geburt, Kindtaufe, Heirat oder bei Krankheiten sowie über Handarbeiten wie das Hutflechten und Weben.

Im zweiten Teil wird das in Bebelsheim gelebte Brauchtum im Jahreslauf (kirchliche und weltliche Sitten und Feierlichkeiten) vorgestellt. Auch Sitten wie das „Schlemmbe“, die Bannbegehung und Grenzsteinwanderung, Hausschlachtungen, Schnaps brennen, und was es mit dem „Laabrecht“ auf sich hatte, sind zu Papier gebracht und somit für die Nachwelt erhalten. Interessant vor allem für die Jüngeren ist auch der Artikel, wie Bekanntmachungen in früheren Jahren an den Mann und die Frau gebracht wurden; wobei der „Ausrufer mit der Dorfschelle“ (Titelbild von Hans Thiel) eine wichtige Rolle spielte. Zur Präsentation des neunten Bandes der „Bebelsheimer Geschichte: Sitten und Gebräuche“ ist einen Umrahmung mit einem Erntedanktisch im äußeren Bereich des Archivraumes, also vor dem Anwesen Kaiserstraße 86 vorgesehen. Erntedank wurde früher in Bebelsheim zünftig gefeiert; bis in die Nachkriegsjahre sogar mit Traktorumzügen und Fußgruppen. Der Erntetisch wird am 3. Oktober von Pfarrer Voss gesegnet. Der Erlös der Erntedank-Spenden-Aktion der Heimatfreunde wird den Hochwasseropfern im Ahrtal zur Verfügung gestellt.

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