MV Bliesmengen-Bolchen Ein musikalischer Abend in Polo-Shirt statt Oberhemd

Bliesmengen-Bolchen · Der Musikverein Bliesmengen-Bolchen probierte mit dem „Feier.Abend“ ein neues Format aus. In der Bliestalhalle herrschte Biergarten-Atmosphäre.

 Hans-Peter Welsch dirgierte die Musiker beim „Feier.Abend“ des Musikvereins Bliesmengen-Bolchen in der Bliestalhalle.

Hans-Peter Welsch dirgierte die Musiker beim „Feier.Abend“ des Musikvereins Bliesmengen-Bolchen in der Bliestalhalle.

Foto: Jörg Martin

„Das war schmissig“, freute sich der Mann am ersten Tisch vor der Bühne am Samstagabend. Das Orchester des Musikverein Bliesmengen-Bolchen hatte in der Bliestalhalle soeben den volkstümlichen Titel „Ein halbes Jahrhundert“ gespielt und traf dabei offensichtlich den Nerv der Besucher. Die waren zuhauf erschienen, befanden sich aber nicht auf einem Konzert im üblichen Sinne. „Feier.Abend“, so lautete der Name des Versuchsballons, welchen die Organisatoren gestartet hatten.

Die Besonderheit liegt sowohl auf der Schreibweise als auch auf dem Hintergrund. Der Unterschied zu sonst: Die Menschen sitzen gemütlich bei einem Getränk an einem Tisch, können und sollen sich gerne, während auf der Bühne die Musik spielt, unterhalten und lauschen im Hintergrund dem Geschehen der Musiker. Die hatten das elegante Oberhemd und die dunkle Hose an diesem Abend im Kleiderschrank gelassen und stattdessen auf das rote Polo-Shirt in Kombination mit der Jeans gesetzt.

Auch Dirigent Hans-Peter Welsch hatte sich etwas einfallen lassen: Er hatte den Orchestermitgliedern Stücke zur Auswahl gestellt. Die mit den meisten Stimmen fanden den Weg auf die Set-List des Abends. Auch der Ablauf war unkonventionell. So kamen die Leute nicht alle komplett um 19 Uhr in die Halle. Ein Teil schon. Der Rest trudelte nach und nach ein, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tat. So konnte man zwischendrin immer wieder noch Tische und Bänke herbeiholen. Denn die ursprüngliche Anzahl reichte nicht aus. Die knapp 30 Grad Außentemperatur schienen nicht alle Leute aus dem Ort abzuhalten. Auch drinnen saß man unter mit bunten Lichtschläuchen dekorierten Pavillons gemütlich oder unterhielt sich mit den Nachbarn am Bierstand in der Halle.

„Wir wollten mal was anderes versuchen. Etwas Lockeres und vor allem ohne Konzertbestuhlung“, beschrieb Klaus Schild, der erste Vorsitzende des Vereins, gegenüber der SZ die Hintergründe. „Das ist hier wie im Biergarten“, sagte eine Rentnerin, die gerade ein Bier zu sich nahm und nun in ihre Brezel biss. „Es ist ein ganz gemütlicher Abend. Je mehr Spaß ihr habt, umso besser ist es für uns“, hatte Dirigent Welsch in einer Spielpause dem Publikum zugerufen. Seine Musiker spielten gerade einen Swingtitel. Noch traute sich niemand zu tanzen, genügend Platz in der zur Hälfte genutzten Halle wäre da gewesen. „Die müssten mal ein Frühlingslied spielen“, meinte eine Frau, während ihr Mann sich mit seinem Nachbarn über den ersehnten Aufstieg des Fußballvereins austauschte. „Mama Loo“ von Les Humphries unterbrach ihr Gespräch, denn jetzt war aktives Mitklatschen angesagt.

Beim Medley der James Bond-Titelmelodien ging das Gespräch weiter. Dieses Mal über die Blütenpracht in Nachbars Garten. Bei Italo Pop Classics waren die ersten Bravo!-Rufe zu hören. Auch beim Fluch der Karibik, ein nicht gerade leichtes Stück, waren sie auszumachen. Schade, dass es keine Showtreppe gab. Denn bei „Musik ist Trumpf“ hätte sie gut dazu gepasst. „So was können die ruhig öfters machen. Das war cool“, meinte ein Dorfbewohner am Rande des Abends gegenüber unserer Zeitung.

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