Auf Abstand bleiben als ein Akt der Nächstenliebe Ein Gottesdienst der völlig ungewohnten Art
Ormesheim · „Sehen Sie es als eine Form der Nächstenliebe an“, sagte Pfarrer Joachim Voss am Sonntagmorgen zu den Gläubigen in der Pfarrkirche St. Mauritius. Dort fand erstmals wieder ein Gottesdienst statt, nachdem dies wochenlang aus den allseits bekannten Gründen nicht möglich war.
Der Geistliche meinte die vielen Einschränkungen, die die Besucher zu beachten hatten. Bis Freitagmittag musste man sich telefonisch anmelden und die Kontaktdaten angeben. Somit ließe sich im Falle einer Ansteckung leichter nachvollziehen, wer alles mit der entsprechenden Person in Kontakt kam. Diese Daten werden sorgsam behandelt und die Listen nach zwei Wochen vernichtet, versicherte der Pfarrer nach der Messe gegenüber unserer Zeitung.
Maximal 40 Personen durften nur in die Kirche, 30 waren da. Auch war der Zugang quasi „Einbahnstraße“, da die Seitentür als Zugang fungierte und der Haupteingang zum Verlassen genutzt wurde. Orangefarbene Klebemarkierungen auch auf dem Weg zur Kirche. Am Eingang dann Helfer, die die Anmeldeliste abhakten und an den Desinfektionsmittelspender baten. Gespenstige Stille herrschte in der Kirche vor Beginn des Gottesdienstes. Sonst herrscht hier leichte Betriebsamkeit mit einem gewissen Geräuschpegel. Sich einfach hinsetzen war auch nicht drin: Nur in jeder dritten Bankreihe konnte man Platz nehmen. Die beiden anderen waren mit Absperrband unzugänglich gemacht. Und maximal drei Leute, immer im Abstand von zwei Metern, durften an den Markierungen in der jeweiligen Bank Platz nehmen. Ausnahmen stellten Leute aus gemeinsamen Haushalten dar. Die Gesangsbücher waren entfernt, die beiden Türen waren geöffnet, damit kein Kontakt über die -griffe erfolgen konnte. Gesungen wurde an diesem Sonntag auch nicht, kein Risiko auf der ganzen Linie. Stattdessen gab es, wie sonst auch, Orgelmusik von Walter Niederländer und Patrick Schnur steuerte von der Empore aus Liedbeiträge zur Messe bei.
Agathe Dier hat soeben eine Textpassage aus der Bibel vorgelesen und trägt nun die Fürbitten vor. Der Friedensgruß erfolgt durch freundliches Zunicken. Für die Kollekte standen am Ausgang Körbe bereit. Und da ist noch das auffällige Bild der Kommunionkinder 2020 mit Fotos, das am Altar platziert ist. Auch die Erstkommunion ist verschoben. Auch beim Gottesdienst läuft der Kommunion-Vorgang anders ab als sonst: Der Pfarrer zieht seinen Mundschutz an und legt die Hostien einzeln auf kleine Tellerchen, die auf Tischen an der untersten Altarstufe stehen. Die Gläubigen treten mit Sicherheitsabstand nach vorne, nehmen sich den Leib Christie und nehmen wieder Platz. Auch die Predigt war weitaus kürzer als sonst. Seelsorger Voss hatte darüber gesprochen, dass der Glaube helfe, diese schwierige Situation zu überstehen. „Du bist nicht allein“, war indirekt die Aussage. „Wir wollten der Gemeinde den Mundschutz nicht zu lange zumuten. Deshalb habe ich mich kurz gefasst“, erklärte uns am Ende der Pfarrer. Zwei Stunden habe es gedauert, bis die Ormesheimer Pfarrkirche entsprechend präpariert war. Den Ordnerdienst habe der Gemeindeausschuss übernommen. „An die wenigen Leute gewöhne ich mich nur schwer“, sagte eine ältere Dame traurig beim Verlassen der Kirche. Um die 100 Menschen nahmen sonst meist am Sonntagsgottesdienst teil.