Naturbühne Gräfinthal Wenn drei „Landeier“ sich Frauen fürs Leben suchen

Gräfinthal · Viel Beifall gab es vom coronabedingt reduzierten Publikum für die Premiere des Erwachsenenstücks auf der Naturbühne Gräfinthal.

 Die Landwirte Paul (Peter Bachmann), Peter (Felix Lauer) und Markus (Michael Nagel, von links) geben im Stück „Landeier“, das die Naturbühne Gräfinthal dieses Jahr spielt, alles.

Die Landwirte Paul (Peter Bachmann), Peter (Felix Lauer) und Markus (Michael Nagel, von links) geben im Stück „Landeier“, das die Naturbühne Gräfinthal dieses Jahr spielt, alles.

Foto: Jörg Martin

„Wir lassen jetzt alle mal das Wort mit ‚C‘ auf der Seite“, empfahl Peter Bachmann vom Kultur- und Theaterverein Bliesmengen-Bolchen am Freitagabend den Besuchern in seiner Begrüßung. Die Naturbühne Gräfinthal spielt dieses Jahr als Erwachsenenstück die Komödie „Landeier“. Die Zustimmung durch Nicken und auch die in den Gesichtern sichtbare Erleichterung in den gut besuchten Zuschauerreihen war durchaus wahrnehmbar. Immerhin ist die Personenzahl begrenzt, und es gelten auch zwischen den Reihen die üblichen Abstandsregelungen. Dennoch war die Aufführung, sicherlich auch wegen des guten Wetters an diesem Tag, gut besucht.

Das Werk des Autors Frederik Holtkamp offenbart zunächst vor allem eines: Menschen auf dem Land werden kolossal unterschätzt. So ist es auch mit dem kleinen Ort Bliesmolchbach. Drei Bauern hat das Kaff noch: Peter (Felix Lauer), Markus (Michael Nagel) und Paul (Peter Bachmann). Die haben nicht nur die Landwirtschaft gemeinsam, sondern auch ein weiteres Problem: Keine Frau in Sicht. Und Nickel (Thomas Kohl), der Wirt der einzigen Kneipe im Ort, kriegt den Frust ab und kann sich einiges von dem Trio anhören. Fahrt nimmt das Stück gleich zu Beginn auf, als zuerst Markus mit der Dreirad-Vespa und später Paul mit dem Rad auf der Bühne erscheint. Von da an jagt ein Gag den nächsten. Und sei es nur, dass Peter Nickels Klostein als Deo--Ersatz zweckentfremdet, um den Stallgeruch zu kaschieren. „Frauen werden völlig überschätzt. Für viele Dinge braucht man sie nicht“, lautet sein Eindruck. So ganz ohne geht’s dann doch nicht. Nickel empfiehlt „modernes Teufelszeug“: „Fratzebuck unn Jutube“ könnten den drei Solisten die holde Maid herbeibringen. Okay, also drehen sie einen Film und steigern sich dermaßen rein, dass selbst das Publikum Szenenapplaus spendet. Doch Peter vergisst zu erwähnen, dass er Platz 3 in der Pfalz beim Traktor-Tuning-Wettbewerb erzielte. Und dann war in der Kamera nur die Reinigungskassette drin. Owei, owei! Dann kommt die Briefträgervertreterin Gertrud (Alexandra Biehl), die wissen will, was man ihr in der Kneipe so empfehlen kann. „‘s beschd e anneri Kneip“, frotzelt Markus. Doch es kommt noch eine andere Frau ins Spiel: Jaqueline (Claudia Moschel). Sie hat Paul die Vorfahrt geklaut. Irgendwie werden die drei Männer einerseits immer trotteliger und gleichzeitig sympathischer. Auch Nickel überzeugt mit seiner Besen-Gitarren-Nummer von „Highway to hell“, bei der das Publikum begeistert mitklatschte. Die Resonanz auf das Frauen-Such-Video: verheerend. Obwohl: Bei Männern kam es ganz gut an. Frust macht sich breit: „Wenn man einen Mann fertig machen will, sagt man, er sei niedlich“, geifert da Paul. Doch dann bringen Jaqueline und Gertrud die Pläne des Trios so richtig in Fahrt und kümmern sich selbst um Kamera und Regie. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die drei von der Tankstelle, pardon, von der Bliesmolchbacher Kneipe, stellen sich zwar total dämlich dran. Doch am Schluss gibt es Paare und Existenzgründer. Kein Wunder, dass das Publikum stehende Ovationen spendete.

Weitere Vorstellungen (immer 20.30 Uhr): Freitag, 6., Samstag 7., Freitag, 13. und Freitag, 27., August.

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