Wem gehört der Wald? Ein großes Herz für die Mountainbiker

Mandelbachtal · Die Gemeinde Mandelbachtal verteufelt sie nicht, weil sie im Wald fahren, sondern sucht nach brauchbaren Lösungen.

 Mountainbiker toben sich gern im Wald aus. Das geschieht nicht immer ohne Konflikte.

Mountainbiker toben sich gern im Wald aus. Das geschieht nicht immer ohne Konflikte.

Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

(red) Im Rathaus Ormesheim kamen vor wenigen Tagen 19 Mountainbiker, Jäger, Naturschützer und Förster zum Runden Tisch zusammen. Eingeladen hatte die Erste Beigeordnete, Silvia Becker, zusammen mit dem Gemeindeförster Tobias Schlicker.

Denn nicht nur dieses Jahr erleben die Mountainbikes einen richtigen Aufschwung. Gleichzeitig gibt es – wie bei allen Tätigkeiten in der Natur – potenzielle Konflikte mit anderen Nutzern, schreibt die Verwaltung in ihrer Presseerklärung. Um diese Auseinandersetzungen nicht wie teils anderorts zu provozieren, wurde nun im Voraus eine Zusammenkunft arrangiert. Ziel dieser ersten Veranstaltung war es, überhaupt einmal die Wünsche der örtlichen Radler zu erfahren und sie gleichzeitig für das bestehende Spannungsfeld zu sensibilisieren.

Angeregt wurde das Treffen durch einen illegal gebauten Trail zwischen Bebelsheim und Habkirchen. Auch an anderen Orten tauchten solche Strecken auf. Eine Option war der sofortige Rückbau – auch um der Gemeinde als Flächeneigentümer keine Haftung zu übertragen – und es dabei zu belassen.

„Doch nur mit Verboten kommen wir nicht weiter“, so Förster Schlicker. „Es bringt nichts, vor einem solch großen Interesse in der Bevölkerung grundsätzlich die Augen zu verschließen.“ Denn allein in Deutschland fahren mehrere Millionen Menschen mehr oder weniger oft Mountainbike. Daher rief der Förster mit einem Zettel an der Strecke zum Dialog auf.

Schon im Vorfeld war das Interesse groß. Wie auch das Treffen zeigte, schließt diese Sportart alle Altersgruppen mit ein. Dabei gibt es verschiedene Formen – lange Touren, Downhill mit steilen Abfahrten und Hindernissen, aber auch Flowtrails ohne jegliche Hindernisse. Für den Einstieg und als Übungsmöglichkeit hat sich in Bebelsheim bereits eine Initiative gegründet, die auf einem Privatgrundstück im Ort Sprungschanzen aufgebaut hat. Hier kann jeder sicher seine Fähigkeiten testen. „Die Nachfrage ist groß“, bestätigt Alexander Emrich, der Jugendbeauftragte des Ortsteils.

Gleichzeitig gibt es bei der Ausübung des Sports in Wald und Flur Regeln und Gesetze zu beachten. So dürfen ohne Genehmigungen der Eigentümer laut Wald- und Naturschutzgesetz nur breite Wege genutzt werden. Auch ist besonders in der Brut- und Setzzeit zu beachten, dass sich Tiere ungestört um ihren Nachwuchs kümmern können. Dabei ist die Nacht und die Dämmerung für viele ein Tabu: Zum einen als Ruhezeit aus Naturschutzsicht, zum anderen als Hauptaktivitätszeit des Wildes, in der die Jäger aktiv sind. Gerade im letzten Jahr gab es wieder viele Schäden durch Wildschweine in vierstelliger Summe auf den Wiesen, für die in Mandelbachtal die Jagdpächter haften. Auch im Wald wird es durch die Trockenheit und Pilzkrankheiten noch wichtiger, auf Nachwuchs zu setzen. Hierfür ist die Bejagung von Rehen essenziell.

Nichtsdestotrotz hat man sich darauf geeinigt, weiter im Gespräch zu bleiben um ein, zwei attraktive Angebote zu schaffen, die legal genutzt werden können. Bestehende Wege werden darauf geprüft, ob sie im Einklang mit anderen Interessen stehen – oder wo entschieden ein Stopp steht. Es bleibt anzumerken, dass eine konstruktive Atmosphäre vorherrschte und viele Mountainbiker sich bereit erklärten, im Falle der Errichtung von Strecken Verantwortung für die Wartung zu übernehmen.

 Das ist der Revierförster Tobias Schlicker.

Das ist der Revierförster Tobias Schlicker.

Foto: Wolfgang Degott

Kontakt: Tobias Schlicker, Revierleiter Mandelbachtal; E-Mail: tobias.schlicker@mandelbachtal.de

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