Serie der mensch und sein(e) tier(e) – eine besondere beziehung Die Alpaka-Stute Willow ist Sabine Blaser ans Herz gewachsen
Mandelbachtal · Normalerweise vergibt der Helenenhof im Mandelbachtal nur Patenschaften für männliche Alpakas, machte hier aber gerne eine Ausnahme.
Dies ist die Geschichte von Sabine Blaser und ihrem „Patenkind“ Willow. Und so beginnt sie: „Es war während der Corona-Zeit. Ich war auf Instagram und habe rumgedaddelt“, erzählt Sabine, „da kam ein Bild von der Willow und ich habe gedacht: Was ist denn das? Die muss ich kennerlernen. Sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf.“
Kurzentschlossen setzt sie sich mit den Besitzern, Sarah und Georg Lang vom Helenenhof, in Verbindung. Willow ist eine Stute und die Patenschaften vergeben die Langs eigentlich nur für die männlichen Tiere. Denn eine Patenschaft beinhaltet, dass man auch mit „seinem“ Alpaka auf Trekking-Tour gehen kann, und diese wird nur mit männlichen Tieren veranstaltet. Warum das so ist, hat einen einfachen Grund. Da auf dem Helenenhof gezüchtet wird, sind die weiblichen Alpakas entweder trächtig oder haben ein Junges bei sich, und das gebe zu viel Stress bei den Touren. Aber bei Sabine und der vierjährigen Willow wird eine Ausnahme gemacht.
Üblicherweise hat man seine geliebten Haustiere bei sich zu Hause, man schläft mit ihnen ein, man steht mit ihnen auf. Aber bei den beiden ist das unmöglich. Die aus den Anden stammenden Alpakas sind Herdentiere und brauchen jede Menge Auslauf. So muss die Beziehung zwischen Sabine und Willow eben eine Fernbeziehung bleiben. Jedoch ist die Entfernung gering. Bierbach, das Dorf, in dem Sabine wohnt, und der Helenenhof im Mandelbachtal, wo Willow zu Hause ist, sind knapp 12 Kilometer voneinander entfernt.
So außergewöhnlich das Tier ist, an dem ihr Herz hängt, so außergewöhnlich ist der Lebenslauf der gebürtigen Bierbacherin. Die 57-jährige ist gelernte Fotografin. Nach der Wende zieht sie mit ihrem damaligen Freund nach Dresden, um eine Diskothek zu eröffnen. Das Heimweh plagt. Sie kehrt nach ein paar Jahren in ihr saarländisches Heimatdorf zurück und eröffnet ein Restaurant in Schwarzenacker. Nach zwei Jahren gibt sie es auf und arbeitet die nächsten zehn Jahre als Privatdetektivin. Das Detektivbüro geht insolvent und mit 43 schulte sie um auf Lagerlogistik. Seitdem arbeitet Sabine Blaser bei einer Zweibrücker Spedition.
Auch das Hobby, das sie jahrelang ausübt, ist bemerkenswert. Fallschirmspringen. „Ich wollte schon immer mal aus einem Flugzeug springen. Warum auch immer. Und das obwohl ich nicht schwindelfrei bin. Ich kann nicht einmal auf eine Leiter steigen“, sagt sie. 1992 macht Sabine mit einem Bekannten ihren ersten Tandemsprung. „Als wir gelandet sind, bin ich geradeaus in die Schule gegangen und habe gesagt, ich möchte jetzt Fallschirmspringen lernen.“ Ihre Ausbildungsorte sind zuerst Dresden und dann Tampa in Florida, wo sie die Prüfung ablegt.
Um mir ihr „Patenkind“ Willow vorzustellen, fahren wir auf den Helenenhof im Mandelbachtal. Auf diesem ehemaligen Bauernhof, zwischen Aßweiler und Erfweiler gelegen, leben die sogenannten Bliesgau-Alpakas, und bei ihnen verbringt Sabine so viel Zeit wie nur möglich. Hier hilft sie bei der Stallarbeit, füttert, mistet aus. Begleitet auch hin und wieder Trekking-Touren. Alle Tiere sind ihr ans Herz gewachsen, besonders aber Willow, die mich bei unserer Ankunft kritisch beäugt, ihre Patentante jedoch zu einem Küsschen an sich heranlässt. „Ich könnte mich hier mit einem Liegestuhl hinsetzen und sie stundenlang beobachten“, schwärmt Sabine beim Anblick der Herde. Alpakas sind sehr scheu, aber auch sehr neugierig. So kommt es schon vor, dass sie bei Familie Lang im Wohnzimmer stehen.
Zum Schluss gehen wir noch in den Stall und besuchen den Alpakahengst Paco. Er ist derjenige auf dem Helenenhof, der sich am bereitwilligsten fotografieren und streicheln lässt.
Einen Wunsch hat Sabine Blaser, und der hat natürlich auch mit den sanften Tieren zu tun. Sie möchte einmal mit einem Schlafsack im Stall der Alpakas übernachten.