Freunde über alle Grenzen hinweg Die Freiluft-Fete mit der ganz besonderen Note

Habkirchen · Deutsch-Französisches Brückenfest in Habkirchen. Aus dem Feiern kommt der Ort so schnell nicht heraus.

 Gemeinsam erhob man das Glas auf eine immer währende Freundschaft über alle Grenzen hinweg.

Gemeinsam erhob man das Glas auf eine immer währende Freundschaft über alle Grenzen hinweg.

Foto: Petra Pabst

„Hier wird deutsch-französische Freundschaft gelebt. Nicht nur bei diesem 19. Brücken-Fest, sondern das ganze Jahr über“ erklärte der Mandelbachtaler Bürgermeister Gerd Tussing bei seiner Begrüßungsansprache in Habkirchen. Hier feierte man am Wochenende auf und um die Europäische Freundschaftsbrücke. Sie verbindet den Ort mit dem französischen Frauenberg. Die beiden Orte werden durch die Blies getrennt, die an dieser Stelle zugleich Landesgrenze ist. Als Bindeglied fungiert die Fußgängerbrücke, die im Mittelpunkt des Festes steht.

Am Wochenende war sie fein herausgeputzt mit Blumen und europäischen Fahnen. Zum Beginn der Feierlichkeiten startete am Samstagabend in Habkirchen der feierliche Einzug über die Blies bis hin zum Place St. Jacques im gegenüberliegenden Frauenberg. Der Fanfarenzug „St. Pierre“ aus Remelfing spielte, zwei Fahnenträger präsentierten die deutsche und die französische Flagge und Kinder in traditionellen lothringischen Trachten schritten voran. Mit ihnen überschritten die Organisatoren, Ehrengäste und zahlreiche Anwohner und Festbesucher die unsichtbare Landesgrenze bis zum Festzelt, in dem mit einem zünftigen Fassbieranstich das zweitägige Unterhaltungsprogramm beginnen sollte.

So waren unter anderem Suprefekt Christophe Sallain, der französische Kreisvertreter Celest Let und natürlich der Frauenberger Bürgermeister Aloys Hauck als Schirmherren zugegen. „Wir leben hier den europäischen Gedanken und kennen eigentlich keine Grenze zwischen unseren Gemeinden. Wir kaufen drüben ein, sind hier und dort in Vereinen gemeinsam aktiv und planen zusammen schöne Projekte. Wir sind ein tolles Team und arbeiten Hand in Hand“, erklärte Jörg Fuchs, Vorsitzender des Angelsportvereins Habkirchen, dem austragenden Verein auf deutscher Seite. „Seit Jahrzehnten wird das so unter den Einwohnern hier gelebt, wir kennen das gar nicht anders.“ Auf französischer Seite zeichnet eine Arbeitsgemeinschaft aus Frauenberg für die Organisation verantwortlich. Olivier Beard, deren Sprecher, ergänzt: „Seit 1984 gibt es dieses Fest. Und laut uns vorliegender Informationen ist es das einzig wiederkehrende grenzüberschreitende Fest von Deutschen und Franzosen. Und wir als neue Generation möchten dafür Sorge tragen, dass das gemeinsame Leben noch lange so bestehen bleibt.“

Der Kreisbeigeordnete Hans-Jürgen Domberg hatte die Ehre, den Fassbieranstich vornehmen zu dürfen. „Wir hatten kürzlich Gäste von Partnergemeinden aus Polen und der Ukraine hier zu Gast. Für sie war es ein überraschendes Erlebnis und ein erhabenes Gefühl zu erleben, wie man eine Landesgrenze überschreiten kann ohne Kontrollen oder Schlagbäume“, erzählt er. „Dieses Fest verkörpert die Freundschaft zweier ehemals verfeindeter Nationen. Es hat einen hohen kulturellen Wert für die Region und deren Einwohner.“ Mit Dank an die Organisatoren und dem Wunsch, dass die Gäste gute Begegnungen und schöne Gespräche diesseits und jenseits der Brücke haben mögen schritt Domberg zur Tat und nur wenige Augenblicke später floss das kühle Blonde in die Krüge. Auf beiden Seiten der Brücke unterhielten Live-Bands die Gäste, die auf den vielen bereitgestellten Bierzeltbänken unter Schatten spendenden Ahornbäumen oder Pavillons Platz gefunden haben.

Zwei Tage lang bummelten viele Hundert Festbesucher über die Brücke nach hüben und drüben und genossen den Blick über die Blies auf die alte Mühle. „Hast du auch deinen Pass dabei?“, fragt eine Besucherin scherzend ihren Begleiter. Ein Kinderkarussell, eine Schießbude und Entenangeln lockten die Kinder an und sorgten für strahlende Augen. Jeder der teilnehmenden Vereine wartete mit Spezialitäten auf. Während an den Ständen auf der französischen Seite die Besucher mit Crèpes, Merguez oder Paella verwöhnt wurden, lockten in Habkirchen auf deutscher Seite Rostwürste oder Schwenkbraten und Flammkuchen aus dem Holzofen. Wendelin Lonsdorf aus Wittersheim war mit seiner Familie zu Besuch. „Das ist das fünfte Brückenfest, das wir mitfeiern. Wir kommen gern hierher und genießen es, dass wir ohne Kontrollen und größere Sprachbarrieren regelmäßig über die Grenze zu unseren Nachbarn nach Frankreich fahren können. Es ist toll, dass die geschichtliche Entwicklung uns das heute ermöglicht“, sagt er.

Das Zollmuseum Habkirchen, das direkt an der Brücke liegt, hatte an beiden Veranstaltungstagen geöffnet. Der ehemalige Zollbeamte Franz-Josef Fries führte neugierige Besucher durch dessen Räumlichkeiten, erklärte die ausgestellten Exponate und unterhielt mit Fakten, Geschichten und Anekdoten rund um den Grenzübergang. Die beiden Gemeinden können stolz auf dieses schöne und besondere Flair sein und auf die Menschen, die die Tradition des Freundschaftsfestes aufrecht halten. In zwei Jahren, wenn sie zum 20. „Fête du pont“ einladen, wird der feierliche Einzug dann im französischen Frauenberg beginnen und in die andere Richtung nach Habkirchen führen. So will es die Tradition.

Aber bereits Mitte August wird schon wieder richtig groß gefeiert. „1200 Jahre Habkirchen“, heißt es dann bei einem viertägigen Festprogramm mit Mittelaltermarkt.

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