Das neue Leben des Ex-Bürgermeisters von Mandelbachtal Mit seinem Fahrrad will er noch so manche Hürde meistern

Mandelbachtal · Was macht eigentlich Gerd Tussing, der Ex-Bürgermeister von Mandelbachtal? Wir haben ihn aufgesucht und viel über sein neues Leben erfahren.

 Der frühere Bürgermeister von Mandelbachtal, Gerd Tussing, vor einem Foto, das ihn bei seiner großen Leidenschaft, dem Radfahren, zeigt.

Der frühere Bürgermeister von Mandelbachtal, Gerd Tussing, vor einem Foto, das ihn bei seiner großen Leidenschaft, dem Radfahren, zeigt.

Foto: Jörg Martin

Was macht ein Bürgermeister, der nicht wiedergewählt wurde und noch zu jung ist, um sich endgültig zur Ruhe zu setzen? Dieser Frage sind wir nachgegangen, als wir mit Gerd Tussing (CDU) gesprochen haben. Der Ex-Bürgermeister von Mandelbachtal unterlag bei der Kommunalwahl 2019 Maria Vermeulen (SPD). Vor rund eineinhalb Jahren übergab er die Staffel im Ormesheimer Rathaus an seine Nachfolgerin. Nach einem Sabbat-Jahr ist Tussing wieder befristet im saarländischen Innenministerium in Teilzeit beschäftigt. Dort war er bereits tätig, ehe er Bürgermeister wurde. Die Überbrückungszeit hatte aber auch ihr Gutes: Er hatte mehr als ein Jahr Zeit, um mit der Situation des Amtsverlusts klarzukommen und auch, um die Freizeit zu genießen. Außerdem half er seinen Geschwistern beim Umbau und Umzug und war natürlich viel mit seinem Fahrrad unterwegs.

Am Tegernsee kam ihm die Idee, 2021, sofern Corona im nicht in die Quere kommt, die Alpen zu überqueren. 1500 Höhenmeter und 24 Kilometer nur bergauf bei einer mittleren Steigung von 10 Prozent und das Ganze in unter drei Stunden: Das war die Generalprobe 2020 am Großglockner als Tagesetappe. Davon soll es 2021 über die Alpen mehrere geben. Doch Gerd Tussing strahlt alleine schon jetzt, wenn er davon spricht. Bei den bisherigen Radtouren haben ihn die Leute angefeuert und sogar Wasser gereicht. „Beim Radfahren kann man wunderbar nachdenken und Entscheidungen treffen“, bilanziert er. „Gerd Tussing auf dem Weg zu sich selbst“, könnte man fast sagen. Er braucht keine Superlative, und er muss auch nicht der Schnellste sein, bekräftigt der Sportler. Und wenn die Alpen nicht klappen, dann fährt er eben durchs Sauerland.

Die lange Auszeit hat ihm offenbar mehr als gutgetan. Gerd Tussing kommt entspannt und gelöst rüber, als wir mit ihm sprechen. „Ich schaue fast nicht zurück und habe Abstand. Gedanklich bin ich weit weg. Mein menschlicher Umgang war nicht schlecht“, kommentiert er die sieben Jahre als Hausherr im Rathaus. Er habe sein Bestes versucht, vermisst die Kollegen im Rathaus, mag sich aber den Job wegen der immensen finanziellen Probleme der Gemeinden und der Corona-Pandemie heute kaum noch vorstellen. Er beneide Maria Vermeulen deshalb nicht. „Man kann gut mit mir umgehen“, sagt er entspannt. Dennoch sei der Druck im Rathaus groß gewesen. Er habe die Aufgabe damals gern übernommen und sei, aus heutiger Sicht, nicht sehr gut darauf vorbereitet gewesen. „Im Amt muss man funktionieren“, stellt Gerd Tussing fest. Dafür habe er das Vereinsleben der Gemeinde in seiner Amtszeit völlig anders erleben dürfen, es sehr schätzen gelernt und hat nun auch vor dem Ehrenamt einen noch größeren Respekt. Umso mehr vermisste er die Fastnacht, zu der er früher keinen so intensiven Bezug hatte. Und dann ist man als Interviewer baff darüber, was Gerd Tussing auch für eine Technik-Leidenschaft hegt: Ein recht großer Flachbildschirm fürs TV und zwei Monitore nebeneinander für den Hochleistungs-Computer. Ein Bildschirm schmal und recht lang sowie elegant gebogen: High Tech pur. Von der Soundbar ganz zu schweigen. Tussing winkt ab. Er habe zwar großen Spaß an ihr und die Technik sei ein weiteres, großes Hobby. Doch es handele sich um Sonderangebote aus dem Internet. „Man braucht eine Aufgabe. Die Zeit als Bürgermeister ist allerdings vorbei“, meint der Ex-Bürgermeister.

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