Attila durfte im Wald natürlich nicht fehlen

Bebelsheim · Eine überzeugende Vorstellung wurde die Premiere der mystischen Sommernachtswanderung der Heimatfreunde Bebelsheim. Initiator Arno Soffel wollte mit der Veranstaltung Familien und auch Kinder erreichen. Ein Vorhaben, das gelang.

 Die Wandergruppe der Heimatfreunde bei der Wanderung „Auf Attilas Spuren über den Römerweg“. Der Grabwächter Attila tauchte dann auch noch mitten im Wald auf. Fotos: Verein

Die Wandergruppe der Heimatfreunde bei der Wanderung „Auf Attilas Spuren über den Römerweg“. Der Grabwächter Attila tauchte dann auch noch mitten im Wald auf. Fotos: Verein

Ideengeber zur ersten Bebelsheimer mystischen Sommernachtswanderung war das Heimatfreunde-Urgestein Arno Soffel. Er wollte vor allem ein Publikum mit Familien und Kindern erreichen, was auch gelingen sollte. Der Vereinsvorsitzende Volker C. Jacoby konnte auf dem Dorfplatz über 60 Wanderteilnehmer begrüßen, darunter einige Kinder. Das Thema der Wanderveranstaltung "Auf Attilas Spuren über den Römerweg" verriet zwar einiges über das, was die Teilnehmer erwarten sollte; allerdings überraschten die Heimatfreunde mit einem Beitrag besonders.

Die Wanderung führte über den Reinheimer Berg bis zum Römerweg, wo die beiden Wanderführer Volker C. Jacoby und Arno Soffel Wissenswertes über die Gewannbezeichnungen, den Verlauf der Römerstraße und die dortigen Grenzsteine an die Wandergruppe weitergaben. Unterwegs erläuterte Arno Soffel die Legende von der Judasbuche, an der noch vor gut 100 Jahren am Karfreitag der "Judas" in Form einer Strohpuppe unter "großem Hallo" verbrannt wurde. Weiter im Wald zeigten die Wanderführer die beiden am Weg liegenden Hügelgräber. Über das Leben der Kelten berichtete Arno Soffel ausführlich, bis plötzlich aus dem Dickicht "Attila der Grabwächter" (alias Volker C. Jacoby) hervortrat und der Wanderschar Grabschändung unterstellte. Soffel konnte "Attila" besänftigen und entlockte dem Grabwächter im Gespräch die geschichtlichen Hintergründe zum Bebelsheimer Hügelgrab. Mittels dieser gekonnt vorgetragenen Inszenierung wurde der Gruppe die Grabanlage und deren im Jahr 1991 vom Archäologischen Verein des Saarpfalz-Kreises freigelegten Funde auf eine ganz besondere Art und Weise nahe gebracht.

"In dem Hügelgrab aus der mittleren Bronzezeit (1500 vor Christus) wurden nämlich die bislang ältesten Knochenfunde des Saarlandes zu Tage gebracht. Außerdem wurden einige Beigaben wie ein Bronzedolch, eine Gewandnadel und Pfeilspitzen gefunden. Der Grabhügel ist ein Beweis, dass die Kelten schon vor über 3500 Jahren hier gesiedelt haben", ging aus dem Gespräch zwischen "Attila" und Arno Soffel hervor. Die Wanderung führte dann weiter über den Römerweg bis zum alten Waldfestplatz (Rubenheimer Berg), wo der blutrot gefärbte Abendhimmel die mystischen Legenden über die "Krehgewanne" fantastisch in Szene setzte. Die Flurnamenforschung bringt die so genannten "Kräh-Fluren" mit dem Krähen der Hähne in Verbindung. Von diesen Stellen sei das vertraute Krähen der heimischen Hähne wieder hörbar gewesen, was die Dorfbewohner auf der Rückkehr von Reisen wieder beruhigend stimmte.

Von einer anderen weitaus mystischeren Deutung der "Kreh-/Kräh-Fluren" berichtet die Bebelsheimer Schulchronik aus dem Jahr 1900: Demzufolge sollen sich auf dieser Anhöhe allabendlich die Krähenvögel versammelt haben, um dem Donnergott "Donar" über die Schandtaten der Menschen zu berichten, der daraufhin die Übeltäter aufhängen ließ und die Raben die Überreste der am Strick hängenden Gerichteten verspeisten. "Welcher Geschichte soll man nun glauben?" - Arno Soffel ließ es offen, empfahl jedoch den Wanderteilnehmern die Fackeln auf dem Rückweg ins Dorf nicht verlöschen zu lassen, um die feuerfürchtenden Raben vertreiben zu können.

Am Bebelsheimer Dorfplatz angekommen lobte die Wandergruppe den Veranstalter für diese informative und erlebnisreiche Wanderung, der sicher weitere mystische Veranstaltungen folgen werden, wie die Heimatfreunde versicherten.

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