Mandelbachtal Wie die Geschichte des Saarlandes begann

Ormesheim · Eine Ausstellung im Rathaus Ormesheim befasst sich mit der Zeit der Weimarer Republik. Damals entstand der Vorläufer unseres heutigen Bundeslandes.

 Saarländische Schulkinder empfangen Soldaten der englischen Abstimmungstruppen im Dezember 1934. Zur Absicherung  der Volkabstimmung vom 13. Januar wurde ein internationales Truppenkontingent (Engländer, Schweden, Holländer, Italiener) ins Saargebiet geschickt, es war der erste „Blauhelmeinsatz“ in der Geschichte des Völkerbunds.

Saarländische Schulkinder empfangen Soldaten der englischen Abstimmungstruppen im Dezember 1934. Zur Absicherung der Volkabstimmung vom 13. Januar wurde ein internationales Truppenkontingent (Engländer, Schweden, Holländer, Italiener) ins Saargebiet geschickt, es war der erste „Blauhelmeinsatz“ in der Geschichte des Völkerbunds.

Foto: Landesarchiv Saarbrücken

Eine ganz besondere Epoche der deutschen und saarländischen Geschichte wird derzeit im Mandelbachtaler Rathaus mit einer interessanten Ausstellung gewürdigt: Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, konkret zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges im Jahr 1918 und der Rückkehr des Saargebietes ins Deutsche Reich nach der Saarabstimmung am 13. Januar 1935.

In Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv Saarbrücken ist im Rathaus eine Ausstellung über das Saargebiet zwischen 1918 und 1935 zu sehen – verbunden mit der multimedialen Schau „Die Weimarer Republik – Deutschlands erste Demokratie“ des Vereins Weimarer Republik e.V. Die beiden Ausstellungen werden unter dem Titel „Das Saargebiet und die Weimarer Republik“ zusammen gezeigt.

Die Eröffnung fand Ende vergangener Woche statt. „Der Versailler Vertrag hatte vor fast genau 100 Jahren, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, festgelegt, dass das knapp 2000 Quadratkilometer große Industrierevier an der Saar vom Deutschen Reich abgetrennt und als Mandatsgebiet dem Völkerbund unterstellt wurde“, erinnerte Paul Burgard vom Landesarchiv in seiner Einführung. „Erst mit der Gründung dieses als Saargebiet bezeichneten Gebildes beginnt 1920 die Geschichte des Saarlandes als eigenständige Region und als staatliche Einheit.“

Der Historiker informierte weiter, dass „an der Spitze des neu entstandenen ‚Staates’ eine fünfköpfige, internationale Regierungskommission stand, der neben vier Männern aus Völkerbundstaaten auch ein Saarländer angehörte.“ Bis 1925 wurde die Kommission von einem französischen Präsidenten geleitet. An Frankreich, mit dem das Saargebiet seit 1923 in einer Zoll- und Währungsunion verbunden war, wurden auch die staatlichen Steinkohlegruben als Kriegsentschädigung abgetreten. „Für 1935 wurde eine Volksabstimmung terminiert, in der die Saarländerinnen und Saarländer über ihre staatliche Zukunft entscheiden sollten“, so Burgard.

Der Erste Beigeordnete der Gemeinde Mandelbachtal, Eberhard Keipert, konnte in Vertretung von Bürgermeister Gerd Tussing viele geschichtsinteressierte Gäste zu der Ausstellungseröffnung begrüßen. Er freute sich, dass die vom Landesarchiv für eine Veranstaltung in Brüssel konzipierte Ausstellung auf Initiative des Verkehrsvereins in dieser Form nun erstmals auch im Saarland zu sehen ist.

„Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen ist ein ganz besonders spannendes Kapitel saarländischer und deutscher Geschichte“, hatte Manfred Pfeiffer, der Vorsitzende des Verkehrsvereins Mandelbachtal, schon bei der Ankündigung der Ausstellung erklärt. „Diese Zeit ist ein Lehrstück dafür, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist, sondern immer wieder erkämpft und verteidigt werden muss.“

Bei der Eröffnung erläuterte Pfeiffer den Aufbau der Ausstellung. „Die ausgestellten Exponate über die Saargebietszeit korrespondieren mit zwei Medienstationen des Vereins Weimarer Republik e.V., auf denen der hoffnungsvolle Anfang, aber auch die Krisen der Weimarer Republik gezeigt werden – bis hin zur Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem damit verbundenen Ende der ersten Demokratie in Deutschland im Jahr 1933“, ging er auf den zweiten Teil der Ausstellung ein, der von ihm eigens in Weimar abgeholt worden war.

 Das Bild zeigt v.l. den Ersten Beigeordneten Eberhard Keipert, die stellvertretende Ortsvorsteherin Maria Vermeulen, Dr. Paul Borgard vom Landesarchiv und den Initiator der Ausstellung Manfred Pfeiffer an den beiden Medienstationen zur Weimarer Republik. Foto: Franz-Josef Fries, darf kostenfrei veröffentlicht werden.

Das Bild zeigt v.l. den Ersten Beigeordneten Eberhard Keipert, die stellvertretende Ortsvorsteherin Maria Vermeulen, Dr. Paul Borgard vom Landesarchiv und den Initiator der Ausstellung Manfred Pfeiffer an den beiden Medienstationen zur Weimarer Republik. Foto: Franz-Josef Fries, darf kostenfrei veröffentlicht werden.

Foto: Franz-Josef Fries

Der Ausstellungsteil „Weimarer Republik“ wurde finanziert vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, der Teil zum Saargebiet von der Landesregierung. Vor Ort wurde die Schau vom Verkehrsverein, von der Kreissparkasse und der Gemeinde unterstützt. Besucht werden kann sie bis zum 20. April während der Öffnungszeiten des Rathauses, von Montag bis Freitag jeweils von 8.30 bis 12.00 Uhr und am Montag und Donnerstag von 13.00 bis 15.30 Uhr sowie am Mittwoch von 13.00 bis 17.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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